BLO-Ateliers im Kaskelkiez starten ein Residenzprojekt für Künstler im Exil

Wasim Ghrioui ist einer der ersten, der am neuen Residenzprojekt "Hier und Jetzt" für Künstler im Exil in den BLO-Ateliers teilnimmt. | Foto: Berit Müller
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Rummelsburg. Friedrichshain, Prenzlauer Berg, vielleicht Weißensee? Gefragt, wo die größte Künstlergemeinschaft im Osten Berlins angesiedelt ist, würden wohl die wenigsten mit „Lichtenberg“ antworten. Stimmt aber. Die BLO-Ateliers im Kaskelkiez sind Hort für rund 100 Kreative. Neu ist dort das Residenzprojekt für Künstler im Exil „Hier und Jetzt“.

Zwei Monate sind eigentlich eine viel zu kurze Zeit – Wasim Ghrioui freut sich trotzdem über diese Chance. "Ich bekomme hier ja nicht nur einen Platz zum Arbeiten", sagt der 36-jährige Syrer. „Ich treffe andere Künstler, kann Kontakte knüpfen und vieles über die Berliner Kunstszene erfahren.“ Ghrioui zählt zu den ersten drei Teilnehmern des Residenzprojektes „Hier und Jetzt“.

Die vom bezirklichen Kulturfonds geförderte Initiative ermöglicht es drei geflüchteten Künstlern, jeweils für die Dauer von acht Wochen eine Werkstatt auf dem Gelände der BLO-Ateliers zu nutzen – mietfrei. Rahmenprogramm, eine öffentliche Präsentation, Hilfe beim Netzwerken sind inklusive. Auf die Beine gestellt hat es der Verein „Lockkunst“, der die BLO-Ateliers auf einem Teilstück des ehemaligen Bahnbetriebswerks Lichtenberg Ost nahe der S-Bahnstation Nöldnerplatz betreibt – daher der Name. Dort gingen bis zur Wende täglich an die 1000 Beschäftigte ein und aus.

Die frühere 24-Stunden-Kantine ist heute Veranstaltungssaal der Künstlergemeinschaft. „Lockkunst“ hat den ersten Zehn-Jahres-Mietvertrag mit der Deutschen Bahn 2004 unterzeichnet und inzwischen bis 2024 verlängert. Die Künstler vor Ort zahlen eine moderate Miete – Reparaturen an den Gebäuden leisten sie dafür selbst. Das Ganze funktioniert so gut, dass der Verein über einen Kauf des Geländes nachdenkt. „Wir würden gern langfristig hierbleiben“, sagt Gründungsmitglied Olaf Friese. „Fest ist noch nichts, aber die Zeichen stehen gut. Zumindest war die Resonanz auf unsere Kaufanfrage sehr positiv.“

Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) begrüßt die Ansiedlung der freien Szene in Lichtenberg: „Das ist ein absoluter Gewinn für unseren Bezirk.“ Den Kulturfonds würde er daher gern aufgestockt sehen – mindestens ums Doppelte. Von dem jährlich mit 40 000 Euro gefüllten Fördertopf haben die BLO-Ateliers schon häufiger profitiert. Zuletzt gab es 6500 Euro für das Residenzprojekt, mit dem nun Wasim Ghrioui unterstützt wird.

Der junge Syrer wurde in Aleppo geboren, wuchs in Damaskus auf – bis er seine Heimat verlassen musste. Nach einer zweijährigen Station in Beirut landete er vor 2013 in Berlin. Ghrioui ist ein künstlerisches Multitalent, neben der Malerei widmet er sich Video-Installationen, spielt Theater, macht Musik und beherrscht die Kunst des Mosaikens. Er unterrichtet in Flüchtlingsheimen, ab und an gibt er Kurse für Kollegen, die sich auf dem hiesigen Kunstmarkt noch schwer zurechtfinden.

Inzwischen kann Wasim Ghrioui von alldem halbwegs leben und sich vorstellen, eines Tages nach Lichtenberg zurückzukehren. Vielleicht als Mieter einer eigenen Werkstatt in den BLO-Ateliers. Denn das Künstlerprojekt gefällt ihm sehr. „Wer einmal hier war, verliebt sich sofort in das Gelände.“ bm

Informationen über die Künstlergemeinschaft, Projekte und Ausstellungen gibt es auf www.blo-ateliers.de.
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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