„Langer Freitag“ am Bayerischen Platz lädt zum Bummeln und Genießen ein

15. September 2017
17:00 Uhr
Bayerischer Platz, 10779 Berlin
Vier vom Verein "Quartier Bayerischer Platz": Gertrud Schröder, Bodo Thörner, Renate Friedrichs und Gastwirt Andreas Kernmayer vom Café Haberland. | Foto: KEN
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  • Vier vom Verein "Quartier Bayerischer Platz": Gertrud Schröder, Bodo Thörner, Renate Friedrichs und Gastwirt Andreas Kernmayer vom Café Haberland.
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Schöneberg. „Es gibt hier viele kleine Schätze“, weiß Gertrud Schröder vom Verein „Quartier Bayerischer Platz“. Einer ist der örtliche Einzelhandel. Um diesen Schatz zu heben, hat der Zusammenschluss engagierter Gewerbetreibender und Bürger aus der Nachbarschaft den "Langen Freitag" ersonnen.

Am 15. September ist es wieder so weit: Bis 22 Uhr sind rund 40 Geschäfte am Bayerischen Platz und in den angrenzenden Straßen geöffnet. Die teilnehmenden Geschäfte überraschen ihre Kunden mit über 50 Aktionen; Zeit zum Bummeln, Nachbarn treffen, Neues entdecken, Einkaufen und Spaß haben unter dem Motto „Erleben Sie den Platz mit allen Sinnen“.

Die verlockenden Angebote sind schier ohne Zahl. „Bravo Mario“ bietet pikante Bruschetta. „Bachmanns Bar“ bereitet fruchtig-leichte Sommercocktails zu. Im „Süßen Leben“ kann man die Konfitürekreation „Marmelicious“ kosten. Bei Blumen Hübner gibt es wohltuende Herbstkräuter.

Jede Menge Unterhaltung

Um 18 Uhr eröffnen Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und die Vorsitzende des Vereins „Quartier Bayerischer Platz“, Sofia Hankel, offiziell den "Langen Freitag". Unmittelbar danach stimmen die „Tempelhof Singers“ der Leo-Kestenberg-Musikschule Tempelhof-Schöneberg, Deutschlands größte kommunale Musikschule, vor dem Café Haberland auf den Abend ein. Ihrem Auftritt schließt sich ein Konzert der Musikschule Ott-Kohm mit dem bekannten Jazz-Saxophonisten Oliver Hafke Ahmad an. Bereits vorher, um 17 Uhr, beginnt eine Architekturführung mit Jörg Odebrett. Treffpunkt ist am Eingang zum Café Haberland. Und ab 20 Uhr gibt es dann noch eine besondere Überraschung. Auf der Terrasse des Cafés Haberland lassen es die „Querplattler“, die Berliner schwule Schuhplattlergruppe, krachen.

Startschuss für Marketingaktion

Der "Lange Freitag" am 15. September ist gleichzeitig der Startschuss für eine Marketingaktion. Unter dem von Gertrud Schröder und der Grafikdesignabschlussklasse des Lette-Vereins erarbeiteten Logo „platz. Der Bayerische Platz – mehr als nur ein Ort“ mit dem hochgestellten Plus dürfen Kunden in Zukunft ganz besondere Angebote erwarten. 15 Gewerbetreibende haben sich hier zusammengeschlossen, um sich in der gemeinsamen, zweijährigen Werbeaktion im Internet und vor Ort in ihren Geschäften zu präsentieren.

Eine solche gemeinsame Aktion sei für den Einzelhandel besonders wichtig, meint Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). Es gehe darum, die vielfältigen Stärken des Einzelhandels, die häufig ganz besonderen Angebote direkt vor der Haustür und die gute persönliche Beratung der Kunden als Wettbewerbsvorteil herauszustreichen, so Schöttler, die auch Wirtschaftsdezernentin ist.

„Der Einzelhandel hat zu kämpfen“, sagt Renate Friedrichs vom Vorstand des Vereins „Quartier Bayerischer Platz“. Dabei sei er es, der den Zusammenhalt in der Nachbarschaft stärke. „Der Einzelhandel kämpft für das Quartier, er engagiert sich ehrenamtlich, ergreift die Initiative, zahlt hier Steuern“, ergänzt Gertrud Schröder. Bodo Thörner, ebenfalls im Vereinsvorstand, sagt, man könne nicht über die Verödung der Innenstädte klagen und gleichzeitig im Internet einkaufen. „Wenn der Einzelhandel erst einmal weg ist, kommt das böse Erwachen, die Versorgungslücke. Aber dann ist es zu spät.“ „Wir haben es in der Hand, etwas zu tun“, ist Gertrud Schröder überzeugt. Wer am Ort einkaufe, leiste einen Beitrag zum Erhalt seines Wohnumfeldes und dessen besonderer Atmosphäre.

Der Verein „Quartier Bayerischer Platz“ setzt Maßstäbe mit seinem Engagement für das lokale Gewerbe und seinen Kiez. Seit seiner Gründung 2007 hat der Verein dank vielfältiger Projekte in Kooperation mit Schulen, dem Lette-Verein, Berlins Tourismusbüro visitBerlin oder der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) sowie geschaffener Institutionen wie dem Café Haberland und dem dort befindlichen „Zeithistorischen Portal“ zur Geschichte des Viertels „den Aufwärtstrend geschafft“, wie es Renate Friedrichs formuliert.

Damals, zu Beginn des Engagements, befanden sich Platz und Viertel in einem beklagenswerten Zustand. „Die Verwahrlosung war mit den Händen zu greifen.“ Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Selbst die Trinkerszene in der Grünanlage wird in Aktivitäten einbezogen, etwa in der Adventszeit, um den Weihnachtsbaum für alle vor pinkelnden Hunden zu schützen. Wir wollen also beim Langen Freitag möglichst lange verweilen. Denn „du bist so schön“; www.quartierbayerischerplatz.de.

Der Bayerische Platz wurde 1908 nach Plänen des renommierten Gartenarchitekten Fritz Encke (1861-1931) als Schmuckplatz mit Rasen, Bäumen, Hecken, großem Springbrunnen und Holzbänken geschaffen. Der Platz war Mittelpunkt des herrschaftlichen, eleganten Bayerischen Viertels, das der „Terrainkaufmann“ Georg Haberland seit 1900 für ein liberal-jüdisches Bildungsbürgertum schuf.

Der Rassenwahn der Nazis entvölkerte das Viertel. Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg verwüsteten die Grünanlage des Platzes und zerstörten weite Teile der umstehenden Häuser. Nachdem die Trümmer vom Platz abgeräumt waren, blieb einzig ein Zeitungskiosk übrig. Seit 1956 durchschneidet die Grunewaldstraße den Platz. Der Park erhielt ein neue Gestaltung mit vier Springbrunnen in einem meandernden Kunststeinbecken. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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