Pilotprojekt zur Ausbildung junger Flüchtlinge hat begonnen

Markus Deecke (Zweiter von rechts), Initiator des Pilotprojekts, mit Teilnehmern. | Foto: KEN
3Bilder
  • Markus Deecke (Zweiter von rechts), Initiator des Pilotprojekts, mit Teilnehmern.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. Da sitzen sie im ersten Stock der Gerhard-Schlegel-Sportschule am Priesterweg und sind hochmotiviert, Frauen und Männer, die aus Syrien geflohen sind. Sie sind Teilnehmer einer deutschlandweit einzigartigen Initiative.

Die Idee hatte der Berliner Unternehmer Markus Deecke. Für sein privat finanziertes Pilotprojekt „Start 3+3. Das Programm für junge Flüchtlinge“ konnte er zahlreiche Unternehmen und Betriebe aus Berlin sowie den Landessportbund Berlin (LSB) und die Gesellschaft für mobile Jugendarbeit „Outreach“ ins Boot holen.

Am 11. Januar war es soweit. Nach einem einwöchigen Crashkurs in Deutsch beginnt um 10 Uhr in der LSB-Sportschule in Schöneberg der Unterricht. Die Flüchtlinge im Alter zwischen 17 und 29 Jahren, fünf Frauen und 15 Männer, werden während sechs Monaten lang montags und dienstags von 9 bis 14 Uhr zu Übungsleitern im Breitensport mit C-Lizenz ausgebildet.

„Trainer werden weltweit händeringend gesucht“, weiß Markus Deecke. Das Pilotprojekt diene gleichzeitig zur „Sichtung von Talenten“, wie er es ausdrückt. Parallel zum Unterricht absolvieren die Teilnehmer mittwochs bis freitags ein Praktikum in den Projektbetrieben und -unternehmen. Dazu gehören zahnorthopädische Praxen, Hotels oder Gebäudereinigungsfirmen. Sie zahlen je Flüchtling 780 Euro. Manche hoffen, dass sich nach Projektende eine volle Ausbildung anschließt. Initiator Deecke wundert sich, dass bisher kein Betrieb „in diesem Land der dualen Ausbildung“ Flüchtlinge so richtig „auf dem Schirm“ habe.

Ines Grzyb zeigt Fragebögen. Die Straßensozialarbeiterin von Outreach und ihr Kollege Zeljko Ristic haben mit möglichen Teilnehmern des Pilotprojekts Interviews geführt. Sie leben in Hostels, Notunterkünften oder Flüchtlingsheimen. Nicht bei allen steht der Aufenthaltstitel schon fest.

Viele, sagt Ines Grzyb, seien bis zur 12. Klasse zur Schule gegangen und besäßen eine Art Fachhochschulreife für das Hotelgewerbe, den Metallbau oder ein Handwerk. Einige hätten noch in Syrien eine Ausbildung begonnen.

„Ihr Potenzial ist enorm hoch. Sie erkennen ihre Chance“, meint Grzyb. Bis auf einen Teilnehmer, der zu seiner Familie in Syrien zurückkehren möchte, wollen alle eine „gute Arbeit“ finden, ein ruhiges Leben führen und eine Familie gründen oder die ihre nach Deutschland nachholen.

Das Pilotprojekt biete aber auch Unternehmen eine Chance, sagt die Sozialarbeiterin, nämlich die Gelegenheit, die Zugangsmöglichkeiten zur Berufsausbildung zu überdenken. Das Besondere an „Start 3+3“ sei, so Ines Grzyb weiter, dass die Praktikumsverträge für die Flüchtlinge direkt mit den Firmen abgeschlossen wurden. Über die Erfolgsaussichten mag sie nicht reden. „Niemand kann Prognosen stellen.“

Initiator Markus Deecke denkt darüber nach, bei einem Erfolg „Start 3+3“ auf das gesamte Bundesgebiet auszudehnen, vornehmlich in den Ballungszentren. „Nach der Willkommenskultur kommt die Qualifizierungsoffensive“, meint er. KEN

Mehr Informationen gibt es unter www.lsb-berlin.de.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 164× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 120× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 176× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.516× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.