Sonderausstellung im Tegeler Feuerwehrmuseum

Oberbranddirektor Walther Grempp sagte 1933 in Leipzig beim Reichstagsbrandprozess aus. | Foto: Archiv Berliner Feuerwehr
  • Oberbranddirektor Walther Grempp sagte 1933 in Leipzig beim Reichstagsbrandprozess aus.
  • Foto: Archiv Berliner Feuerwehr
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Tegel. In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 rückten 15 Löschzüge und zwei Löschboote aus, um ein Feuer im Reichstagsgebäude zu bekämpfen. Für die Nationalsozialisten, die gerade einen Monat an der Macht waren, war klar, dass nur die Kommunisten den Brand gelegt haben können. Eine Ausstellung im Feuerwehrmuseum, Veitstraße 5, klärt über die wahren Hintergründe auf.

Die Dokumentation ist Teil des Themenjahrs "Zerstörte Vielfalt", das 2013 anlässlich der Machtergreifung der Nationalsozialisten vor 80 Jahren und des Novemberpogroms vor 75 Jahren mit zahlreichen Ausstellungen und Vorträgen begangen wird. Trotz intensiver Nachforschungen fehlt letzte Klarheit über das Geschehen in jener Nacht sowie über den oder die Brandstifter. Eines steht aber fest, dass Hitler, Reichstagspräsident Göring, Propagandachef Goebbels und andere NS-Funktionäre den Anschlag auf den Sitz des höchsten deutschen Parlaments ausnutzten, um Jagd auf Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und andere sogenannte Reichsfeinde zu machen und um die demokratischen Errungenschaften der Weimarer Verfassung auszuhebeln.

Die Ausstellung in der Tegeler Feuerwache zeigt wenig bekannte Akten, Drucksachen, Fotografien und andere Dokumente zum Reichstagsbrand, und sie macht mit der Arbeit der Feuerwehrleute bekannt, die den Brand schon bald unter Kontrolle hatten. Wer Zeit mitbringt, kann sich in zeitgenössische Darstellungen vertiefen, die den Brandanschlag als Fanal für einen kommunistischen Aufstand bezeichnen. Aufschlussreich sind auch Passagen von den Verhandlungen vor dem Leipziger Reichsgericht zu dem Brandanschlag, die auf einem Monitor gezeigt werden, und auch die Feststellung von Gutachtern, dass von mehreren Attentätern auszugehen sei.

Lediglich wurde der Holländer Marinus van der Lubbe zum Tode verurteilt und am 10. Januar 1934 hingerichtet. Das Berliner Landgericht hat 1980 das Urteil aufgehoben und van der Lubbe posthum freigesprochen.

Landesbranddirektor Wilfried Gräfling betont im Heft zur Ausstellung "Der Reichstag brennt!", mit dieser Ausstellung sei das Thema Reichstagsbrand für die Berliner Feuerwehr und die Geschichtswissenschaft noch lange nicht abgeschlossen. "Wir stehen erst am Anfang der Aufarbeitung, denn viele neue Fragen haben sich bei unseren intensiven Recherchen ergeben, die es in den nächsten Jahren aufzuarbeiten gilt."

Mit zahlreichen historischen und aktuellen Gerätschaften, Fotos, Grafiken, Modellen und anderen Exponaten schildert die Ausstellung in der Feuerwache, wie es in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gründung der Berufsfeuerwehr kam und welcher Technik sie sich bediente. Besucher erfahren, dass der Weg von den ersten noch mit Handpumpen bedienten und von Pferden gezogenen Spritzen weit war zur modernen und effektiven Ausstattung und Arbeitsweise der Berliner Feuerwehr, die heutzutage viel mehr zu bewältigen hat als "reine" Brandbekämpfung und Menschenrettung. Zu den jüngsten Besuchern gehören Kinder aus Kitas und Schulen, die bei den Führungen da und dort die Exponate ausprobieren dürfen. Aus Platzgründen kann die wertvolle Sammlung historischer Fahrzeuge und Anhänger nicht gezeigt werden. Doch schildern Modelle, wie sie gebaut waren und funktioniert haben. Die Originale stehen in verschiedenen Feuerwachen und werden bei besonderen Anlässen vorgeführt.

Das Feuerwehrmuseum ist Dienstag und Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, am Donnerstag von 9 bis 19 Uhr sowie am Freitag und Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

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