Galerie Wedding beherbergt Kunstwerke aus Wachs

Wedding. "Unter der Haut" heißt eine Ausstellung, die sich derzeit einem vielseitigen Naturprodukt widmet. Wer für künstlerische Arbeit farbiges Wachs wählt, betreibt die so genannte Enkaustik. Ein umständlicher Begriff für sehr eingängige Werke.

Es kam wie es kommen musste. Die Sonne brannte durch die Scheiben, das Wachs schmolz - und Sue Haywards Ibis, ein langschnabeliger Vogel auf zerfließendem Grund, kippte seinem Träger fast in den Nacken. Also hieß es für Hayward: Anrücken ins Alte Rathaus Wedding. Auf zur Reparatur. "So ist das halt mit Bienenwachs", kommentiert die Künstlerin den Schaden. Ihre Skulptur braucht nur eine ambulante Versorgung. In einer Viertelstunde steht der Ibis wieder aufrecht und überblickt wie zuvor den Rücken des knieenden Menschen. "Die Heiliung" nennt sich das Werk. Um diesen Titel zu verstehen, muss man wissen, dass Ibisse in Australien Unrat wegpicken, ähnlich wie in unseren Gefilden die Tauben. "Der Ibis ist für mich ein Tier, das aufräumt und Ordnung stiftet", bietet die gebürtige Australierin eine Deutung an. In der Tat spielt für Hayward, die eine Malblokade und Tod eines Freundes zu überwinden hatte, die Modelierung von Vogelfiguren eine friedensstiftende Rolle.

Beinahe organisch wirkt wiederum das, womit Boris Ivandic die aktuelle "Imaginarium"-Ausstellung bereichert: "Unter Wachsschichten von hautähnlicher Weichheit wirkt die Stofflichkeit des darunter liegenden Baums verletzlich. Fast so, als sei er von menschlichen Adern durchzogen", hebt Kuratorin Dr. Katja David eines seiner Werke hervor. Da Ivandic die Graffiti-Kultur nahe liegt, verwundert es nicht, dass er sich ein eigenes Stück Berliner Mauer erschuf - natürlich überzogen von farbigem Wachs. Dabei wirkt seine Version so, als seien die Schriftzeichen natürlich darauf gewuchert.

Dass Wachs nicht nur Farbe einschließen kann, sondern auch Salz und Gold, das zeigt Pantelis Sabaliotis, der dritte Künstler im Bunde. Bei ihm erinnert das Naturprodukt durch Wabenformen und erdige Färbung an seine Entstehung, nimmt in der Form einer unheimlichen Kosmonauten-Figur sodann mythische Züge an. Sein Schaffen entsteht aus Davids Sicht "mit dem Drang eines Alchemisten auf der Suche nach Vollendung."

Die Ausstellung "Unter die Haut" ist noch bis zum 3. August dienstags bis samstags von 12 bis 18 Uhr im Alten Rathaus, Müllerstraße 146, zu sehen. Eintritt frei.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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