75 Jahre nach seiner Heldentat ehrt Siemens John Rabe

Eine solche Plakette ziert nun John Rabes Wohnhaus in Siemensstadt. | Foto: Schindler
2Bilder
  • Eine solche Plakette ziert nun John Rabes Wohnhaus in Siemensstadt.
  • Foto: Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Siemensstadt. Mit weltweit drei Gedenktafeln erinnert die Firma Siemens an ihren ehemaligen Mitarbeiter John Rabe. Er rette Ende der 30er-Jahre mehr als 250 000 Chinesen das Leben und ging als der "lebende Buddha" und der "gute Deutsche von Nanjing" in die Geschichte ein.

Am 23. November jährte sich John Rabes Geburtstag zum 130. Mal. Dies nahm Siemens zum Anlass, drei Gedenktafeln anzubringen - an John Rabes Wohn- und Diensthaus im chinesischen Nanjing, an der Hamburger Siemens-Niederlassung (das Hamburger Geburtshaus von Rabe steht nicht mehr) sowie an seinem Siemensstädter Wohnhaus in der Harriesstraße 3.Erst 60 Jahre nach Rabes mutigem Einsatz für von japanischen Besetzern bedrohte Chinesen wurde seine Leistung in Deutschland gewürdigt. Der Diplomat und Schriftsteller Erwin Wickert gab 1997 die Tagebücher von John Rabe heraus. Ein großes Problem bezüglich seiner Würdigung war, dass der leitende Siemens-Mann überzeugter Nationalsozialist war.

Rabe war gelernter Kaufmann. Nach beruflichen Stationen in Afrika ging er nach China, trat 1911 in die Dienste von Siemens. 1931 übernahm er die Leitung der Siemens China Company in Nanjing, der damaligen Hauptstadt des Landes. Als am 7. Juli 1937 der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg ausbrach, blieb Rabe im Land, obwohl er schwer an Diabetes erkrankt war.

Rabe sah angesichts japanischer Massaker an Chinesen nun seine Aufgabe darin, seine Angestellten, aber auch die Zivilbevölkerung zu schützen. Gemeinsam mit anderen Ausländern richtete er eine Schutzzone ein, in der auf rund vier Quadratkilometern 250 000 Chinesen Zuflucht vor japanischen Übergriffen fanden. Rabe leitete das Internationale Komitee der Schutzzone.

Nazi-Symbol rette Leben

In seinem eigenen Haus brachte er nach Siemens-Recherchen über 600 Menschen unter, darunter fast 130 Kinder. Dafür setzte er einen Großteil seines Privatvermögens ein. Was ihm später zum Verhängnis wurde, half im Jahr 1937 Menschen zu retten. Mit Hakenkreuz-Fahnen machte er dem japanischen Militär klar, das ihm in der Schutzzone der eigene Verbündete, das Dritte Reich, gegenüberstand.

1938 kehrte Rabe nach Berlin zurück. Hier versuchte er, auf die japanischen Kriegsverbrechen aufmerksam zu machen. Das brachte ihn ins Visier der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), einmal wurde er sogar verhaftet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verhinderte seine NSDAP-Mitgliedschaft eine schnelle Entnazifizierung. Die Familie litt Hunger und die Lebensumstände machten dem Diabetiker schwer zu schaffen. 1946 erfolgte seine Entnazifizierung schließlich, und Rabe trat wieder in die Dienste seines langjährigen Arbeitgebers. Am 5. Januar 1950 starb John Rabe in der Harriesstraße 3, wo er mit seiner Familie seit 1943 lebte, an einem Schlaganfall. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof am Fürstenbrunner Weg in Charlottenburg.

Während Rabe in China seit seinem unermüdlichen Einsatz für bedrohte Menschen als "guter Deutscher von Nanjing" verehrt wird, machte ihn in seinem Heimatland erst Wickerts Arbeit bekannt. Internationale Aufmerksamkeit erlangte er 2009 durch die Verfilmung seines aufopferungsvollen Handelns von Regisseur Florian Gallenberger mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle.

Christian Schindler / CS
Eine solche Plakette ziert nun John Rabes Wohnhaus in Siemensstadt. | Foto: Schindler
Lou Liaofan von der chinesischen Botschaft und Burkhard Ischler von der Siemens AG mit einer Tafel, wie sie jetzt dreifach an Häusern angebracht wurde. Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 227× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 414× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.377× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.205× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.