Interview mit Tempelhof-Schönebergs neuem Superintendenten Michael Raddatz

Fühlt sich sichtlich wohl in seiner neuen Rolle als Superintendent: Michael Raddatz. | Foto: KEN
2Bilder
  • Fühlt sich sichtlich wohl in seiner neuen Rolle als Superintendent: Michael Raddatz.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Tempelhof-Schöneberg. Michael Raddatz (51) ist seit 60 Tagen Superintendent des fusionierten evangelischen Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg mit 75 000 Gemeindegliedern. Berliner-Woche-Reporterin Karen Eva Noetzel.sprach mit ihm

Haben Sie Ihren Kirchenkreis schon kennengelernt?

Michael Raddatz: Ja, das begann schon vor einem Jahr, als ich noch im Wahlverfahren war und mich überall vorstellte. Hier auf dem Campus an der Götzstraße führe ich viele Gespräche mit den mehr als 300 Mitarbeitern des Kirchenkreises. In den Gemeinden bitte ich die Pfarrerinnen und Pfarrer, mir einen Lieblingsort zu zeigen, um genauer zu verstehen, was den jeweiligen Kiez ausmacht.

Warum wurde überhaupt fusioniert?

Michale Raddatz: Der Kirchenkreis Schöneberg war relativ klein und da gab es den Wunsch, in einem größeren Kirchenkreis die Kräfte stärker zu bündeln. Eingespart wurde eine Leitungsstelle, aber alle übrigen Arbeitsplätze blieben erhalten. Außerdem macht es Sinn, wenn der Kirchenkreis den Bezirksgrenzen entspricht.

Der fusionierte Kirchenkreis kann weiterhin alle seine Angebote aufrechterhalten?

Michael Raddatz: Aber ja. Alle Fachbereiche der früheren zwei Kirchenkreise, alle Einrichtungen der 16 Gemeinden, die eigene Rechtsträger sind, sind erhalten geblieben. Viele Bereiche sind jetzt sogar personell besser ausgestattet.

Wie engagiert sind die Kirchenmitglieder in Tempelhof-Schöneberg?

Michael Raddatz: In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Gemeinden völlig verändert. Es gibt weniger bezahlte Mitarbeiter und viel mehr sehr engagierte Menschen. Studien zeigen, dass die Zahl der Gemeindeglieder abnimmt, die Zahl der „Hochverbundenen“ dagegen steigt. Vielen ist es ein Bedürfnis, in ihrem Glauben tätig zu werden. Das erleben wir momentan sehr, denn viele Gemeindeglieder haben ihre Wohnungen, Kirchen und ihre Herzen für geflüchtete Menschen geöffnet.

Welche Aufgaben stehen für Sie im Vordergrund?

Michael Raddatz: Die Flüchtlingsfrage spielt eine große Rolle, denn neben dem tollen Engagement vieler Ehrenamtlicher engagieren wir uns hier auch für die Ökumene der Christen und Muslime.

Wie könnten oder müssten Christen Muslimen begegnen?

Michael Raddatz: Wichtig sind für mich vor allem Begegnungen in den Kiezen und das persönliche Gespräch. So entsteht im Alltag eine vertrauensvolle Gemeinschaft in unserem Bezirk.

Haben Sie schon Repräsentanten der Muslime getroffen?

Michael Raddatz: Ein Muslim hat bei meiner Amtseinführung zum Superintendenten direkt mitgewirkt. Aus meiner bisherigen Tätigkeit als Pfarrer in Wannsee bringe ich vielfältige Kontakte aus dem muslimisch-christlichen Dialog mit.

Wir sind im Rahmen unserer Projekte in der Theologie der Stadt mit den muslimischen Gemeinden und anderen Religionen im Gespräch. Rund um das Tempelhofer Feld gibt es verschiedene Religionsgemeinschaften, die das multikulturelle religiöse Berlin gut abbilden.

2017 feiert die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum. Was wird der Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg dazu beitragen?

Michael Raddatz: Durch den Kirchentag, der ganz dem Reformationsjubiläum gewidmet ist, werden die Gemeinden sehr gefordert sein, weil sie Quartier- und Gastgeber sind. Aus diesem Grunde sind die Berliner Gemeinden mit zusätzlichen Aktivitäten zurückhaltend, aber selbstverständlich wird das 500-jährige Reformationsjubiläum bei uns gefeiert.

Islamistischer Terror jetzt auch in Deutschland. Begegnet Ihnen im Kirchenkreis Angst und Besorgnis?

Michael Raddatz: Nein. Niemand ist ängstlich. Das Ereignis in Frankreich (Im Juli wurde in Frankreich ein katholischer Priester während einer Messe von Islamisten getötet; Anm. d. Red.) hat uns schon sehr erschüttert. Menschen, die so etwas tun, haben sicher eine entsprechende psychische Disposition und sind beeinflussbar. Es ist wichtig, dass man für die Opfer, die Trauernden und auch die Täter betet.

Fühlt sich sichtlich wohl in seiner neuen Rolle als Superintendent: Michael Raddatz. | Foto: KEN
Zu Terminen fährt der neue Superintendent Michael Raddatz mit dem Fahrrad. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 225× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 186× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 96× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 221× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.555× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.