SPD Westend verlegt Stolpersteine für Opfer

Johannes Weißler erinnert an das Leben seiner Familie im Berliner Westend während der Naziherrschaft. | Foto: Wecker
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Westend. Opfer aus der Anonymität holen und Geschichte greifbar machen. Das ist der Sinn von Stolpersteinen. Am Dienstag, 5. März, wurden drei neue verlegt.

"Stolpersteine sollen Einzelschicksale erlebbar machen", erklärt Rainer Lampe, Mitglied der Arbeitsgruppe Geschichte der SPD Neu-Westend. Zusammen mit der SPD Abteilung Neu-Westend hat die Arbeitsgruppe gleich drei Stolpersteine initiiert und zwei finanziert. Es ist der Morgen des 5. März und vor Lampe hat sich eine Menschenmenge versammelt. Auf dem Gehweg glänzt es golden. Es ist der frisch eingelassene Stolperstein für die 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordete Jüdin Helene Valver. Über die ehemalige Bewohnerin der Gothaallee 17 sei nur noch wenig bekannt, erzählt Lampe, bevor er die Eckdaten der Jüdin vorliest und Rosen auf den Stein gelegt werden. Die Stolpersteine sollen Spuren im öffentlichen Raum und Geschichten in der Nachbarschaft hinterlassen.

Geschichten wie zuvor die von Auguste Weißler, die 1943 ebenfalls nach Theresienstadt deportiert wurde. Ihr Enkel Johannes ist für die Steinlegung extra angereist. Der 85-jährige steht in der Meiningenallee 7, blickt andächtig zu dem Mehrfamilienhaus und fängt schließlich an, Anekdoten zu erzählen. Großmutter "Hapu" habe ihn ständig beim Klavierlernen ermahnt, er spiele die falschen Töne. Und als Juden per Gesetz ein großes "J" auf der Kleidung tragen sollten, habe sie nur trotzig gesagt: "Dann gehe ich eben nicht mehr aus dem Haus." Für Auguste Weißler hat die Hausgemeinschaft sogar zusammengelegt. 120 Euro kostet so ein Stein.

Erfinder der Stolpersteine ist der in Berlin geborene und heute in Köln lebende Gunter Demnig. Er will damit gegen das Vergessen ankämpfen. Seit 1996 sind in Berlin bereits mehr als 4500 der kleinen Messingtafeln verlegt worden. Allein in Charlottenburg-Wilmersdorf sind es mehr als 1800.

Die Stolpersteine können für alle Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden. So auch für den Widerstandskämpfer Theodor Haubach, dem der letzte Stolperstein des Tages gewidmet ist.

Haubach, seinerzeit Sozialdemokrat, wurde nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 festgenommen und am 23. Januar 1945 in Berlin Plötzensee hingerichtet. Ihm zu Ehren setzen die Sozialdemokraten im Falterweg 11 heute seinen bereits zweiten Stolperstein.

Der erste Stein wurde aufgrund Haubachs Mitgliedschaft in der Hamburger Bürgerschaft 2012 vor dem Hamburger Rathaus eingelassen. 68 Jahre sind mittlerweile seit seiner Hinrichtung vergangen. Doch nicht zuletzt durch jene Steine bleibt Haubauchs Schicksal auch in Zukunft präsent.

Sven Foligowski / sf
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Lokalredaktion aus Mitte

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