CDU will zwei Straßennamen im Afrikanischen Viertel umwidmen

Johann Ganz will die Lüderitzstraße behalten und hat dazu einen Vorschlag. | Foto: Dirk Jericho
2Bilder
  • Johann Ganz will die Lüderitzstraße behalten und hat dazu einen Vorschlag.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Wedding. Im jahrelangen Streit um die Umbenennung der Straßen im Afrikanischen Viertel schlägt die CDU jetzt einen Kompromiss vor: Die umstrittenen Namen bleiben, sie werden nur umgewidmet.

Der Nachtigalplatz wird zum Nachtigalplatz, die Lüderitzstraße zur Lüderitzstraße. Das beantragt die CDU-Fraktion auf der kommenden BVV-Sitzung. Was? Mit diesem Vorschlag, den sie von der Initiative Pro Afrikanisches Viertel (PAV)übernimmt, soll die festgefahrene Pro- und Contra-Diskussion wieder aufgenommen werden, wie PAV-Sprecher Johann Ganz sagt. Afrikanische Organisationen fordern seit Jahren die Umbenennung von Straßennamen aus der deutschen Kolonial- oder NS-Zeit. Statt wie bisher nach dem Afrikaforscher und Kolonialpolitiker Gustav Nachtigal, soll der Nachtigalplatz jetzt dem Theologen und Schriftsteller Johann Karl Christoph Nachtigal gewidmet werden. Alter Name, neue Bedeutung. Eine Infotafel unterm Schild soll erklären, welcher Nachtigal geehrt wird. Bei der Lüderitzstraße ist der PAV-Kompromiss noch „irrsinniger“, wie Weddings Grünen-Direktkandidat Daniel Gollasch sagt. Die Straße soll nicht mehr Adolf Lüderitz gewidmet sein, sondern der nach ihm benannten Hafenstadt Lüderitz. Wie Johann Ganz betont, war 2013 im namibischen Lüderitz selbst ein ähnlicher Umbenennungsversuch gescheitert. „Die Leute waren dagegen, weil die Hafenstadt inzwischen eine eigene, vom ursprünglichen Namensgeber unabhängige Identität hat“, so CDU-Mann Ganz. Ein weiterer Kompromiss sei, Wege im Kleingartenverein „Togo“ nach bedeutenden Städten, Flüsse oder Höhenzügen Togos wie zum Beispiel Lomé-Weg, Kara-Weg oder Sokodé-Weg zu bezeichnen“, wie es im CDU-Antrag heißt.

Für Fraktionschef Thorsten Reschke greife die „Umwidmung des Gedenkens die bewährte Vorgehensweise bezüglich der Petersallee auf“. Die Straße wurde 1986 auf Drängen der Anwohner umgewidmet und ehrt seitdem den NS-Widerstandskämpfer und CDU-Politiker Hans Peters. 1939 wurde die Petersallee nach dem Kolonialpolitiker und Unternehmer Carl Peters benannt.

Das Thema Straßenumbenennungen im Afrikanischen Viertel kocht seit vielen Jahren. Viele Anwohner wie Johann Ganz wollen „die geschichtsträchtigen Namen behalten“, auch wegen der mit Änderungen verbundenen Kosten. Die 2011 gegründete Initiative PAV hatte 1500 Unterschriften gegen die geforderte Umbenennung gesammelt und will jetzt erneut „eine konstruktive Debatte statt Schlussstrichinitiativen beginnen“, so Ganz.

SPD, Grüne und Linke sind für Umbenennungen, die CDU ist dagegen. Für die Christdemokraten war der Verzicht auf Straßenumbenennungen 2011 sogar Bedingung in der Zählgemeinschaftsvereinbarung mit der SPD. Als Kompromiss wurde 2012 an der Müller-, Ecke Otawistraße eine Infotafel zur Geschichte der Straßennamen und der Kolonialzeit aufgestellt. Die BVV hatte 2011 auch beschlossen, „das Afrikanische Viertel zu einem Lern- und Erinnerungsort“ zu machen. Die SPD will den neuen CDU-Antrag nicht mittragen. „Umwidmungen von belasteten Straßennamen unter Beibehaltung ihrer Ursprungsnamen“ lehnt Vera Morgenstern (SPD), Chefin der AG-Geschichte der BVV, ab. Die SPD habe erst im Dezember eine reale Umbenennung für die 1986 umgewidmete Petersallee gefordert. DJ

Johann Ganz will die Lüderitzstraße behalten und hat dazu einen Vorschlag. | Foto: Dirk Jericho
Im Afrikanischen Viertel leben viele Afrikaner. Hier gibt es auch viele afrikanische Geschäfte. Foto: Dirk Jericho | Foto: Dirk Jericho
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 89× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 69× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 166× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 562× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.