Rechtlich möglich: Wohnungslose Prostituierte brauchen eine Postadresse
Tiergarten. Der Bezirk hat nichts einzuwenden. Nun liegt die Entscheidung beim „Frauentreff Olga“. Es geht um eine Postadresse für wohnungslose Klientinnen des Frauentreffs in der Kurfürstenstraße.
Im September hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) die Einrichtung einer solchen Postadresse per Beschluss angeregt und das Bezirksamt um Prüfung gebeten. Die Mitarbeiterinnen der Hilfseinrichtung wurden beteiligt. Es geht vornehmlich um Prostituierte aus Ungarn, Bulgarien und Rumänien, die als EU-Bürgerinnen ganz legal nach Berlin gekommen sind. Sie haben aber keine Wohnung, sind häufig gesundheitlich angeschlagen, psychisch krank oder drogensüchtig. Einige von ihnen sind Gewalt und Willkür von Zuhältern ausgesetzt.
Nach dem Prostitutionsgesetz müssen sie sich beim Finanzamt anmelden und Steuern zahlen. Ohne eine Anschrift geht das nicht. Ebensowenig ist es ohne Postadresse möglich, die Frauen an Drogenhilfe- oder Wohnungshilfeangebote zu vermitteln. „Die Betroffenen verbleiben ohne Meldeadresse zu oft und zu lange in ausbeuterischen Verhältnissen, weil sie auf den Erhalt einer Adresse angewiesen sind“, teilt der Trägerverein des Treffs "Notdienst" mit. Die betroffenen Frauen hätten mit einer Adresse einen leichteren Zugang zur Krankenversicherung und zu Sozialleistungen, sagt auch Bürgermeister Christian Hanke (SPD). Auch sei es für sie einfacher, eine Berufsperspektive außerhalb der Prostitution zu entwickeln.
„Der Frauentreff Olga kann sich als Adresse zur Verfügung stellen“, so der Bürgermeister Hanke. Dazu müsste er den Betroffenen neben einem Briefkasten eine „Wohnungsgeberbestätigung“ ausstellen, die seit dem 1. November Pflicht ist. Zusammen mit dem Anmeldebogen könne die Prostituierte diese Bestätigung dem Bürgeramt vorlegen. Der Verein "Notdienst" muss nun entscheiden, ob er für die Kurfürstenstraße 40 Wohnungsgeberbestätigungen ausstellen will. KEN
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