Scrabble vorm Rathaus: An der Müllerstraße stehen bald die „Weddinger Worte“

9. Oktober 2015
Schiller-Bibliothek, 13353 Berlin
Der Künstler Pfelder will seine Wort-Tafel vor den früheren BVV-Saal und dem Jobecenter-Turm stellen. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Der Moabiter Künstler Pfelder, wie er sich nur nennt, will mit riesigen Wörtern auf dem neuen Rathausvorplatz Passanten zum Grübeln bringen.

„Schmunzeln“ steht in schwarzen Buchstaben vor weißem Hintergrund auf dem riesigen Schild vor dem früheren BVV-Saal. Bisher ist das Bild nur eine Montage, mit der der Künstler seine Kunstidee für den neuen Rathausplatz illustriert hat. „Schmunzeln ist mein Lieblingswort“, sagt Pfelder. Er hat mit seinem Konzept, man könnte auch sagen Wort-Beitrag, den bezirklichen „Kunst am Bau“-Wettbewerb gewonnen. „Weddinger Worte“ will Pfelder großformatig auf den Platz stellen.

Der Jury gefiel die Idee als beste von den drei eingereichten Vorschlägen. Weddinger Bürger sollen in Pfelders interaktivem Kunstwerk im wahrsten Sinne zu Wort kommen. Alle drei Monate soll ein neues Wort an der Müllerstraße prangen. Jeder kann sein Lieblingswort einschicken und hoffen, dass eine noch zu gründende Jury aus Anwohnerinitiativen, Platzanrainern, Verwaltungsleuten und dem Künstler selbst es für geeignet hält, an die sieben Meter lange Konstruktion gepinnt zu werden.

„Abstrakte Skulpturen sind nicht so spannend, das guckt sich irgendwann weg“, sagt Pfelder zu seiner Wortwechsel-Idee. Ohne jeglichen Zusammenhang würde in regelmäßigen Abständen ein neues Wort auf dem Platz auftauchen; das erzeuge einen Aha-Effekt, glaubt Pfelder.

Es gibt keine Vorgaben für die Lieblingswörter, die Weddinger beisteuern können. Nur rein technische Beschränkungen: Mehr als zwölf Buchstaben darf das Wort nicht haben. Und die 60 Zentimeter hohen Buchstabentafeln, die in 3,6 Meter Höhe auf eine Trägerschiene geschraubt werden, haben lateinische Lettern.

15 000 Euro gibt das Kulturamt für die Wortkunst aus. Viele Details müssen erst noch geklärt werden. Das wichtigste ist, wo Pfelders Riesenwort stehen darf. Die Landschaftsarchitekten, die derzeit das komplette Rathausumfeld neu gestalten, wollen die Megatafel vor dem ehemaligen BVV-Saal und zukünftigen Jobcenter-Pavillon nicht. Sie haben den Auftrag, den Rathausvorplatz neu zu ordnen. Das Wortschild widerspreche dem Gestaltungskonzept, argumentieren die Landschaftsplaner. So sollen zum Beispiel auch die Fahnenstangen weg, wie Judith Laub von der bezirklichen Kommission „Kunst im Stadtraum“ sagt.

Alternativ gibt es Überlegungen, ob man Pfelders Wortkonstruktion hinter das Jobcenter-Hochhaus auf die Wiese stellt. Der Künstler lehnt das ab, weil seine Idee dann verpufft. „Der Effekt wäre weg, das Weddinger Wort muss von der belebten Müllerstraße zu sehen sein“, so Pfelder. Noch ist der Rathausvorplatz Baustelle und sind Detailfragen ungeklärt. Wie Judith Laub sagt, soll das erste Weddinger Wort im kommenden Sommer nach Beendigung der Platzgestaltung präsentiert werden. Die Schiller-Bibliothek könnte in den kommenden Jahren ein „Archiv der Weddinger Lieblingswörter anlegen“, hat Pfelder eine weitere Idee.

Die drei Entwürfe des Kunst-am-Bau-Wettbewerb werden vom 9. bis 26. Oktober im Foyer der Schillerbibliothek, Müllerstraße 149, gezeigt. Die Bibliothek ist Montag bis Freitag von 10 bis 19.30 Uhr und Sonnabend von 10 bis 14 Uhr geöffnet. DJ

Der Künstler Pfelder will seine Wort-Tafel vor den früheren BVV-Saal und dem Jobecenter-Turm stellen. | Foto: Dirk Jericho
Geheimnisvolle Botschaften. So könnte die Kunstaktion „Weddinger Worte“ aussehen. Bild: Pfelder | Foto: Pfelder
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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