Zehlendorf. Mit dem Rollstuhl aufs Baumhaus fahren? Hört sich schwierig an, ist aber möglich. Auf dem ersten inklusiven Abenteuerspielplatz Berlins können Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam toben. Am Donnerstag, 24. September, ist Eröffnung.
Seit 20 Jahren betreibt die contact Jugendhilfe und Bildung gGmbH auf dem Gelände am Ramsteinweg das Kinder- und Jugendbetreuungshaus (KBH). Das Haus hat seit jeher einen inklusiven Ansatz. Jetzt wird der Spielplatz auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück saniert und zwar so, dass in ihrer Mobilität eingeschränkte Kinder und Jugendliche Abenteuer erleben können. „Wir haben zum Beispiel ein Rollstuhlkarussell“, erklärt Vera Fritsche von contact, die das Spielplatz-Projekt koordiniert. „Da können Kinder im Rollstuhl hineinfahren und sich anschieben.“ Die Nestschaukel eignet sich ebenfalls für Rollstuhlfahrer, sie ist tiefer gelegt. Auch Hochbeet und Sandkasten – auf Tischtennisplatten angelegt – sind gut erreichbar. Zum Baumhaus geht es über einen ansteigenden Weg. Highlight am Rande: Wer unten steht, kann per Dosentelefon mit der „oberen Etage“ telefonieren.
Da auf dem Spielplatz auch Erwachsene willkommen sind, gibt es einen Familiengarten mit Sitzgelegenheiten. Mobile, aus Holzkisten errichtete Wasserspiele gehören zur Ausstattung, ein Feuerplatz, eine Sandfläche sowie eine Holzhütte, die zum Theater wird. Im heißen Juli haben Kinder eine Gartendusche gebastelt. Ein knallblauer Bauwagen wartet auf Ideen zur Inneneinrichtung. Die neu angelegten Wege haben einen hellen Belag, gut zu erkennen für Kinder mit einer Sehschwäche.
Im März begann die Umgestaltung. Zuvor wurden Vorschläge von Kindern, aber auch von Eltern und Nachbarn gesammelt. „Aspekte wie Höhe, Balance und Geschwindigkeit standen im Vordergrund“, erläutert Vera Fritsche. Das Wichtigste am Projekt sei, Kindern und ihren Wünschen viel Raum zu geben.
Beim Thema Inklusion geht es aber nicht nur um behinderte und nicht behinderte Kinder. „Wir sehen unser Projekt als sozialraumorientiert“, sagt Fritsche. „Wir wollen Betriebe und Anwohner aus der Umgebung einbeziehen, ein Netzwerk schaffen.“ Das ist zum Teil schon gelungen, es gab Farb- und Holzspenden. Eine Autowerkstatt hat einen Satz Reifen vorbeigebracht. Zu Beeten umfunktioniert, wachsen darin jetzt Tomaten. Auch Obstbäume und Beerensträucher wurden gepflanzt.
Der inklusive Abenteuerspielplatz (IASP) wird vorwiegend mit Fördermitteln sowie Spenden von Jugendorganisationen und auch Privatpersonen finanziert. Seit 2013 existiert eine Kooperation mit dem Bezirksamt, Geld gibts vom Jugendamt.uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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