Umbenennung: Stadtrat schlägt Anwohnervotum zur Kretzerzeile vor

Geht es nach den zwölf Anliegern, bekommt die Kretzerzeile keinen neuen Namen. | Foto: ArchivUlrike Kiefert
  • Geht es nach den zwölf Anliegern, bekommt die Kretzerzeile keinen neuen Namen.
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Staaken. Die Anlieger der Kretzerzeile sind verärgert. Die geplante Umbenennung ihrer Straße in "Maria-von-Maltzan-Weg" lehnen sie ab. Das Bezirksamt schlägt nun ein Anwohnervotum vor.

Max Kretzer war ein deutscher Schriftsteller, der die soziale Not des Großstadtproletariats thematisierte. Einige seiner späten Werke weisen allerdings antisemitische Züge auf. Nach 1933 sympathisierte er gar offen mit den Nationalsozialisten. Dennoch ist in Spandau eine Straße nach ihm benannt.

Jetzt jedoch haben sich die politischen Fraktionen wie berichtet darauf verständigt, der Kretzerzeile einen neuen Namen zu geben und zwar möglichst den einer Widerstandskämpferin. Das könnte Maria Gräfin von Maltzan sein. Die Biologin versteckte unter Einsatz ihres Lebens drei Juden in ihrer Wilmersdorfer Wohnung vor der Gestapo. Zu beiden Anträgen von SPD sowie CDU gibt es ein einhelliges Votum der Bezirksverordneten.

Die zwölf Anlieger der dünn besiedelten Kretzerzeile jedoch lehnen den Namenswechsel ab. Das bedeute nur Aufwand und Kosten. Ihre Unterschriften dagegen haben sie im März an das Bezirksamt geschickt. Später folgte ein zweiter Brief, in dem sich die Grundstückseigentümer gegen die ihrer Ansicht nach unbekannte Maria von Maltzan als Namensgeberin aussprechen. Vielmehr schlagen sie "Anne Frank" oder "Sophie Scholl" vor. Zudem pochen sie auf ihr Mitspracherecht: "Ein Alleingang ohne Anhörung kann nicht sein."

Im Bezirksamt werden Namensänderung und Anliegervorschläge derzeit geprüft. Was aufwendig ist, denn nach dem Berliner Straßengesetz müssen doppelte Namen bei Umbenennungen vermieden werden. "Eine Anne-Frank-Straße gibt es beispielsweise in Berlin schon", sagt Stadtentwicklungsstadtrat Carsten-Michael Röding (CDU). Die Kritik der Anlieger am fehlenden Mitspracherecht wiederum kann der Stadtrat nicht ganz nachvollziehen. Alle seien schriftlich über die Umbenennung informiert worden, wie es auch die Ausführungsvorschriften zu Paragraf 5 des Berliner Straßengesetzes vorschreiben. Laut Geschäftsordnung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gehört zur Prüfung aber auch eine "angemessene Anwohnerbefragung". Der Stadtrat schlägt darum ein Anwohnervotum nach den Sommerferien vor. Dem müssten die BVV-Fraktionen und der zuständige Bauausschuss vorher aber noch zustimmen. Welchen neuen Namen die Kretzerzeile erhält, entscheidet am Ende die BVV. Dass die Straße umgetauft wird, steht aber fest.

Ulrike Kiefert / uk
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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