U-Bahn-Museum feiert Jubiläum

Von der Vergangenheit bis in die Gegenwart: Im Museum am Olympiastadion erfährt man alles über die Berliner U-Bahn. | Foto: Matthias Vogel
9Bilder
  • Von der Vergangenheit bis in die Gegenwart: Im Museum am Olympiastadion erfährt man alles über die Berliner U-Bahn.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Westend. Das Berliner U-Bahn-Museum im alten Stellwerk an der Station Olympiastadion feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Der Besuch ist Pflicht für alle Schienenverkehr-Enthusiasten und Historiker, und zwar nicht nur am Sonnabend, 9. September, wenn das Museum sich und seine bis zu 3000 Exponate für die Jubiläumsfeier herausgeputzt hat.

Wenn man den futuristischen Bau der U-Bahn-Leitstelle in Lichtenberg ansieht, von wo aus heute der gesamte Verkehr der Berliner Metro gesteuert und überwacht wird, kann man sich das Arbeiten der Stellwerker in der Vergangenheit kaum noch vorstellen. Alle drei bis vier Stationen gab es damals ein Stellwerk, über das Telefon tauschte man sich über den Verbleib einzelner Züge aus.

Hebel ohne Ende

Der Vorstellungskraft hilft das Museum gewaltig auf die Sprünge. Gesäumt von Fronten eines alten und einer aktuellen U-Bahn-Führerkabine, betritt der Besucher das historische Hebelstellwerk. Und dann geht es auch schon los. Die Wände im Treppenhaus sind mit alten Bildern, Schildern, Werbungen und dem Porträt einer der beiden Museumsgründer, dem 2009 verstorbenen Klaus Siepert, geschmückt, dicht an dicht. Er und Ernst Neumann fügten ihre Sammlungen von Devotionalien an die Berliner U-Bahn zusammen und machten sie am 13. September 1997 der Öffentlichkeit zugänglich.

Mit der Weiterentwicklung der U-Bahn wuchs die Ausstellung und heute ist es wirklich erstaunlich, wie viel Geschichte tatsächlich hinter der Eingangstür zu sehen und zu erfahren ist. Prunkstück ist der riesige Raum mit einer nicht enden wollenden Reihe von Hebeln, mit denen die Stellwerker freie „Fahrstraßen“ der Züge per Weichen und Signale sicherstellten. Der Eintritt in das Museum erfolgt stilecht über ein altes Kassenhäuschen, der Besucher erhält eine Fahrkarte von einer Rolle, ähnlich wie früher in den Kinos. Für die kleinen U-Bahn-Fans liegen Papierkarten bereit, die sie an einem historischen feuerroten Stempelkasten abstempeln dürfen.

Mehr als Fahren

Joachim Gorell, 66 Jahre, ist seit vergangenem Jahr Rentner und kümmert sich nicht erst seitdem als Vorsitzender des Trägervereins AG Berliner U-Bahn um das Museum. „Hinter dem U-Bahn-Betrieb steckt viel mehr als nur das Fahren. Wir versuchen, dem Besucher alle Aspekte nahe zu bringen“, erklärt der ehemalige Kommunikationsbeauftragte der Berliner U-Bahn.

Zum Anfassen soll sie sein, die Reise in die Vergangenheit. Deshalb dürfen die Gäste an den authentisch aufgebauten Arbeitsplätzen der U-Bahn-Fahrer und Zugabfertiger Platz nehmen und sich fühlen wie anno dazumal. In einer Glasvitrine hängen Uniformen – die alte Arbeitskleidung der Bediensteten. „An der Kleidung damals und heute sieht man sehr schön, wie sich das Bild der Mitarbeiter von einer Art Vertreter des Staates hin zum Dienstleister entwickelt hat“, kommentiert Gorell die Sammlung. Hier ist ein altes Abteil aufgebaut, mit Holz- und Messingelementen, dort der Ausbildungsplatz der Vergangenheit nachgebildet mit einer Modelleisenbahn, die das Herz eines jeden Sammlers höher schlagen lässt. An einer Wand hängt eine alte Originalkarte des U-Bahn-Netzes, auf der der Theodor-Heuss-Platz noch Adolf-Hitler-Platz heißt, an einer anderen ein Schild mit der Aufschrift: „Achtung! Das Überschreiten der Betriebsgleise ist nur gestattet, wenn es unbedingt erforderlich ist.“ Heutzutage undenkbar. maz

Wie an jedem zweiten Sonnabend im Monat hat das U-Bahn-Museum im U2-Bahnhof Olympiastadion auch zur Jubiläumsfeier am 9. September von 10.30 bis 16 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 15 Uhr.
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 207× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 235× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.568× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.