Führung durch die Katakomben von Tempelhof

Stefan Kniestedt zeigt die Filteranlagen, die den Bunker mit Frischluft versorgten. | Foto: KT
  • Stefan Kniestedt zeigt die Filteranlagen, die den Bunker mit Frischluft versorgten.
  • Foto: KT
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Tempelhof. Um die unterirdischen Anlagen am ehemaligen Flughafen Tempelhof gibt es viele Geheimnisse. Stück für Stück sollen sie gelüftet werden.

Seit Anfang Dezember können sich Besucher selbst ein Bild machen. Die Tempelhof Projekt GmbH bietet an jedem Sonnabend Führungen durch die unterirdischen Anlagen an. Stefan Kniestedt und seine 20 Kollegen unternehmen mit den Gästen rund zweistündige Exkursionen durch verwinkelte Gänge, rußgeschwärzte Bunker und riesige Treppenhäuser. Dabei erfahren Besucher mehr über die Architektur des Gebäudekomplexes, die Geschichte der Luftfahrt in Berlin sowie über Zeitgeschichte in Tempelhof. "Wir rechnen mit über 300 Bunkeranlagen unter dem Gebäude am Flugplatz", erklärt Kniestedt. Auch heute ist noch nicht alles erforscht. "An vielen Wänden sind Bilder von Wilhelm Busch zu sehen", erzählt Kniestedt, "kein Mensch kann sich erklären, wie sie dorthin gekommen sind. Andere Bunkerwände zieren Zeugnisse der vergangenen 60 Jahre. So haben sich die amerikanischen Soldaten mit Wandgemälden verewigt.

"Unter dem Gebäude saßen die Amerikaner mit der Luftaufklärung", berichtet Kniestedt. Nach 1945 wurde der linke Teil des Komplexes von ihnen genutzt auf der rechten Seite hatte die Flughafengesellschaft ihren Sitz. In der Mitte war der Block mit der großen Abfertigungshalle, die auch zum Besichtigungsprogramm gehört. Im Keller unter der Halle hatten die Amerikaner eine Spionagestation, im Dachgeschoss saß ihre Luftsicherheit zur Überwachung der drei Luftkorridore nach Westberlin.

In den Tunneln wurden bis 1945 Flugzeuge gebaut. Stefan Kniestedt zeigt in einigen die Laufkatzen an der Decke. Daran hingen die Flugzeuge zur Montage. Junkers 87 und Fogge-Wulf 190 wurden hergestellt. "Die Weser-Flugzeugwerke aus Bremen haben einen staatlichen Zuschuss bekommen, weil sie direkt in Berlin produzierten. Tausende Zwangsarbeiter haben hier gearbeitet", berichtet Kniestedt. Ihre Lager waren über das ganze Flugplatzgelände verteilt. Er verweist auf eine Gedenkstätte auf dem Friedhof von Neukölln auf der anderen Seite des Flugfeldes.

Vorbei geht die Führung an Eisenbahngleisen. Das Flughafengebäude hat einen direkten Anschluss an die Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs sind hier Züge gefahren. Auch ein Straßenanschluss unter der Erde ist vorhanden.

Wer sich für die Geschichte interessiert kann sich im Internet informieren: www.tempelhoferfreiheit.de. Führungen beginnen sonnabends 12 Uhr. Gruppen können Sondertermine vereinbaren. Eintritt zwölf, Kinder sechs Euro. Treffpunkt: Tempelhof Projekt GmbH, Tempelhofer Damm 1-7 (gegenüber der Tankstelle), 200 03 74 41.
Klaus Tessmann / KT
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 407× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 388× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 334× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 370× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.689× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.