Die Zarentochter ANASTASIA begeistert Musical-Publikum

Hauptdarstellerin Sara Dähn singt "Die Sünden des Lebens" aus aus dem Musical "ANASTASIA - Die rätselhafte Geschichte der letzten Zarentochter"" | Foto: J. Gaviria/VoiceOverPiano.com
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  • Hauptdarstellerin Sara Dähn singt "Die Sünden des Lebens" aus aus dem Musical "ANASTASIA - Die rätselhafte Geschichte der letzten Zarentochter""
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Bremen/Berlin – Sie wollte sich im Berliner Stadtkanal das Leben nehmen, wird gerettet und in ein Berliner Krankenhaus gebracht. Im Delirium spricht sie russisch und eine Krankenschwester, die selbst aus St. Petersburg kam und nun in Berlin arbeitet, meint die vermeintliche Tochter ihres Zaren in ihr zu erkennen: fortan ist sie „Anastasia“ und wird das auch bis zu ihrem Tode behaupten. Die Rede ist von Franziska Anna Schanskowska. Nicht nur bei Wikipedia kann man ihr Leben und ihr Bestreben um Anerkennung als Zarentochter nachlesen. Erst zur Jahrtausendwende zeigen DNS-Tests, das sie es definitv nicht war.

Aber was geschah mit der echten ANASTASIA? Die, die die Erschießung ihrer Familie durch die Bolschewiken während der ersten Revolutionsjahre in Russland überlebt haben soll.

Der Mythos lebt - Die besten Geschichten schreibt die Geschichte

Grund genug für die Berliner Bandmitglieder von „Voice Over Piano“ um Gesangsstar und Musicaldarstellerin Sara Dähn und Komponist und Autor Thomas Blaeschke beiden Geschichten in einem spannenden Musical zu vereinen, dem Musical „ANASTASIA – Die rätselhafte Geschichte der letzten Zarentochter“.

Die beiden holten sich mit Nina Arena eine weitere Autorin und erfahrene Regisseurin ins Boot und produzierten mit Musicaldarstellern aus der ganzen Republik das Musical, das nun im Musical Theater Bremen der Mehr! Entertainment seine Aufführungen erlebte.

Gleich zu Beginn erlebt man die Zerrissenheit des Volkes in St. Petersburg, die in einer starken und mitreißend choreografierten Ensemblenummer „Ist das gerecht?“ über die Mitteilung im erschienenen Extrablatt über die Ermordung der Zarenfamilie sinnieren.

Eine kurze Blende als Intermezzo zeigt, wie die Zarin Großmutter (authentisch verkörpert von Nina Arena) am Hof von Kopenhagen diese erschütternde Nachricht aufnimmt; einhergehend mit dem Gerücht, das ihre Enkelin Anastasia (hervorragend gespielt von Sara Dähn) die Erschießung überlebt haben, aber verschwunden sein soll. Sie setzt eine Belohnung aus für jeden, der ihr Information über den Verbleib von ihrer Enkelin geben kann.

Anastasia hatte ihre Gedächtnis verloren und lebte fortan in einem Kinderheim. Dort arbeitet sie auf Geheiß der Heimmutter (Tamina Ciskowksi) unter anderem als Schuhputzerin auf dem Markt, um so Geld für Lebensmittel zu verdienen. In Anastasias Song „Die Sünden des Lebens“ wird jedoch deutlich, dass es wenig Hoffnung gibt.

Das Schicksal nimmt seinen neuen Lauf, als der ehemalige Page und nun Student Niklas seine Spielgefährtin aus Kindertagen auf dem Markt erkennt. Da die Bolschewiken alle Verwandten der Zarenfamilie Romanov, wo sie sie antrafen, ermordeten, ist es inhärent, dass Anastasia um ihr Leben fürchten muss, sollte sie auch erkannt werden. Niklas (Kevin Thiel) versucht ihr klar zu machen, wer sie ist und in welcher Gefahr sie dadurch lebt. Er berichtet ihr von der Suche ihrer Großmutter in Kopenhagen nach ihr. Vorerst zögert sie, doch als mit der kranken Maria ein kleines Kind im Heim stirbt, entscheidet sich Anastasia, dass sie wissen will, wer sie ist. Sie fährt mit Niklas, dessen Tante als Zofe (Leonie Fuchs) immer noch am Hofe für die Großmutter Zarin arbeitet, nach Kopenhagen. Unbemerkt schleicht sich der kleine Sascha (Bianca Todte), bester Freund von Anastasia im Heim, mit in den Zug und begleitet die beiden fortan.

Parallel betreten Oleg und Nadja Rasputin (Oliver Fischer und Emily Marie Seidel) die Szenerie: sie sind Neffe und Nichte ihres berührtem Onkels Grogrij Rasputin, der lange Zeit am Hofe als Heiler und Ratgeber so viel Einfluss auf den Zaren hatte, dass es der Familie Romanov zu viel erschien. Sie ließen ihn vergiften. Noch auf dem Sterbebett verfluchte er die Dynastie der Romanovs, die ihm binnen zwei Jahren folgen und damit zu Grunde gehen sollten – was geschichtlich tatsächlich auch so geschah. Rasputin hinterließ seinen Erben zwei Bücher mit wertvollen Informationen über seine Rezepturen und Heilmethoden, sowie Internas und Details über das Leben der Romanovs.

Oleg und Nadja Rasputin lesen von der Anastasia, die sich in Berlin das Leben nehmen wollte. Sie fahren zu ihr und erfahren ihren richtigen Namen: Franziska Ana Schanskowska (Johanna Wypich). Die Ähnlichkeit ist frappierend. Mit Hilfe von Hypnose bestärken sie sie in dem Glauben, Anastasia zu sein. Ihr Ziel: der Familie Romanov noch einmal zu schaden, in dem man der Großmutter eine falsche Anastasia präsentiert, die Belohnung einstreicht, und womöglich das Erbe, Goldrubel auf der Bank von England. Daher unterrichten sie ihre Anastasia mit den Details aus den Büchern ihres Onkels, damit sie einer Befragung durch die Großmutter bestehen kann. Denn diese hatte mittlerweile viele Anastasia empfangen und alle als Betrügerinnen enttarnt.

Stehende Ovationen nach grandiosem Finale

Das große Finale beginnt schließlich mit dem zufälligen Eintreffen beider Anastasias zum selben Zeitpunkt und einer gleichzeitigen Befragung (dem „Battle“-Song), bei dem beide alles beantworten können. Nur durch einen Zufall kann die richtige Anastasia beweisen, dass sie es ist. Doch mit einem wunderbaren Kniff, der die tatsächliche geschichtliche Nicht-Anerkennung glaubhaft darstellt und die Erzählung zu einem durchaus möglichen Ende bringt, endet das Musical mit der mitreißenden „Hymne an das Vaterland“. Tagtäglich stehende Ovationen im gut gefüllten Musical Theater Bremen mit seinen 1.500 Plätzen waren der Dank des Publikums.

Die Erwartung des zentralen Satzes „Die Menschheit will doch glauben, dass Anastasia überlebt hat. Geben wir Ihnen, was sie wollen“ wird bei dieser Produktion klar erfüllt.

Vor allem die Musik von Thomas Blaeschke, ob in Soli, Duetten oder Ensemble-Nummern ist vielfältig und fast durchgehend mit Ohrwurmcharakter, wunderbar auch im Arrangement, für das die Produktion bereits im Vorfeld verdient einen Preis auf Bundesebene erhielt.

Hauptdarstellerin Sara Dähn brillierte erneut

Der Star ist sicherlich durch bestechenden Gesang und ebenso hervorragendes Schauspiel Sara Dähn, die in Berlin ja bereits im Kanzleramt sowie in mehreren Ministerien mit ihrer Band auftrat oder für diese gar nach Afghanistan, Usbekistan oder Mali zu Konzerten vor internationalen Truppen flog. Verdient hat sie bei Wettbewerben im In- und Ausland Preise und Auszeichnungen als Solistin erhalten, nicht zuletzt aber bei den World Choir Games 2016 in Sotschi, Russland, Gold für Deutschland mit Voice Over Piano errungen.

Nicht minder zu bewerten sind die Leistungen von Konterpart Kevin Thiel als Niklas und den Rasputins Oliver Fischer und Emily Marie Seidel, denen man auch die fiese Art ihres Spiel abnahm. Insgesamt ist der Gesang auch im Ensemble von höchster Güte. Man hat das Gefühl, jede Note wird getroffen, jede Phrasierung sitzt und, was man bei manchem Musical durchaus vermisst, es wird absolut verständlich und akzentfrei gesprochen und gesungen.

Die Kulissen von Roland Wehner wirkten oft minimalistisch und ließen Raum für das Spiel in ihnen. Lediglich der Markt in Russland protzte durch sein Vieldimensionalität.

Insgesamt ist dieses Werk durch und durch empfehlenswert und würde sicherlich auch in der Hauptstadt die Massen anziehen – in Bremen kamen die Besucher zum Teil auch aus Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg.

Dabei muss sich die Produktion keinesfalls hinter den anderen großen, aber mit anderen Finanzmitteln ausgestatteten Produktionen der Stage Entertainment oder von Stadttheatern verstecken. Es bleibt zu hoffen, dass die Intendanten und Produzenten dieses Potential erkennen und Anastasia auf ihren Bühnen adaptieren.

Musik-CD in Kürze erhältlich

Infos zum Musical gibt es unter www.Anastasia-Musical.de - die Produzenten ließen verlaufen, dass aufgrund der großen Nachfrage in Kürze eine CD zu beziehen sein wird.

Autor:

Lena Bachstein aus Spandau

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