Die Würde des Menschen ist unantastbar - Über Missstände in Betreuungsverhältnissen

Auch in Berlin gibt es einige Menschen, die sich u.a. aufgrund schwerer Schicksalsschläge in psychiatrischen oder sogenannten sozialen Einrichtungen befinden und dort betreut werden müssen. Leider sind viele der Angestellten dort den Anforderungen ihres Berufes jedoch nicht gewachsen, was sich fatal auf den Zustand der Betroffenen auswirkt.

Als ich gestern an der Haltestelle Rehberge den U-Bahn-Schacht verließ, fiel mir an der Ecke zur Schöningstraße eine Dame auf, die dort mit zwei großen Tragetaschen stand und sehr müde wirkte. Ich sprach sie an und sie bestätigte mir, dass sie müde sei und wies mich an, ihr beim Tragen der Taschen zu helfen. Ich tat dies gerne, auch wenn zumindest eine der Taschen recht schwer war. Die Frau konnte schlecht laufen und stützte sich immer wieder bei mir auf. Schließlich gelangten wir zur Ecke Barfusstraße/Edinburger Straße, wo sie mich darum bat, gemeinsam mit mir ein Wohnhaus zu betreten, dessen Tür sie mit dem beigeführten Schlüssel öffnete. Wir fuhren mit dem Aufzug in den dritten Stock und betraten einen Wohnraum. Dort stürmte eine männliche Person ohne eine Wort der Begrüßung auf uns zu und entriss mir eine der Taschen: „Alkohol ist hier schon mal gar nicht erlaubt…“ und „Wer sind Sie denn überhaupt?“ fragte der mürrisch dreinblickende Mensch mich auf nicht gerade höfliche Art und Weise. „Ich habe die Dame auf der Straße getroffen und bis hierhin begleitet.“ antwortete ich wahrheitsgemäß und wies ihn darauf hin, dass er ja zunächst einmal in Tasche schauen müsse, um festzustellen, was sich alles darin befinde. Dieser Mensch ließ sich jedoch nicht in seiner Unhöflichkeit beirren. „Da ist Alkohol drin. Das hätten sie jawohl merken müssen. Wir sind hier eine betreuende Einrichtung für Drogenabhängige.“ pöbelte er mich an. Ich erklärte ihm, dass ich anderen Menschen nicht unaufgefordert in ihre Taschen schaue und man ohne einen Blick in eine Tasche nie genau wissen könne, was sich alles darin befinde. Ich verabschiedete mich von der Dame, die weiterhin angab, müde zu sein und schlafen gehen zu wollen und fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss, um das Gebäude zu verlassen in dem guten Gefühl einem Menschen geholfen zu haben. Ich öffnete schon die Außentür, da holte mich der Mann ein, der mir offensichtlich gefolgt war, um mich erneut anzupöbeln. „Wenn Sie das nächste Mal wieder so frech sind, bekommen Sie Hausverbot. Es war jawohl eindeutig, dass sich in der Tasche Bierflaschen befinden. Das hätten Sie merken müssen!“ Nach einem weiteren gescheiterten Versuch diesem seltsamen Exemplar von einem „Betreuer“ zu erklären, dass er sich jawohl eher bedanken müsse, dass ich die Dame nach Hause geleitet hatte, rückte mir der Mann bedrohlich nahe, so dass ich zugegebener Maßen verbal ein wenig emotional reagierte.
Nun begegnete ich dem Herren heute ein weiteres Mal. Ein weiterer Versuch – diesmal sogar unter Zeugen – ihn von seiner eigenen unhöflichen, undankbaren und vor allem der zu betreuenden Dame gegenüber menschenverachtenden Verhaltensweise in Kenntnis zu setzen, scheiterte kläglich. Er gab an, die Frau stamme aus dem kenianischen Kulturkreis und dort sei es im Gegensatz zu anderen Kulturkreisen so üblich, dass sich die Frauen gegenseitig mit den Fäusten attackieren. Die Frau sei hochgradig aggressiv und sie hätten deshalb immer wieder Ärger im Haus. Ob dies tatsächlich in Kenia der Fall ist oder ob es sich auch in diesem Fall um ein rassistisches Vorurteil handelt, kann ich zum derzeitigen Erkenntnisstand nicht nachhaltig beantworten. Eine kurze Recherche ergab lediglich Hinweise auf zahlreiche Misshandlungen von Frauen in diesem Land.
Ein gesunder Menschenverstand hätte dem Mann mit Sicherheit zu der Einsicht verholfen, dass ich alleine schon aus juristischen Gründen nicht in die Tasche der Dame hätte blicken dürfen, um den Inhalt zu prüfen und, dass weiterhin mein Begleiten der Dame und das Mitführen ihrer Taschen dazu führte, dass sie den Alkohol, den er angab, in ihren Taschen gefunden zu haben, nicht trinken konnte. Die Gehirnleistung des Mannes beschränkte sich jedoch auf „Selbstpolitur“, die er verbal zum Besten gab.
Weiterhin belästigte er mich verbal auf offener Straße, so dass mir Freunde und Bekannte zu Hilfe kommen mussten, um den Mann abzuwimmeln. Er sagte, er wisse genau, wo ich hingehöre.
Tja, scheinbar wusste er nicht, dass ich in der Barfusstraße wohne und es mir zur Aufgabe gemacht habe, auf die Missstände in unserer Gesellschaft und auf diesem Planeten auf die eine oder andere Art ;-) hinzuweisen.
Kurz darauf versuchte er seine „Ehre“ wiederherzustellen, indem er aussprach: “So, Sie haben ab jetzt Hausverbot!“. Mit dieser Äußerung brachte er mich herzlich zum Lachen und ich entgegnete: „Glauben Sie, ich möchte mich gerne in IHREM Haus aufhalten?“
Denn selbstverständlich lege ich keinen Wert auf die Gegenwart von solch ungehobelten Zeitgenossen wie betreffendem Herrn. Ein Bekannter, der mir in der Sache zustimmte, brachte zur Entschuldigung dieses Menschen das Argument an, dass die Bedingungen in dem Job hart seien und der Mann höchstwahrscheinlich höchstgradig frustriert sei. Er pflichtete mir jedoch bei, dass das „Einfühlungsvermögen“ dieses „Betreuers“ mit tatsächlicher Empathie so viel zu tun habe, wie ein Stück Leberwurst mit einem Hundehaufen.
Leid tut es mir aber in jedem Fall, um die Menschen, die solchen Personen, die aufgrund mangelnder Empathie und Motivation in ihrem Beruf völlig fehl am Platze sind und sich dann noch wundern, dass sich ihre Schützlinge aggressiv verhalten, ausgeliefert sind. Denn dieses Beispiel ist wohl kaum ein Einzelfall.

Autor:

Sabine Töpker aus Wedding

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