Familienmitglied auf Zeit
Vor der Ausbildung zum Blindenhund kümmert sich eine Patenfamilie um Xoran

Isabel Zerle und Mirko Schott haben Xoran ins Herz geschlossen. Sie sind sicher, dass Tränen fließen werden, wenn sie ihn im Januar wieder abgeben müssen. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Isabel Zerle und Mirko Schott haben Xoran ins Herz geschlossen. Sie sind sicher, dass Tränen fließen werden, wenn sie ihn im Januar wieder abgeben müssen.
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Mit treuem Blick und wackelndem Schwanz kommt Xoran angelaufen und legt sich gleich einmal entspannt auf die Füße des fremden Gastes. „Xoran ist eine herzensgute Seele. Er begrüßt alle Menschen gern“, bestätigt Mirko Schott. Gemeinsam mit seiner Partnerin Isabel Zerle und ihren vier Kindern hat er dem schwarzen Labrador ein Zuhause auf Zeit gegeben. Schon bald soll Xoran zum Blindenführhund ausgebildet werden.

Die Familie aus Adlershof hat ihn im Juli 2019 als Welpen bei sich aufgenommen. Im kommenden Januar muss sie ihn nach anderthalb Jahren wieder abgeben. Dann kommt Xoran zu einem Trainer, der ihn nach einem medizinischen Check zehn Monate lang ausbilden wird. Dabei wird der Labrador mehr als 30 verschiedene Hörzeichen kennenlernen. Am Ende der Ausbildung soll er links und rechts unterscheiden, Hindernisse am Boden, auf der Seite und in Kopfhöhe des Menschen anzeigen oder umgehen können. Sollte er seine Ausbildung erfolgreich abschließen, kann er einer blinden oder sehbehinderten Person als Helfer an die Seite gestellt werden.

Die ersten anderthalb Jahre dienen der Grunderziehung und Sozialisierung des Hundes. Er soll in Kontakt zu Menschen und anderen Tieren kommen, das Fahren mit Auto, Bus und Bahn sowie den Trubel der Großstadt kennenlernen. Dafür sucht die Stiftung Deutsche Schule für Blindenführhunde, die ihren Sitz in Müggelheim hat, jedes Jahr Patenfamilien. Sie müssen genügend Zeit für Zuwendung, Auslauf und Erziehung haben. Die Kosten für Futter, Spielzeug, Halsband, Leine und den Tierarzt übernimmt die Stiftung selbst.

Noch keinen Hund gehabt

Mirko Schott und Isabel Zerle wurden durch eine Nachbarin darauf aufmerksam, setzten sich mit der Stiftung in Verbindung und bekamen Xoran zugewiesen. Das Paar hatte zuvor nie Erfahrungen im Umgang mit einem Hund gemacht. Für beide war es eine ganz neue Erfahrung und zugleich ein Test, ob sie sich in Zukunft vielleicht einen eigenen Hund zulegen werden. Mirko Schott wollte schon immer einen haben. Er war sich jedoch unsicher. Seine Partnerin und er sind beide berufstätig und hatten auch wegen ihrer vier Kinder Respekt davor, diese zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Isabel Zerle hatte außerdem Angst vor großen Hunden.

Die ist inzwischen aber verfolgen, Xoran sei Dank. „Er war schon nach kurzer Zeit ein Familienmitglied, hat eine liebevolle Art und sich gleich super integriert. Die Kinder kuscheln immer mit ihm“, berichtet Mirko Schott. „Wir haben ihn ordentlich verwöhnt“, meint Isabel Zerle, die Xoran manchmal zum Joggen durch das Birkenwäldchen vor der Haustür mitnimmt.

Die ersten Wochen und Monate seien nicht einfach gewesen. „Das Welpenalter ist schon ganz schön kräftezehrend. Wir waren anfangs alle paar Stunden mit ihm draußen, damit er stubenrein wird“, erzählt Mirko Schott. Außerdem gab es in der Blindenführschule kleine Trainings, und es wurden Hausaufgaben mitgegeben. In einem Heft gab die Stiftung Tipps für die Erziehung mit auf den Weg. Regelmäßig findet ein Austausch statt.

Schöne Erfahrung

Weil Mirko Schott von Zuhause aus arbeitet, begleitet Xoran ihn rund um die Uhr. Bald kommt jedoch der Tag, an dem ihn die Familie wieder zurückgeben muss. Isabel Zerle muss schon jetzt die Tränen verdrücken, wenn sie nur daran denkt. „Der Moment wird traurig werden, auch für die Kinder“, ist Mirko Schott sicher. Da hilft auch nicht, dass sie sich von Beginn darauf einstellen konnten.

Ob aus dem Labrador wirklich ein Blindenführhund wird, entscheidet sich bald in der Ausbildung. „Der Trainer hat schon gesagt, dass Xoran sich gut macht. Er ist wissbegierig und möchte lernen“, sagt Isabel Zerle. Die Entscheidung, ob die Familie in Zukunft noch einmal einen Welpen bei sich aufnehmen oder sich nun sogar einen eigenen Hund zulegen wird, ist noch nicht getroffen. Für sie steht allerdings fest: „Wir können das weiterempfehlen, machen auch immer Werbung dafür. Es ist eine schöne Erfahrung. In diesen anderthalb Jahren lernt man unheimlich viel über Hunde.“

Wer Interesse hat, selbst als Patenfamilie einen Welpen bei sich aufzunehmen, kann sich mit der Stiftung Deutsche Schule für Blindenführhunde unter 555 76 11 70 oder mail@blindenfuehrhundschule.de in Verbindung setzen.

Weitere Informationen gibt es auf fuehrhundschule.de.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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