Gehege im Franckepark wird ausgedünnt

Wie lange schon Damwild im Franckepark gehalten wurde, weiß keiner mehr genau. | Foto: HDK
  • Wie lange schon Damwild im Franckepark gehalten wurde, weiß keiner mehr genau.
  • Foto: HDK
  • hochgeladen von Horst-Dieter Keitel

Tempelhof. Dieser Tage, der genaue Termin wird nicht bekanntgegeben, rücken Mitarbeiter vom Fachbereich Grünflächen an und werden die Eingänge zum Franckepark an der Albrechtstraße vorübergehend absperren.

Der Grund: Drei der zurzeit 13 in einem Gehege im Franckepark heimischen und von einem mächtigen Hirsch angeführten Weibchen sollen mit Hilfe eines Tierarztes und eines Damtieraufsehers eingefangen und nach Schönwalde in Brandenburg umgesetzt werden.

Und um die Tiere nicht zusätzlich durch Schaulustige zu stressen, wird die Aktion ad hoc ohne genaue Vorankündigung durchgeführt. "Diese Maßnahme ist notwendig, um eine Überpopulation zu vermeiden. Für eine artgerechte Haltung hat sich für die Gehegegröße des Franckeparks eine Population von zehn Tieren bewährt", so der auch für die Grünflächen im Bezirk zuständige Baustadtrat Daniel Krüger (CDU).

Das war nicht immer so: Um den Bestand konstant zu halten und unvermeidliche Revierkämpfe in dem etwa 1000 Quadratmeter großen Gehege ohne Fluchtmöglichkeiten zu vermeiden, wurden überzählige Tiere und streitlustige Hirsche bis vor wenigen Jahren von einem Jäger abgeschossen und das Fleisch in der Regel an Mitarbeiter des Gartenbauamts verkauft. Erst seit Mitte des vorigen Jahrzehnts werden überzählige Tiere in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in andere Gehege der Berliner und Brandenburger Forsten umgesiedelt.

Die frühere reguläre Tierpflegerstelle wurde übrigens schon vor mehreren Jahren eingespart und die Hege und Fütterung der kleinen Tempelhofer Damwildherde wird seitdem sozusagen nur noch nebenbei erledigt. Das Futter in Form von hart gewordenem Brötchen und Brot sowie Kartoffelschalen und Gemüse kommt hauptsächlich aus der Küche des gegenüber liegenden Wenckebach-Krankenhauses. Heu, Stroh und vitaminreiches Getreide wird nach Bedarf dazugekauft.

Wie lange sich schon im Wildgehege im Franckepark direkt hinter dem Rathaus Tempelhof Damwild tummelt, ist in Vergessenheit geraten. Den noch verfügbaren Unterlagen zufolge waren im Juni 1929 zwei Tiere und dazu acht Fasane für den Tempelhofer "Regierungs"-Park angeschafft worden. Ob es davor auch schon welche gab, ist unbekannt. Ein Jahr später, 1930, wurde das eingezäunte Gehege von 500 auf rund 1000 Quadratmeter verdoppelt. Dabei ist es bis heute geblieben. 1933 wurden acht Damtiere, neun Fasane und ein Storch gezählt. Dann klafft eine jahrzehntelange Lücke in den Aufzeichnungen. Erst 1979, im Rahmen des offiziellen Beendens der Fasanenhaltung, kommen die Tiere in den Tempelhofer Behördenunterlagen wieder vor. Dass in den Hungerjahren nach dem Krieg essbares Wild in dem Innenstadtpark überlebte, dürfte wohl höchst unwahrscheinlich sein. Aber irgendwann in den 1950er/1960er Jahren muss es schließlich irgendwie wieder losgegangen sein, so viel ist sicher.

Horst-Dieter Keitel / hdk
Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 167× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 140× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 209× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 592× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.