Spandau. Das Magma-Theater Spandau hat das Stück „Peanuts“ des italienischen Theaterwunderkinds Fausto Paravidino auf die Bühne des Kulturhauses Spandau gebracht.
So schnell kann man sich in die Katastrophe manövrieren. Buddy, ein in jeder Hinsicht durchschnittlicher junger Mann, will seine Freundin beindrucken. Er lädt sie ein in eine luxuriöse Wohnung, der er gerade für Bekannte hütet.
Doch die Angebetete interessiert sich mehr für andere Freunde und fürs feiern. Am Ende ist die Wohnung voll, das Mobiliar demoliert und Buddy soll dem Sohn der Wohnungsbesitzer erklären, ob die Randalierer eventuell seine Freunde seien.
Buddy verneint diese Frage, worauf das Stück seine Handlung zehn Jahre in die Zukunft katapultiert. Aus dem Wohnzimmer wird eine Folterkammer, in die immer neue Opfer kommen. Denn die Machthaber, die vorgeblich die Demokratie verteidigen, brauchen immer neue Feindbilder, um ihre Macht zu legitimieren.
Der Autor Paravidino, Jahrgang 1976, der schon im zarten Alter von 14 Jahren italienische Bühnen mit Stücken belieferte, hat sich an den Brutalitäten des G-8-Gipfels in seiner Heimatstadt Genua im Jahr 2001 abgearbeitet. In „Penauts“ interessieren ihn weniger die Strukturen staatlicher Gewalt, sondern mehr die psychischen Abgründe, die Menschen zu Handlangern brutaler Herrscher machen.
Die Magma-Regisseure Clara Zehrbach und Jörg Sobeck machen diesen Ansatz besonders stark. Buddy ist erpressbar, weil er fremde Menschen in die gehütete Wohnung lässt. Die machen sich einen Spaß daraus, seine Versuche, die Party ohne Spuren hinter sich zu bringen, ins Leere laufen zu lassen. Die Mitfeiernden reagieren ihm gegenüber in einem Spektrum von Gleichgültigkeit bis Sadismus.
Freundschaft verweigert
Am Ende der Party verweigert Buddy ihnen, entgegen seines Namens ("Buddy" ist umgangssprachlich "Kumpel"), die Freundschaft. Das führt zu den Brutalitäten der zweiten Stückhälfte, die zuletzt wiederum zu einem bösen Traum deklariert werden: Wenn Buddy den Ex-Party-Gästen doch noch seine Freundschaft zusichert.
Ob der Mensch vielleicht mal nicht zum Wolf für seinesgleichen wird, wenn es etwas mehr Freundschaft gäbe, bleibt offen. Die Magma-Inszenierung organisiert jedenfalls geschickt die Eskalation vom gedankenlos böswilligen Witz zum gezielt üblen Quälen. Das ist gut gemacht, und ziemlich beunruhigend.
„Peanuts“ wird wieder gespielt am 18. November um 20 Uhr und am 19. November um 18 Uhr sowie am 19. und 20. Januar 2018 jeweils um 20 Uhr sowie am 21. Januar um 18 Uhr im Kulturhaus Spandau, Mauerstraße 6. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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