Schutt oder Schutz? Wohnhaus am Fasanenplatz soll Luxusbau weichen

Schutz oder Schutt: Diesem Mietshaus, das von 1980 bis 1984 am Fasanenplatz entstand, droht der Abbruch. | Foto: Thomas Schubert
  • Schutz oder Schutt: Diesem Mietshaus, das von 1980 bis 1984 am Fasanenplatz entstand, droht der Abbruch.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Wilmersdorf. Neue Debatte um Baukunst der 80er-Jahre: Der Achtgeschosser des Architekten Gottfried Böhm an der Ecke Fasanenplatz und Fasanenstraße droht zugunsten eines Neubauprojekts zu verschwinden. Es handelt sich um das Frühwerk des ersten deutschen Baumeisters, der den Pitzker-Preis gewann.

Turmartige Auswölbungen, bodentiefe Fenster – ein optischer Spagat zwischen Gründerzeit und Moderne. Eine Erscheinung, die man im Stadtbild in der Form wohl kein zweites Mal findet. Ein Auslaufmodell? Der Baukörper, dem Gottfried Böhm bis 1984 geschmeidige Rundungen verlieh, wäre nach dem Stand der Dinge nicht zu schützen, sollte ein Investor die Abrissbagger anrücken lassen. Zusammen mit einem Nachbargrundstück, das dem betreffenden Finanzier schon gehört, entstünde Bauland für eine Neukonstruktion im hochpreisigen Marktsegment.

Dass diese Pläne sehr konkret sind, zeigt eine Tatsache: Der Bezirk hat den Bauvorbescheid schon erteilt, weil es keine Handhabe gibt, ihn zu verweigern – sprich: Es besteht kein Denkmalschutz. Und dabei wäre die derartige Sicherung eines 80er-Jahre-Wohnhauses in Berlin eine bislang beispiellose Tat.

Warum sollte man in Charlottenburg-Wilmersdorf also nicht den ersten Schritt wagen und das Mietwohnhaus Fasanenstraße 62 schützen, fragte sich Christiane Timper (SPD) als Mitglied des Denkmalbeirats. Und sorgte neben dem entsprechenden Antrag für eine Debatte über den Wert von Häusern aus dieser Epoche.

In dem konkreten Fall führte Timper einzigartige Merkmale wie den überdachten Innenhof ins Feld. Auch Volker Heise (Bündnis 90/Grüne) empfindet den Brückenschlag zwischen Gründerzeitbauten und modernen Erfordernissen als so markant, dass ein Abriss nicht zu verantworten wäre. „Spannung, Eleganz und Kommunikation mit der Umgebung“, bescheinigte dem gefährdeten Zeitzeugen sodann CDU-Fachmann Jürgen Lautsch. Und schließlich ergriff mit Professor Lutz Erbing ein architekturinteressierter Bewohner das Wort. Bis zum Bekanntwerden des Abbruchplans habe er geglaubt, dass der Denkmalwert längst erwiesen sei.

„Böhm war kein Nobody. Und das Haus ist nicht irgendein Haus“, warb er um den Beistand der Politik. „Der Abriss wäre ein Skandal.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

PolitikAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 26× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 114× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 549× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.