Kunst von der Straße kommt ins Museum

Eine Galerie auf halber Höhe führt Museumsbesucher künftig näher an die Kunst heran. | Foto: Graft
6Bilder
  • Eine Galerie auf halber Höhe führt Museumsbesucher künftig näher an die Kunst heran.
  • Foto: Graft
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Schöneberg. „Sie sprayen Graffitis an Fassaden, benutzen Schablonen auf Mauern und bekleben Wandflächen mit Papiercollagen. Ihre Kunst ist rebellisch, verstörend, gefällig und populär.“ So hat Autor Frank Krämer die Kreativen einer neuen Kunstrichtung beschrieben. In Berlin werden diese Rebellen der Street Art jetzt "eingehaust", im Urban Nation Museum for Urban Contemporary Art.

Am 19. Mai wurde der Baubeginn gefeiert. Bis Mitte 2017 wird aus dem Gründerzeitbau in der Bülowstraße 7 und Zietenstraße 11 ein Ort für Ausstellungen, für Forschung und Austausch rund um die einst subversive und subkulturelle Kunstform.

Nach den Vorstellungen der Ideengeberin, der Galeristin und Kuratorin Yasha Young, wird das Museum nicht nur konservieren, sondern gemäß der Eigenschaft der Street Art, dem Flüchtigen und Vergänglichen, selbst zum wechselnden Kunstwerk und Bildträger.

Nach den Plänen des beauftragten Architekturbüros Graft erhält das Haus am Eckturm und an den unteren Seitenbereichen eine Wechselfassade. Teile der Außenwände sind abnehmbar. „Das künftige Museum stülpt sich so immer wieder eine neue Haut über“, erläutert Thomas Willemeit vom Büro Graft.

Auch im Innern folgt das Museum dem Street- oder Urban-Art-Konzept: Die Räume erstrecken sich über zwei Geschosse, sodass bis zu sieben Meter hohe Kunstwerke präsentiert werden können. Eine Galerie auf halber Höhe erlaubt es dem Besucher, die Arbeiten auch ganz aus der Nähe zu betrachten.

Im neugestalteten Gebäude wird es Wohnungen für Künstler, Räume für Kurse und Veranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen sowie einen Innenhof für Außenausstellungen und unter dem Dach einen Vortragsraum geben.

Bereits seit Ende 2013 lässt „Urban Nation“, eine Institution der im selben Jahr gegründeten, gemeinnützigen Gewobag-Stiftung Berliner Leben (www.urban-nation.com; www.stiftung-berliner-leben.de), lokale und internationale Kunstschaffende triste Wände von Häusern im Besitz der städtischen Wohnungsbaugesellschaft künstlerisch gestalten. „Das Museum ist das größte Projekt der Stiftung. Es ist ein Leuchttumprojekt“, sagt Stiftungsvorstandsvorsitzender Hendrik Jellema. Vor fünf Jahren hätte man darüber noch die Nase gerümpft.

Die Gewobag wolle Kieze mit „gutem Leben füllen“, so Vorstandsmitglied Markus Terboven. Kultur sei dafür ein geeignetes Mittel. Im Kiez um die Bülowstraße besitzt die Gewobag rund 5000 Wohnungen. Terboven verspricht, hier die Mieten „niedrig und stabil“ zu halten.

Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) nennt das Projekt „wahnwitzig und wahnsinnig“ und sagt gleichzeitig: „Welcher Ort könnte besser geeignet sein für diese internationale und niedrigschwellige Kunst als Berlin?“ Graffiti und Street Art gehörten zur Stadt und umgekehrt. Das Museum wird mit Mitteln der Berliner Lotto-Stiftung gefördert.

Tempelhof-Schönebergs Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) zeigt sich ebenfalls begeistert. „Der Bezirk identifiziert sich mit und über die Kunst“, sagt sie. Sie freue sich, dass der Bezirk für Künstler eine so besondere Attraktivität entwickele. Das Museum werde noch mehr Touristen nach Schöneberg locken. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.255× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.370× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.320× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.278× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.