Keine Angst vor Meinungsfreiheit: speakup!-Projekt an Jean-Krämer-Schule

Ein Schüler und eine Schülerin der Klasse 9F bei den Proben für die Dreharbeiten ihres Projektes. | Foto: DW/C. Springer
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Das Erstellen eines Fragenkatalogs, Straßeninterviews, Videoproduktionen und reichlich Diskussionsstoff: Die Klasse 9F der integrierten Sekundarschule Jean-Krämer praktizierte das Recht der Menschen auf Meinungsfreiheit in der Medienwerkstatt.

„Was ist Meinungsfreiheit und was hat das mit mir zu tun?“ – Eine Frage, die sich in Demokratien lebende Menschen nicht allzu oft stellen, wenn die Meinungsfreiheit und –bildung, Pressefreiheit und der mögliche Zugang zu Informationen in Print-, audiovisuellen sowie sozialen Medien vorausgesetzt sind. Anders gestaltet sich das Leben in Diktaturen und anderen Teilen der Welt, wo Menschen „das Recht auf freie Meinungsäußerung“, wie es in der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen lautet, versagt wird.

Viele Schülern machten Kriegserfahrung

Anfang Dezember widmete sich die Klasse 9F dem Thema Meinungsfreiheit im Rahmen eines Medienprojektes. In dem dreitägigen Workshop speakup!, der von der Deutsche Welle Akademie initiiert und in Zusammenarbeit mit dieser durchgeführt worden ist, stellten sich 19 Schüler dieser Frage. Ziel war, an das Thema Freiheit in Meinung und Äußerung heranzuführen und dies in praktischer Medienarbeit spür- und erfahrbar zu gestalten. Das besondere: bei der Klasse 9F handelt es sich um eine einstige Willkommensklasse mit Flüchtlingen, viele von ihnen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Mittlerweile ist sie eine Regelklasse an der Sekundarschule.

Mit einem Migratensanteil von 75 Prozent wurde die Jean-Krämer-Schule als sogenannte Brennpunkt-Schule ausdrücklich von der Deutsche Welle Akademie als Partner ausgesucht. „Es war toll und hat in diesen drei Tagen sehr viel bewirkt“, zieht Klassenlehrerin Andrea Küpper Bilanz.

Als Kamerateam befragten die Schüler Bürger

Bei der speakup!-Medienwerkstatt hatte die 9F die Möglichkeit, den Wert und die Grenzen von Meinungsfreiheit zu erleben. Die Schüler erarbeiteten einen Fragenkatalog rund um das Thema Meinungs- und Medienfreiheit, und warum diese so wichtig sind. Nach dieser Themenkonferenz sind die Teilnehmer im Alter von 14 bis 18 Jahren als Schulreporter mit Mikrofon, Kamera und Fotoapparat zu den Dreharbeiten auf offener Straße durch Berlin gezogen, um zu ausgewählten Aspekten Meinungen einzuholen. „Was denken Sie über Flüchtlinge?“ oder „Wie würden Sie sich als Flüchtling fühlen?“ lauteten etwa die Fragen. Diese berühren vordergründig die Flüchtlingsthematik oder Fragen von Diskriminierung, sind aber ebenso stark an die Äußerung freier Meinung geknüpft, da es sich um brisante Themen handelt. Dabei wechselten die Jugendlichen zwischen den Rollen Regie, Kameraführung und Interviewer hin und her.

„Das haben sie wirklich großartig gemacht. Die Schüler hatten keine Berührungsängste, sind auf Menschen zugegangen, konnten sich teilweise sogar in ihren Mutter- oder Heimatsprachen wie Farsi oder Arabisch, aber auch in Englisch mit Interview-Partnern auseinandersetzen, und auch Untertöne im Gespräch wahrnehmen und einordnen“, berichtet Klassenlehrerin Andrea Küpper.

Im Anschluss an die Dreharbeiten ging es zum Schnitt und Fertigstellen der Videos. „Die Beiträge wurden von den Jugendlichen selbst und über vier Stunden lang geschnitten. Sie mussten diese auch teilweise übersetzen und haben die Beiträge mit Untertiteln versehen“, schildert Küpper. Die von der Klasse 9F vollständig in der Jean-Krämer-Schule produzierten Videos wurden in einer abschließenden Diskussionsrunde in der Klasse präsentiert auf der Facebookseite der Deutsche Welle Akademie gezeigt.

Die Jean-Krämer-Schule war die erste Schule, an der dieser Workshop durchgeführt wurde. Anfang 2018 sind weitere Workshops an Bonner Schulen geplant. 

Ein Schüler und eine Schülerin der Klasse 9F bei den Proben für die Dreharbeiten ihres Projektes. | Foto: DW/C. Springer
Die Klasse 9F der Jean-Krämer-Schule in Wittenau widmete sich dem Thema Meinungsfreiheit, die in ihren Herkunftsländern nicht gesichert ist. | Foto: Mia Bavandi
Autor:

Mia Bavandi aus Reinickendorf

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