Die Mülltante vom Vinetaplatz: Eine Schwedin sorgt für Ordnung und Sauberkeit in Wedding

Cecilia Stickler ärgert sich über Rücksichtslosigkeit und herumliegenden Müll, freut sich aber, wenn sie Gleichgesinnte findet, die wie sie etwas dagegen tun. | Foto: Regina Friedrich
  • Cecilia Stickler ärgert sich über Rücksichtslosigkeit und herumliegenden Müll, freut sich aber, wenn sie Gleichgesinnte findet, die wie sie etwas dagegen tun.
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Seit sieben Jahren kämpft Cecilia Stickler mit Gleichgesinnten aus der Nachbarschaft rund um den Vinetaplatz gegen Müll. Dafür gab es 2016 den Umweltpreis Mitte.

„Oh Berlin, meine Liebe zu Dir wird wirklich auf den Prüfstand gestellt“, so beginnt ein Eintrag auf ihrem Blog „Nichts für Feiglinge“, in dem sie über das „Leben einer schwedischen Seniorin in Berlin“ schreibt. Sie regt sich mal wieder auf über Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit ihrer Mitmenschen, die einen Wasserspender in einen Mülleimer verwandelten. Eigentlich sollte sich die 73-Jährige nach einem Herzinfarkt schonen, aber da kann sie einfach nicht wegsehen. „Ich schreib halt gerne“, sagt sie, „über alles, was mich so bewegt und wenn ich so was sehe...“.

Die gebürtige Schwedin kam 1964 nach Berlin, studierte Kunstgeschichte,  lernte ihren ersten Mann kennen. Nach Stationen in Göttingen, Aachen und Frankfurt/Main zog es sie 2011 wieder nach Berlin, wo ihre Kinder und Enkel wohnen. Ihren Ruhestand genießen? Wohl eher Unruhestand. Cecilia Stickler arbeitet noch als Übersetzerin, engagiert sich in der schwedischen Kirchengemeinde und in einem schwedischen Frauenverein für Bildung.

„Ich liebe Berlin, eigentlich ein tolles Wohnen hier, aber es gibt Sachen, die ich gewöhnungsbedürftig finde“, sagt sie, „zum Beispiel der Müll, der herumliegt, oder die Bürgersteige, auf denen sich die Gehwegplatten hochwölben.“ Die Gehwege kann sie nicht ausbessern, gegen den Müll etwas tun schon. Mit einer Nachbarin begann sie, Blumenkübel zu bepflanzen. Das lief ganz gut, eine Familie aus Kasachstan hat es ihr nachgemacht und pflegt nun ein großes Beet, eine andere Frau kümmert sich um ein Lavendelbeet. Nach und nach fanden sich immer mehr Aktive zusammen. Etwas mehr Unterstützung wünscht sich Stickler vom Grünflächenamt. „Aber die BSR hilft mir“, erzählt sie begeistert. „Von denen bekomme ich Müllsäcke, und wenn die voll sind, bringe ich sie zu einem vereinbarten Ort, wo sie abgeholt werden."

Ihr Engagement stößt nicht überall auf Gegenliebe. Eine Sitzgruppe, die sie besorgte, damit Nachbarn in gemütlicher Runde zusammenkommen können, musste wieder weg, einigen Anwohnern war es zu laut. Andere freuen sich, wenn sie und ihre Mitstreiter Blumen pflanzen und Unrat von den Grünanlagen klauben. Es gibt aber auch kuriose Situationen. Als sie zerfetzte Wahlplakate entsorgen wollte, wurde sie von zwei Polizisten belehrt, dass das Sachbeschädigung wäre und strafbar sei.

Cecilia Stickler freut sich schon auf das Frühjahr. Dann ist sie wieder mit den „Vinetaplatz-Kümmerern“ unterwegs im Kiez. Wer mitmachen möchte, ist gerne willkommen. Einfach einen der Kümmerer ansprechen.

Autor:

Regina Friedrich aus Wilmersdorf

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