Polizeiexperten warnen vor den Maschen der Trickdiebe

Die Präventionsbeauftragten Sigurd Böhme und Miriam Meischner klären Senioren über Trickdiebe auf. | Foto: Ulrike Kiefert
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Spandau. Trickdiebstählen in Wohnungen fallen häufig Senioren zum Opfer. Welche Maschen die Trickdiebe anwenden, erläutern Sigurd Böhme vom Polizeiabschnitt 21 und Miriam Meischner von der Polizeidirektion 2. Mit ihnen sprach Volksblatt-Reporterin Ulrike Kiefert.

Was genau ist Trickdiebstahl?

Polizeihauptkommissar Sigurd Böhme: Typisch ist der Trickdiebstahl an der Haustür. Dabei verschaffen sich Trickdiebe unter einem Vorwand Zutritt zur Wohnung und lenken das Opfer dann geschickt ab, damit sie selbst oder ihre Komplizen Geld und Wertsachen aus der Wohnung stehlen können. Die Täter sind erfinderisch und schauspielerisch begabt. Erfahrungsgemäß spionieren sie ihre Opfer vorher aus.

Welches sind die häufigsten Maschen?

Sigurd Böhme: Häufig werden Notlagen vorgetäuscht. Beim Glas-Wasser-Trick sind es meist Frauen, die Übelkeit oder Schwangerschaft vortäuschen und an der Haustier nach einem Glas Wasser fragen. Wenn dann ihr Opfer ein Glas Wasser holt, schleicht sich eine weitere Person in die Wohnung und durchsucht Schränke und Schubladen nach Wertvollem. Häufig geben sich die Täter als Handwerker aus oder kommen angeblich von den Elektrizitäts-, Gas- oder Wasserwerken, von der Hausverwaltung, von einem Pflegedienst oder von der Polizei. Und dann gibt es noch den Enkel-Trick. Die Täter geben sich am Telefon als Verwandte, meist als Enkel, in einer finanziellen Notlage aus. Sie bitten ihr Opfer, ihnen kurzfristig mit Bargeld auszuhelfen. Der angebliche Verwandte ist dann stets verhindert, das Geld selbst abzuholen, und schickt einen Komplizen, der sich mit einem vereinbarten Kennwort identifiziert und das Geld entgegennimmt.

Gibt es viele solcher Fälle in Spandau?

Sigurd Böhme: Solche Fälle gibt es immer wieder, auch in Spandau. Zuletzt vor etwa vier Wochen in Hakenfelde. Dort forderte eine Frau von einem Seniorenehepaar 40.000 Euro. Als der Mann zur Bank ging, reagierte die aufmerksame Bankangestellte glücklicherweise genau richtig und alarmierte die Polizei. Die Beamten konnten die Täterin dann bei der Geldübergabe festnehmen. Die Dunkelziffer bei diesen Taten ist hoch, weil sich die Opfer oft schämen, dass sie auf Trickdiebe hereingefallen sind und deshalb nicht zur Polizei gehen.

Warum suchen sich die Täter gezielt Senioren aus?

Polizeihauptkommissarin Miriam Meischner: Opfer der Trickdiebe sind fast ausschließlich ältere, auch hochbetagte Menschen. Die Täter nutzen deren Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit aus. Auch die Einsamkeit ist ein Türöffner. Bei älteren Menschen ist die Furcht, das Opfer eine Straftat zu werden, stärker ausgeprägt als bei jüngeren. Tatsächlich aber sind Senioren nicht stärker gefährdet als andere Altersgruppen.

Welche Verhaltenstipps geben Sie?

Sigurd Böhme: Die erste Regel ist, keinen Fremden in die Wohnung zu lassen. Die Tür nur mit vorgelegter Kette öffnen, nie Geldbeträge an unbekannte Personen übergeben und am Telefon nicht über familiäre oder finanzielle Verhältnisse informieren. Ein Glas Wasser kann zur Tür hinausgereicht werden. Handwerker werden von der Hausverwaltung schriftlich angekündigt. Und lassen Sie sich von Polizeibeamten immer den Dienstausweis zeigen. Kriminalbeamte haben einen roten Ausweis, Polizisten einen grünen. Im Zweifel bei der Dienststelle anrufen.

Miriam Meischner: Lassen Sie sich zu nichts drängen. Sagen Sie konsequent Nein, fragen Sie Angehörige um Rat und gehen Sie mit niemandem, den Sie nicht kennen, zur Bank. Wem eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt, der sollte sofort die Polizei unter der Notrufnummer 110 informieren.

Ulrike Kiefert / uk
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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