Für eine bessere Zukunft: Flüchtlingsjunge Quadrat Ramuzi gilt als große Hoffnung des SBC 26

1. Oktober 2016
14:00 Uhr
Bruno-Gehrke-Halle, 13585 Berlin
Boxtalent Quadrat Ramuzi. | Foto: Thomas Frey
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Spandau. Unter den jungen Boxern in der Bruno-Gehrke-Halle fällt Quadrat Ramuzi zunächst nicht besonders auf. Höchstens vielleicht dadurch, dass er das Trainingsprogramm sehr konzentriert absolviert.

Als er daraus herausgerissen werden soll, ist der 17-Jährige zunächst etwas irritiert, dann aber ebenso geprächsbereit, wie zuvor sein Trainer und der Vereinsboss. „Wenn es geht, nur ein paar Minuten“, sagt Coach Christian Henze noch. Es werden am Ende einige mehr.

Quadrat Ramuzi gilt derzeit als eine der größten Nachwuchshoffnungen des Spandauer Box-Clubs 26. „Bei seinem ersten Kampf hatte der Gegner schon einige Erfahrung. Aber Quadrat zeigte sich ihm völlig ebenbürtig“, schwärmt SBC-Präsident Peter Miesner. Spätestens danach war nicht nur ihm klar: Aus dem Jungen könnte ein großer Faustkämpfer werden.

Seine Geschichte ist aber nicht nur deshalb interessant, weil er vielleicht ein weiteres Beispiel in der langen Reihe Spandauer Boxtalente wird, die danach national und sogar international erfolgreich waren. Sondern vor allem wegen seines biografischen Hintergrunds. Quadrat Ramuzi ist ein Flüchtling aus Afghanistan und lebt seit etwa einem Jahr im Bezirk. Seine Eltern wurden bei einem Angriff der Taliban ermordet.

Allein machte er sich auf den Weg nach Deutschland. Über seine Flucht erzählt der 17-Jährige wenig, nur, dass sie rund zwei Monate gedauert habe. Sie führte ihn zunächst in die Türkei, über die Ägäis nach Griechenland und dann weiter über die Balkanroute. Zu Fuß und manchmal mit dem Auto habe er die durchquert und landete im Sommer 2015 in Spandau.

Als unbegleiteter Minderjähriger kam er zunächst beim Träger Wildwuchs unter. Der machte den Box-Club auf ihn aufmerksam. Denn Quadrat war durch sportliche Aktivitäten aufgefallen. Im Januar tauchte der Flüchtling zum ersten Mal in der Gehrke-Halle auf.

Seither bearbeitet er dort drei Mal pro Woche Sandsäcke und Gegner. „Fleißig und ehrgeizig“ sei sein Schützling, meint Trainer Henze. Das Training gebe seinem Leben eine Struktur, gibt der in bereits sehr passablem Deutsch zurück, das er in einer Willkommensklasse in Prenzlauer Berg lernt. Der Unterricht dort sei ein Muss, Boxen dagegen „etwas, was ich will“, sagt Quadrat.

Nicht nur solche Aussagen unterstreichen, dass der Jugendliche für sein Alter ziemlich reif und reflektiert ist. Und dass sie eher rational vorgetragen werden, liegt wahrscheinlich an den schrecklichen Erfahrungen, die er verarbeiten muss. Selbst über seinen beruflichen Weg hat sich Quadrat bereits Gedanken gemacht. „Ich würde gerne Polizist werden.“ Eine Lehrerin habe allerdings gemeint, das sei für ihn schwer zu erreichen. Nicht unbedingt die beste Motivation, für jemanden, der anscheinend sehr detaillierte Vorstellungen hat, wie sein Leben weitergehen soll.

Bruno-Gehrke-Halle soll Leistungszentrum werden

Beim Spandauer Box-Club erhält er dagegen umso mehr Rückenwind. Der Verein möchte nicht nur bei ihm die Begabung und den Einsatz von Flüchtlingen in Zukunft noch mehr unterstützen. „Im Berliner Boxsport wollen wir ein Förderprogramm für besonders talentierte Zuwanderer auflegen“, sagt Peter Miesner, der auch dem Landesverband vorsteht. Die Bruno-Gehrke-Halle soll dafür eines der Leistungszentren werden. Natürlich gehe es insgesamt darum, die Geflüchteten gerade über den Sport zu integrieren. Aber unter ihnen gebe es auch einige Talente, die bei entsprechenden Voraussetzungen eines Tages vielleicht sogar Medaillen holen könnten.

Für Quadrat Ramuzi werden als nächsten Schritt erst einmal weitere Kämpfe organisiert. Zum Beispiel beim Juliusturm-Boxturnier, wo er am 1. Oktober in den Ring steigt.

Quadrat wird auch diese Aufgaben sicher mit besonderer Akribie angehen. Selbst gegen ein Abspecken auf 60 Kilo, um dann weiter im Leichtgewicht antreten zu können hat er nichts einzuwenden. Obwohl kochen neben laufen und natürlich boxen zu seinen Hobbys gehört.

Das Boxturnier um den Juliusturm-Pokal findet am Sonnabend, 1. Oktober, von 14 bis 17 Uhr in der Bruno-Gehrke-Halle, Neuendorfer Straße 65, statt. Der Eintritt kostet sechs, ermäßigt drei Euro. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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