"Hattet Ihr früher Klopapier?"

Samet, Leon und Lacy betrachten alte Fotos, die Helga Wrede mitgebracht hat. | Foto: Martin
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Dahlem. "Wie haben Sie es geschafft, so alt zu werden?", will der kleine Jason von der 92-jährigen Helga Wrede wissen. Die Seniorin lächelt und sagt: "Ich habe gesund gelebt und war immer optimistisch." Zusammen mit sechs anderen älteren Damen steht sie Rede und Antwort. Die Fragen stellen Drittklässler der Biesalski-Schule, einem Förderzentrum für körperlich behinderte und autistische Kinder.

Die Aktion gehört zu der Reihe "Zeitzeugen", die Bettina Zey vom Stadtteilzentrum Mittelhof seit zehn Jahren mit einer Gruppe älterer Mitbürger, den "Junggebliebenen", organisiert. Sie besuchen Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen im Bezirk. Dort erzählen sie von ihrer eigenen Kindheit, wie ihr Alltag aussah, welches Spielzeug es gab. Sie erinnern sich an die Kriegs- und Nachkriegszeit, an die Berlin-Blockade. "Persönlich zu erfahren, wie das Leben früher war, und was für Schicksale hinter diesen älteren Menschen stecken, hat eine ganz andere Qualität als Texte aus Geschichtsbüchern", sagt Bettina Zey.

Vor dem Treffen in der Biesalski-Schule stand die Vorbereitung auf dem Programm. "Gemeinsam mit den Schülern haben wir überlegt, welche Fragen sie in den Interviews stellen wollen", erklärt Lehrerin Meike Ebbinghaus. "Wir haben eine Führung durch die Schule organisiert und Kuchen gebacken, der zum Abschluss gegessen wird."

Für die große Fragerunde sitzen alle im Kreis zusammen. "Hattet Ihr früher eigentlich Klopapier?", will Lacy wissen. "Es gab 40 Kinder in der Klasse?". Leon kann es kaum glauben.

Gebannt lauschen die Mädchen und Jungen Geschichten über selbst gebaute Rollschuhe oder über Ärmelschoner, die in der Schule getragen werden mussten. Sie betrachten staunend einen Geldschein im Wert von einer Million Mark, für die es während der Inflation gerade mal ein Brot gab. Sie hören, dass Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet wurden, und dass der Lehrer den Rohrstock öfters mal einsetzte.

Aber auch für die Seniorinnen gibt es einiges zu lernen. Die Schüler zeigen ihnen die Unterrichtsräume, den Hort, die Turnhalle. "Die Führung haben die Kinder ganz toll gemacht", sagt Edith Schweiger. Helga Wrede kann das nur bestätigen: "Ich habe selbst eine behinderte Tochter, es ist unglaublich, was Sie hier leisten, Frau Ebbinghaus."

Bettina Zey ist ebenfalls begeistert: "Wir haben schon viele Schulen besucht, aber das hier war eine besondere Begegnung", sagt sie am Ende der Alt-Jung-Runde.

Am 26. Mai sind "Die Junggebliebenen" im Kinderhaus in der 33. Grundschule zu Gast, am 9. Juli besuchen sie die Bröndby-Oberschule. Mehr Infos und Kontakt zur Gruppe unter 80 19 75 39.
Ulrike Martin / uma
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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