In Kopf und Herzen bewahren: Bundespolitiker und Berliner gedenken der Opfer der „Aktion T4“
Tiergarten. Im Mittelpunkt der diesjährigen Feierlichkeiten zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus stand das Schicksal der Ermordeten der „Aktion T4“.
Anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocaust legte die Behindertenbauftragte der Bundesregierung Verena Bentele am 27. Januar an der Gedenkplatte vor der Philharmonie einen Kranz nieder. In ihrer kurzen Ansprache sagte die zwölfmalige paralympische Goldmedaillengewinnerin, Euthanasie, griechisch „schöner, leichter Tod“, sei ein schrecklicher Euphemismus. Der Gedenkort gebe den ermordeten Männern, Frauen und Kindern einen Teil ihrer Würde zurück. „Hier können wir sie in unseren Köpfen und Herzen bewahren.“
In diesem Jahr hatte der Bundestag die nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde in den Fokus des Erinnerns gerückt. Im Machtbereich der Nationalsozialisten wurden 300 000 geistig und körperlich Behinderte sowie psychisch Kranke ermordet. Sie galten als „unnütze Esser“ und „lebensunwertes Leben“. Ihnen hatten die Nazis die Existenzberechtigung abgesprochen. Ihre Verfolgung setzte bald nach der nationalsozialistischen Machtübertragung mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 ein. Von den Zwangssterilisationen führte ein direkter Weg zum „Ausmerzen“. Am Ort der Kranzniederlegung befand sich die Zentrale für die Vernichtungsaktion „T4“. T4 steht für Tiergartenstraße 4. Dort wurde ab April 1940 das Töten verwaltet und organisiert.
Per Meldebogen oder Ärztekommissionen erfasst, wurden die Kranken mit den berüchtigten „grauen Bussen“ in spezielle Tötungsanstalten transportiert und dort unter anderem per Injektion, mit Medikamenten und Giftgas umgebracht. Die T4-Zentrale hatte eigene Standesämter, die die Todesurkunden ausstellten. Die Leichen wurden umgehend eingeäschert. Nach kirchlichen Protesten wurde die Aktion am 24. August 1941 offiziell für beendet erklärt, im Geheimen aber fortgesetzt. KEN
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