Acht Fragen an sechs Direktkandidaten von Steglitz-Zehlendorf

Gerwald Claus-Brunner. | Foto: Schmidt
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Steglitz-Zehlendorf. Am 22. September wird der neue Bundestag gewählt. Von den elf Direktkandidaten zur Bundestagswahl am 22. September befragte die Berliner Woche sechs zu ihren Motiven und Absichten. Rede und Antwort standen Karl-Georg Wellmann (CDU), Ute Finckh-Krämer (SPD), Nina Stahr (Bü90/Grüne), Lampros Savvidis (Die Linke), Martin Lindner (FDP) und Gerwald Claus-Brunner (Piraten).

Was hat Sie zur Kandidatur bewogen?

Karl-Georg Wellmann: Ich habe die letzten Jahre für die Bürger im Bezirk gearbeitet. Es wurde viel erreicht, besonders bei den künftigen Flugrouten. Diese Arbeit möchte ich fortsetzen.

Ute Finckh-Krämer: Ich bin gefragt worden, weil ich den Wahlkampf im Jahr 2009 organisiert hatte und weil ich mich sehr stark friedenspolitisch engagiere.

Nina Stahr: Ich möchte mich vor allem für Familien einsetzen. Über den Kitaplatzausbau hinaus brauchen Familien individuelle Unterstützung, wir müssen den Arbeitsmarkt umgestalten und auch an die Rentenversicherung für Eltern denken.

Martin Lindner: Als wirtschaftspolitischer Sprecher habe ich mir noch viel vorgenommen, besonders in Bezug auf Freihandelsabkommen und Energiewende.

Gerwald Claus-Brunner: Durch die Kandidatur im Wahlkreis will ich meine Bekanntheit als Mitglied der Piratenpartei in Zweitstimmen für die Partei umzumünzen.

Lampros Savvidis: Die Bezirksgruppe der LINKEN hat mich um meine Kandidatur gebeten. Ich habe gern zugesagt, weil mich die Friedens- und Sozialpolitik dieser Partei überzeugen.

Welchen Bezug zum Wahlkreis haben Sie und wie gut kennen Sie ihn?

Karl-Georg Wellmann: Ich bin hier geboren und zur Schule gegangen, kenne den Wahlkreis wie meine Westentasche.

Ute Finckh-Krämer: Ich lebe seit 21 Jahren in Steglitz, meine Kinder sind hier zur Schule gegangen. Ich bin hier verankert: in der örtlichen SPD, der Lucas-Gemeinde, im Sportverein.

Nina Stahr: Ich lebe hier seit 2005. Steglitz-Zehlendorf ist ein toller Bezirk. Ich bin in der Bezirksverordnetenversammlung aktiv, kenne den Bezirk also sehr gut.

Martin Lindder: Ich wohne hier in Dahlem, meine Kinder gehen hier in die Schule und meine Freunde leben hier.

Gerwald Claus-Brunner: Ich wohne seit 1997 im Bismarckkiez und bin Mitglied in der AWO Steglitz, ich gehe mit offenen Augen durch den Bezirk und kenne die Probleme und Sorgen der Steglitzer.

Lampros Savvidis: Ich bin seit fast einem Vierteljahrhundert im Bezirk gesellschaftlich verwurzelt und aktiv.

Was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?

Karl-Georg Wellmann: Wir sind in unterschiedlichen Parteien mit anderen politische Konzepten. Ich will die starke Entwicklung Deutschlands fortsetzen und nicht durch Experimente und Steuererhöhungen gefährden.

Ute Finckh-Krämer: Ich sehe mich als am stärksten sachorientiert in den Debatten und man sagt, ich sei am nachdenklichsten. Außerdem habe ich den schwarzen Gürtel im Aikido und bin Wikipedia-Autorin.

Nina Stahr: Ich bin jung und bringe frischen Wind, aber ich bin nicht ganz neu in der Politik und bringe einige Erfahrung mit. Ich bin offen, ehrlich und direkt; die Leute wissen bei mir, woran sie sind.

Martin Lindder: Die meisten setzen auf Umverteilen, Sozialstaat und noch mehr Ökologie. Ich setze auf das Erwirtschaften, damit das Geld reinkommt, das die anderen verteilen wollen.

Gerwald Claus-Brunner: Ich bin nicht der typische Politiker und rede, wie die Menschen auf der Straße. Bis 2011 habe ich noch in meinem Beruf ausgeübt und kenne viele Probleme in der Arbeitswelt aus eigenen Erleben.

Lampros Savvidis: Ich rede weniger um den Brei herum.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, gewählt zu werden?

Karl-Georg Wellmann: Ich bin zwei mal direkt gewählt worden und optimistisch, dass es wieder klappt.

Ute Finckh-Krämer: Ich sehe mich nicht als völlig aussichtslos. Als erste Nachrückerin könnte es vielleicht reichen.

Nina Stahr: Steglitz-Zehlendorf ist ein grüner Bezirk, und damit meine ich nicht nur die viele Natur. Wir haben ein gutes Programm vorgelegt und ich denke, das werden viele Menschen honorieren.

Martin Lindner: Als Spitzenkandidat auf der Landesliste habe ich gute Chancen.

Gerwald Claus-Brunner: Eine niedrige fünfstellige Stimmenzahl wäre schon sehr gut.

Lampros Savvidis: Da ich in der Landesliste stehe, könnte ich bei einem sehr guten Gesamtwahlergebnis der LINKEN für Berlin in den Bundestag gewählt werden.

Was halten Sie für das derzeit dringendste politische Problem?

Karl-Georg Wellmann: Unser Bezirk muss lebenswert bleiben und darf nicht Flugschneise des neuen Flughafens werden. Und ich setze mich für den Erhalt gewachsener Ortsteile ein.

Ute Finckh-Krämer: Im Bezirk steht dringend eine Entscheidung über die Zukunft der Parks Range an. Außerdem ist ein Schulentwicklungsplan nötig.

Nina Stahr: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Hier müssen wir unbedingt ansetzen und die Solidarität der Menschen untereinander wieder mehr fördern.

Martin Lindner: Wir stehen an der Scheide, weiter voranzuschreiten, unsere Infrastruktur zu sichern und die Energiepreise in den Griff zu kriegen und das hohe wirtschaftliche Niveau zu sichern oder abzusteigen. Das wirkt sich auch auf den Bezirk aus.

Gerwald Claus-Brunner: Die Mieten machen für viele Menschen einen erheblichen Posten in ihrem Budget aus, und immer mehr werden gezwungen, ihr Wohnumfeld verlassen.

Lampros Savvidis: Im Bezirk ist es der Betrieb des Forschungsreaktors Wannsee mitten in einem Wohngebiet. Wir verlangen die sofortige Stilllegung.

Könnten Sie ohne Politik leben?

Karl-Georg Wellmann: Natürlich, weil ich meine Familie und meinen Beruf habe.

Ute Finckh-Krämer: Sicher. Aber ich will es nicht. Seit 40 Jahren bin ich politisch tätig.

Nina Stahr: Durchaus. Aber mich einzumischen und zu versuchen, die Dinge zum Besseren zu wenden, das könnte ich wahrscheinlich nicht so einfach sein lassen.

Martin Lindner: Ja.

Gerwald Claus-Brunner: Ja. Ich mache derzeit ein Studium im Maschinenbau mit guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

Lampros Savvidis: Ohne Politik kann ich leben, aber nicht ohne ehrenamtliches gesellschaftliches Engagement.

Welcher Mitbewerber/Partei steht Ihnen am nächsten?

Karl-Georg Wellmann: Zwischen uns allen ist das menschliche Verhältnis sehr gut. Das freut mich, weil es in früheren Wahlkämpfen nicht immer so war.

Ute Finckh-Krämer: Nina Stahr von Bündnis 90/Die Grünen. Ich komme gut mit ihr aus.

Nina Stahr: Ute Finckh-Krämer von der SPD und ich haben inhaltlich die meisten Gemeinsamkeiten. Und ich schätze sie auch als Mensch sehr.

Martin Lindner: Der Wellmann.

Gerwald Claus-Brunner: Kommt auf den Themenbereich an.

Lampros Savvidis: Nachdem die heutige SPD und die Grünen ihre Politik der Agenda 2010 im Großen und Ganzen geändert haben, stehen sie mir politisch am nächsten.

Wie stellen Sie sich Deutschland, Berlin und Steglitz-Zehlendorf in vier Jahren vor?

Karl-Georg Wellmann: Wachsender Wohlstand und geordnete Finanzen. Der weitere Ausbau Deutschlands zur Bildungsrepublik und unser Bezirk grün, lebenswert und möglichst ohne Fluglärm.

Ute Finckh-Krämer: Flächendeckende Mindestlöhne, eine Absicherung ohne Grundsicherung im Alter und eine Begrenzung der Mieten. Der Bezirk wird noch stärker durch Wissenschaft und innovative Firmen geprägt sein, es gibt ein Technologie- und Gründerzentrum an der Fabeckstraße.

Nina Stahr: Die Menschen, die Vollzeit arbeiten, können von ihrem Gehalt leben. Deutschland wird familienfreundlicher und Eltern erhalten viel mehr Unterstützung.

Martin Lindner: Ich stelle mir Deutschland und den Bezirk als prosperierendes Land mit einem starken Focus auf Wissenschaft und Forschung vor mit der FU und dem BF-Klinikum als Teil davon.

Gerwald Claus-Brunner: Es gibt in Deutschland einen flächendeckenden branchenübergreifenden Mindestlohn. Die Bezirke werden finanziell so ausgestattet sein, dass Behörden ihren Aufgaben gerecht werden. Die Schulen im Bezirk sind weitgehend renoviert und genug Lehrer eingestellt.

Lampros Savvidis:Deutschland hoffentlich nicht weiter unter Schwarz-Gelb und Steglitz-Zehlendorf nicht unter Schwarz-Grün. Hartz IV soll abgeschafft, ein Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde gesetzlich gesichert werden.

Karla Menge / KM
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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