Entscheidung wurde mit Denkmalschutz-Behörde getroffen

Das war die letzte Baracke des Auswandererbahnhofs. Von 1891 bis 1914 war er eine Durchgangsstation für Emigranten aus dem Osten. | Foto: Schindler
  • Das war die letzte Baracke des Auswandererbahnhofs. Von 1891 bis 1914 war er eine Durchgangsstation für Emigranten aus dem Osten.
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Spandau. Im August vergangenen Jahres wurden die Reste des historischen Auswandererbahnhofs Ruhleben, Freiheit 42-43, abgerissen. Licht ins Dunkel über die für viele Verordnete überraschende Aktion wollte die SPD in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung sowie Bildung und Kultur am 8. Januar bringen.

SPD-Fraktionschef Christian Haß bemängelte, dass vor dem Abriss der Reste des bis 1914 genutzten Auswandererbahnhofs der Ausschuss für Bildung und Kultur als Kontrollorgan der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) nicht informiert worden sei. Er halte es für ein "politisches Unding", dass der für den Abriss zuständige Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) dafür lange Zeit habe verstreichen lassen. Die Ausschussmitglieder hätten vom Abriss zuerst aus der Presse erfahren müssen.Diesen Vorwurf wies Röding zurück. "Natürlich habe ich den zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung zeitnah informiert und zudem in der BVV im August 2012 auf eine entsprechende SPD-Anfrage geantwortet", sagte er. Den Kulturausschuss sehe er nicht als federführend bei diesem Thema des Denkmalschutzes an.

Wie es zum Abriss kam, erläuterte der Leiter der Unteren Denkmalbehörde, Dr. Dieter Nellessen. "Die Entscheidung ist im Einvernehmen mit der beim Senat angesiedelten Oberen Denkmalbehörde zu treffen", sagte er. Dabei seien Anträge nach der Zumutbarkeit zu entscheiden. Hierbei spiele auch die wirtschaftliche Zumutbarkeit eine Rolle. Im Fall des Auswandererbahnhofs hätten die Kosten für den Erhalt des Gebäudes gut 130 Prozent über denen von Abriss und Neubau gelegen. "Nach wirtschaftlichen Kriterien hatte der Antragsteller einen Rechtsanspruch auf den Abriss", erläuterte Nellessen. Zudem sei über die Zukunft des erst 2010 durch den Bezirk unter Denkmalschutz gestellten Auswandererbahnhofs länger verhandelt worden. "Der Käufer war sechsmal bei unserer Behörde und hat auch Gutachten für eine Instandsetzung des Gebäudes erstellen lassen", berichtete Nellessen. Das habe die Untere Denkmalbehörde gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt viermal vor Ort geprüft. Man habe sich auch im Gebäude nach Relikten umgesehen, die an die Vergangenheit hätten erinnern können. "Da war nichts mehr, nicht mal ein Schild, das als Erinnerung interessant gewesen wäre", sagte Nellessen. Gemeinsam habe man zudem festgestellt, dass das Gebäude im Ganzen nicht zu halten sei. Ein entsprechender Bescheid für den Abriss sei dann am 3. April vergangenen Jahres ergangen.

Christian Haß überzeugten diese Erläuterungen nicht. Er konstatierte, dass ein politischer Schaden im Bezirk entstanden sei. Nun müsse man einen Weg finden, die Historie des Auswandererbahnhofs noch irgendwie zu würdigen. Einen möglichen Weg, ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, sieht Piraten-Fraktionschef Emilio Paolini in dem im September 2012 von seiner Partei initiierten Denkmalbeirat Spandau. "Der könnte durch Stellungnahmen sachkundiger Bürger auf historisch wichtige sowie erhaltens- und erinnerungswürdige Bau- und Gartendenkmäler hinweisen", sagte er. So könnte dafür gesorgt werden, dass uns nicht wieder wichtige historische Objekte "unterm Hintern" weggerissen würden.

Michael Uhde / Ud
Autor:

Michael Uhde aus Spandau

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