Neues Konzept von Greenpeace für den Bundesplatz

Vorrang für Pedalritter: Bei der Aktion "Paradies Bundesplatz" im Jahre 2015 gab es einen Vorgeschmack darauf, was eine Verdrängung von Kraftfahrzeugen bringt. | Foto: Thomas Schubert
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  • Vorrang für Pedalritter: Bei der Aktion "Paradies Bundesplatz" im Jahre 2015 gab es einen Vorgeschmack darauf, was eine Verdrängung von Kraftfahrzeugen bringt.
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Wilmersdorf. Wer nur durch die Windschutzscheibe auf ihn blickt, wird am Bundesplatz wenig auszusetzen haben. Und die Interessen von Fußgängern oder Radfahrern? Sie gilt es endlich durchzusetzen, glaubt man bei der Umweltorganisation Greenpeace. Jetzt zeigt sie ein radikales Konzept.

Ein Kunstgalerie könnte im Fußgängertunnel eröffnen. Über der Erde: Raum für einen Wochenmarkt und Kaffeetrinken an der frischen Luft. Ansässige Händler fänden Platz, um ihr Gewerbe bei schönem Wetter ins Freie zu verlegen. Es könnte alles anders sein am Bundesplatz. Könnte – das ist eine der wichtigsten Vokabeln, immer dann, wenn sich wieder jemand anschickt, über diesen Ort zu sprechen.

Am autolastigen Ist-Zustand haben sich schon viele aufgerieben: die Initiative Bundesplatz, das Bezirksamt, Abgeordnete aller Parteien, die Projektverantwortlichen im Bundeswettbewerb Zukunftsstadt. Jetzt also holt auch Greenpeace aus zum Schlag gegen das Konvolut aus Asphaltbändern, Brücken und Tunnelschneise und macht den Bundesplatz zum Beispielort eines neuen Mobilitätskonzepts für Berlin. Überschrieben mit dem Titel „Potenziale wichtiger Verkehrsknoten besser nutzen“ nennt die Umweltschutzorganisation „Kernmaßnahmen“ zur Umwandlung der autogerechten Drehscheibe in eine Bühne für den Menschen.

Fahrradschnellweg geplant

Forderung Nummer eins: „Die Bundesallee erhält einen leistungsfähigen Fahrradschnellweg, um die innere und äußere Stadt über diese wichtige Nord-Süd-Achse zu verknüpfen.“ Dieser Schnellweg hält drei Meter breite Trassen in jede Richtung bereit, was umgekehrt bedeutet, dass dem motorisierten Verkehr sechs Meter Raum genommen wird.

So heißt es bei Greenpeace: „Die Umverteilung des Straßenraumes zu Lasten des Kraftverkehrs ist Voraussetzung für eine stärkere Priorisierung des Radverkehrs.“ Auch die Kreuzungsgestaltung soll sich an den Interessen der Pedaleure und Passanten orientieren, so dass ein „urbaner Boulevard“ entsteht. Was den Autos an Platz fehlt, kommt zudem Anrainern zugute, die am Straßenrand gastronomische Angebote genießen oder sportlich in Aktion treten.

Auch unter der Autobahn- und Bahnbrücke südlich des Bundesplatzes möchte Greenpeace Pkw Raum wegnehmen. Der große Parkplatz weicht im Konzept einer „Mobiltitätsstation“ für nachhaltige Arten der Fortbewegung. Wo jetzt Autos parken, wollen die Umweltschützer eine Fahrradwerkstatt mit Parkstation ansiedeln, Car- und Bikesharing Raum geben und eine Mitfahrzentrale organisieren. Zudem bleibt eine Ecke für Skateboardfahrer, die auf neu geschaffenen Rampen Tricks vollführen.

Insgesamt bescheinigt Greenpeace dem Bundesplatz „hohes Potenzial als Knotenpunkt postfossiler Mobilität“. Selbst die vollständige Verbannung von Pkw aus Durchgangsstraßen nennt das Mobilitätskonzept längerfristig als Option.

Vision oder Utopie?

Sind solche Ideen nun praktikable Visionen oder schiere Utopie? Einerseits scheiterte die Bürgerinitiative Bundesplatz in diesem Jahr mit vergleichbaren Konzepten nach der ersten Runde beim Bundeswettbewerb Zukunftsstadt. Andererseits kam nach jahrelangem Stillstand in die Zukunftsplanung für den Bundesplatz pünktlich vor der Wahl Bewegung. Die Einführung von Tempo 30 und Querungen zum Bundesplatz gelten nach langem Hickhack der Politik nun als gesichert. Und der ebenfalls angedachte Wochenmarkt sorgt wenigstens zeitweilig für Urbanität, die Greenpeace gefallen dürfte. Nur: An der Verkehrshierarchie mit dem Auto an der Spitze ändert sich erst einmal nichts. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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