Wer weiß etwas über den Verbleib der ersten Inschrift?

Das ist die heutige Tafel. Gab es eine zweite, wie die Politologin Helga Ernst glaubt? | Foto: KEN
  • Das ist die heutige Tafel. Gab es eine zweite, wie die Politologin Helga Ernst glaubt?
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Tiergarten. Regelmäßig überquert Helga Ernst die Potsdamer Brücke. Was ihr dort immer ins Auge fällt, ist eine Gedenktafel. Doch mit der stimmt seit April etwas nicht.

Die Tafel hängt an der Südostecke der Brücke. Sie ist aus Bronze. Was mit der Farbgebung der Fassade der nahe gelegenen Staatsbibliothek korrespondiert. Ein Edelstahlrahmen fasst die Tafel. Zum Schutz deckt Acrylglas ihre Oberfläche ab. Die Tafel erinnert an Nikolai Iwanowitsch Massalow. Der Feldwebel der Roten Armee rettete beim Sturm auf die Reichskanzlei, zwei Tage vor der Eroberung Berlins, unter Einsatz seines Lebens ein Kind aus dem Kugelhagel. Es war ein ungefähr dreijähriges Mädchen, das neben seiner toten Mutter, vielleicht eine Rotkreuz-Schwester, sitzen geblieben war. Massalows Tat vom 30. April 1945 fand vielleicht sogar Eingang in die Bronzefigur mit Kind des sowjetischen Ehrenmals in Treptow. Der Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch hat das aber immer bestritten.

2001 ist Nikolai Iwanowitsch Massalow 79-jährig in seinem sibirischen Heimatdorf Tjaschin gestorben. Die Gedenktafel mit Text in Deutsch und Russisch wurde 2003 angebracht. Es ist aber nicht die Gedenktafel, an die sich die SPD-Bürgerdeputierte auf ihren Spaziergängen erinnert. "Die war aus demselben Material. Sie hatte dieselbe Größe und denselben Text", sagt Ernst. "Aber in der Mitte der Tafel war ein Relief." Und zwar dem Monument des Treptower Soldaten nachgebildet.

Helga Ernst stellte Nachforschungen an. Wurde die ursprüngliche Tafel ausgetauscht? Sie hat alle gefragt, die damals bei der Gedenktafel-Einweihung dabei waren: den Bezirksverordneten Volker Hobrack, der früher der bezirklichen Gedenktafelkommission vorsaß, Gedenktafelexperten wie Holger Hübner, aber auch jene, die sich um die Brücken in Berlin kümmern. "Keiner weiß etwas. Keiner kennt die Tafel, an die ich mich erinnere", so die ehemalige Berliner Abgeordnete. Wie ist das möglich? Die Tafel mit dem Relief hing viele Jahre an der Potsdamer Brücke. Helga Ernst hofft jetzt, dass sich irgendwer auch an die "verschwundene" erste Tafel erinnern kann, sie vielleicht fotografiert hat. Oder sogar denjenigen kennt, der sie anfertigte oder entfernen ließ.

Hinweise an die Berliner Woche: redaktion@berliner-woche.de.
Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 209× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 236× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.569× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.