Tempelhof-Schöneberg. Der Bezirk nimmt beim Koma-Saufen berlinweit den traurigen ersten Platz ein. 2011 mussten in Tempelhof-Schöneberg 30 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren deshalb in ärztliche Behandlung, 2012 waren es 34.
Jungen und Mädchen sind gleichermaßen betroffen. "Wir als Gesellschaft müssen den Umgang mit Alkohol noch üben, wenn es um unsere Kinder geht", sagt Stadtrat Oliver Schworck (SPD) zum Problem steigenden Alkohol- und Drogenkonsums unter Jugendlichen.
Zwar kontrolliert das Ordnungsamt regelmäßig, ob und wie Alkohol an Minderjährige abgegeben oder ausgeschenkt wird. Doch 2013 hat sich die Zahl der Verstöße im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt: von zehn Fällen auf 20. "Die Dunkelziffer ist deutlich höher", merkt Oliver Schworck an. Gewerbetreibende, die gegen den Jugendschutz verstoßen, haben bislang noch nichts zu befürchten, ihre Konzession zu verlieren. Für die Zukunft plant der Bezirk solche Schritte bei "erfassten Mehrfachverstößen".
Weil die Quote in der ganzen Stadt alarmierend hoch ist, führt Berlin seit August 2013 Testkäufe durch - mit einem erschreckenden Ergebnis: In 75 bis 100 Prozent der Fälle erhielten die Jugendlichen problemlos Alkoholika. Das Ordnungsamt Tempelhof-Schöneberg wird im Juni mit Testkäufen beginnen.
Vielfältige Prävention
Der Bezirk betreibt auf vielfältige Weise Prävention. Da ist die Alkohol- und Medikamentenberatungsstelle für Jugendliche und Eltern vom Notdienst für Suchtmittelgefährdete, die Beteiligung an landesweiten Suchtpräventionsaktionen wie "Na klar" oder "Aktionswoche Alkohol", das Projekt "KafKA. Kein Alkohol für Kinder-Aktion", das Handel und Gastronomie auf die Gefahren von Alkohol für Kinder und Jugendliche hinweist, oder das Projekt "Infoteam Sucht", das in Schulen und Jugendeinrichtungen geht. Regelmäßig findet auch die Aktion "Fit für die Straße - kein Alkohol, keine Drogen im Straßenverkehr" statt. Sie erreicht jedes Jahr viele Hundert Schüler. Für "Peer Eltern an Schule" hat der Bezirk 2011 eine Auszeichnung erhalten. Dieses Projekt soll wiederbelebt werden.
Karen Noetzel / KEN
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