Der Rechtsstreit wird weitergeführt: Das ehemalige Kinderkrankenhaus verfällt immer mehr

Das frühere Kinderkrankenhaus Weißensee ist in einem desolaten Zustand. | Foto: Bernd Wähner
5Bilder
  • Das frühere Kinderkrankenhaus Weißensee ist in einem desolaten Zustand.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Weißensee. Wer an diesem Gebäudekomplex vorbeikommt, kann nur voller Unverständnis den Kopf schütteln: Seit Jahren steht das frühere Kinderkrankenhaus Weißensee leer und verfällt immer weiter, ohne dass sich etwas tut.

Fast alle Fenster sind kaputt. Türen wurden herausgeschlagen. Dächer sind teilweise eingebrochen. Von den Fassaden bröckelt es. Wildwuchs hat sich auf dem Grundstück breit gemacht. Und nichts passiert. Dabei hatte das Land Berlin die Immobilie bereits 2005 an eine Investorin verkauft. Die sollte hier rasch die Gebäude sanieren.

Weil das nicht passierte, bemüht sich das Land Berlin seit einigen Jahren darum, die Immobilie wieder zurückzubekommen. Die Aussichten, dass das klappt, stehen nicht schlecht. Aber die juristische Auseinandersetzung zieht sich in die Länge.

Käuferin der Immobilie ist die MWZ Bio-Resonanz GmbH. Weil diese ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllte, trat die Berliner Immobilien Management GmbH bereits vom Kaufvertrag zurück. Aber weil man sich mit der Käuferin nicht einigen kann, musste die BIM auf Rückgabe des Grundstücks klagen.

Das Landgericht Berlin entschied vor zwei Jahren, dass das frühere Kinderkrankenhaus an das Land Berlin zurückgegeben werden muss. Aber die MWZ legte gegen das Urteil des Landgerichts Berufung beim Kammergericht ein.

Im vergangenen Jahr meldete die MWZ dann Insolvenz an. Doch die Hoffnung, dass das Land Berlin daraufhin endlich das Grundstück zurückerhält, zerschlug sich rasch. Der eingesetzte Insolvenzverwalter sieht nämlich das das 28000 Quadratmeter große Grundstück in der Hansastraße 178/180 als einen wesentlichen Vermögensgegenstand der MWZ an. Deshalb solle das Grundstück an einen seriösen Investor verkauft werden. Der Erlös wäre dann wohl an die Gläubiger auszuzahlen. Dazu wollte sich der Insolvenzverwalter mit der BIM abstimmen, hieß es noch im Frühjahr vergangen Jahres. Doch da macht das Land Berlin nicht mit. Man dringt weiterhin auf Herausgabe des Grundstücks.

Auf Anfrage teilt Margaretha Sudhof (SPD), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Finanzen, mit, dass „nach wie vor das Klageverfahren auf Rückgabe und lastenfreie Rückübertragung“ anhängig sei. „Eine Entscheidung in zweiter Instanz steht weiterhin aus.“

Wie die Staatssekretärin weiterhin berichtet, sei das Objekt in unregelmäßigen Abständen von der Bauaufsicht des Bezirksamtes Pankow kontrolliert worden. Wiederholt musste der Insolvenzverwalter auf die Sicherungspflicht aufmerksam gemacht werden. Angesichts des anhaltenden Leerstandes und der Verwahrlosung der Gebäude sei deren augenscheinlicher Zustand als desolat zu bewerten, so Margaretha Sudhof.

Damit aber zumindest eine Bestandsaufnahme der noch erhaltenen Gebäude erfolgen kann, soll nun ein öffentlich bestellter Sachverständiger im Auftrage der Unteren Denkmalschutzbehörde die Bausubstanz erfassen und hinsichtlich ihrer Erhaltungsmöglichkeiten technisch bewerten.

Solch einer Beauftragung habe der Insolvenzverwalter inzwischen zugestimmt, berichtet die Staatssekretärin. Denn: Immerhin befand sich seit dem Jahre 1911 das erste kommunal geführte Säuglings- und Kinderkrankenhaus Preußens auf diesem Grundstück. Und dessen Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Pankows Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) berichtet indes auf Anfrage, das von Vertretern des Eigentümers beim Stadtentwicklungsamt angefragt wurde, ob grundsätzlich auf diesem Areal Stadthäuser gebaut werden könnten. Kuhn stellt allerdings entschieden fest: „Bevor keine Klarheit über Erhaltungs- und Instandsetzungsmöglichkeiten besteht, wird das Bezirksamt kein Neubaukonzept prüfen.“

Wie es tatsächlich auf dem Grundstück des ehemaligen Kinderkrankenhauses weitergehen könnte, das wird sich vermutlich erst nach Beendigung der juristischen Auseinandersetzung entscheiden. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 475× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 441× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 391× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 423× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.740× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.