Spandau. Die Privat-Theater-Gesellschaft Elektra lässt im Kulturhaus Spandau die gute alte Adelsklamotte wieder aufleben – und zeigt, dass auch heute noch das Schema „vornehmer Adelsprotz trifft auf Prolet“ für zwei Stunden guter Unterhaltung taugt.
Die Komödie „Graf von Pinkel“ von Manfred Moll funktioniert nach altem Muster. Ein Adliger ist pleite. Damit er finanziell wieder auf die Beine kommt, muss er sich mit Menschen aus dem einfachen Volk verbünden, die er sonst aus seiner Umgebung verbannt.
In der Regie von Caren Lehmann und Nadine Wittzack ist Günter Henze jener Graf Emanuel Isidor Waldemar von Steinberger, dessen finanzielle Möglichkeiten winzig klein geworden sind. Seine große erlauchte familiäre Vergangenheit hindert ihn daran, das zu tun, was andere Menschen in dieser Situation tun: Arbeit suchen. Henze gibt diesem Grafen aber jenseits der komischen Situation jene altmodische Würde, die seine Ablehnung „einfacher Menschen“ nicht als Hochmut zeigt. Dieser Mensch hält sich von anderen fern, weil einstige adlige Größe über jedes Individuum hinauswies. Sehr langsam wird dieser Panzer Stück für Stück aufgebrochen.
Von Simularitis und falschen Sprichwörtern
Für diese Entwicklung sorgen Reni Achenbeck und Uwe Henze als Ehepaar Wachtelmaier. Per Lottogewinn zu Geld gekommen, wollen sie nun auch Macht – eine Weile im Schloss leben, und auch noch bestimmen, was da so abgeht. Dabei zeigen sie viele Klischees der an der Oberfläche orientierten Proleten, die es ohne den Lottogewinn auch nicht weit gebracht hätten: Adele Wachtelmeier litt lange an „Simularitis“, und Fritz Wachtelmayer versteht unter Leistung vor allem das Training mit seinen Hanteln. Reni Achenbeck schafft es zudem, nicht nur Sprich- und Fremdwörter, sondern ständig einfache Alltagssätze so gezielt falsch auszusprechen und ins Absurde kippen zu lassen, dass sie immer wieder Szenenapplaus dafür erhält.
Diese Komödie schnurrt ohne zu stottern, einschließlich der konsequent sächselnden Köchin (Gabi Seidel) und des in jeder Situation zumindest die äußere Form wahrenden Butlers (Horst Kiener). Und so viel sei auch noch verraten: Am Ende wird alles gut.
„Graf Pinkel“ steht wieder am 27. Oktober um 20 Uhr, am 28. Oktober um 18 Uhr sowie am 29. Oktober um 16 Uhr auf dem Spielplan des Kulturhauses Spandau, Mauerstraße 6. Karten kosten zehn, ermäßigt acht Euro. Bestellungen unter 333 40 22. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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