Schrill, aber pietätvoll: Karnevalisten feiern mit Respekt

19. Februar 2017
11:11 Uhr
Olivaer Platz, 10707 Berlin
Schrilles zum Sonntag: DJ Senay Gueler (3.v.l.) heizt mit Models und TV-Sternchen dem Publikum ein. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg-Wilmersdorf. Ein „Heijo“ aus 250 000 Narrenhälsen: Der Hauptstadtzug des Festkomitees Berliner Karneval führt am Sonntag, 19. Februar, ab 11.11 Uhr durch die City-West. Er hat verstärkten Schutz der Polizisten und den Segen des Erzbischofs Heiner Koch.

Laute Jecken, leise Jecken – das richtige Maß finden wird für Berliner Karnevalisten so schwierig wie noch nie. Denn der diesjährige Festzug setzt sich auf den Tag genau zwei Monate nach dem Terroranschlag am Breitscheidplatz in Marsch. Und passiert geradewegs die Schreckensstelle. Wie sollen die Narren am 19. Februar reagieren?

Am Gedenkort schweigen

Indem sie das zum Vorschein bringen, was die Erschütterung eines Karnevalisten am Klarsten zum Ausdruck bringt: Schweigen. So werden die 40 Gruppen des Festzugs am Sonntag an der Gedächtniskirche lautlos entlangschreiten, „aus Respekt vor den Ereignissen, die wir leider immer noch vor Augen haben“, teilte der Komitee-Vorsitzende Klaus Heimann mit. Ähnlich wie das Taktgefühl wird die Sicherheit der Großveranstaltung mit rund erwarteten 250 000 Gästen entlang des Kurfürstendamms und der Tauentzienstraße dieses Mal eine besondere Rolle spielen, bestätigt Heimann: „Die Behörden sagen uns nicht genau, was sie machen und wie sie es machen. Aber es werden mehr Polizisten da sein als letztes Jahr, uniformiert und in Zivil.“ Der Zug endet dann auch nicht am Breitscheidplatz, sondern fährt weiter zum Wittenbergplatz.

„Eine Absage des Zugs wäre das falsche Zeiten gewesen“, sieht sich auch Björn Lindert vom Kostümgeschäft Deiters, dem Hauptsponsor des Zugs, moralisch im Recht. Er betont, dass die Veranstaltung den Segen von oben hat – dafür sorgt kurz vor dem Start am Olivaer Platz um 11.11 Uhr Erzbischof Heiner Koch.

Stars und Sternchen

Süßes fliegt dann von den Wägen kiloweise den Kindern am Straßenrand entgegen, ausgeteilt von Kinderprinzessin Melina I., Berolina Serafina und Bäuerin Celine. Zusätzlich Heiterkeit spendet eine Handvoll Sternchen. Mal mit ihrem Aussehen, wie die Models Mailin Marrero und Tatjana Genrich, die amtierende Queen of Europe. Mal mit Musik wie der von DJ Senay Gueler und Sänger Rocco Stark. Mal mit ihrer puren Lebenslust wie Ranndy aus der Fernsehsendung „Berlin Tag und Nacht“. Er presst sich in ein Abendkleid und wagt das Paradox des Karnevals: „Ich werde mich maskieren, um ganz ich selbst zu sein.“ tsc

Schrilles zum Sonntag: DJ Senay Gueler (3.v.l.) heizt mit Models und TV-Sternchen dem Publikum ein. | Foto: Thomas Schubert
Oh, wie seid ihr schön! Zum Berliner Karneval am Sonntag, 19. Februar, zieht der Hauptstadtzug mit dem Model-Trio Mailin Marrero, Rabea Hijazi und Tatjana Genrich vom Olivaer Platz bis zum KaDeWe. Nur am Breitscheidplatz wollen die Narren verstummen – aus Respekt vor den Opfern des Terroranschlags vom 19. Dezember. | Foto: Thomas Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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