Hoffnung auf Spenden
Soforthilfe ist nie angekommen – Zirkus „Rambazamba“ steht vor dem Aus
Es ist ein ungewohnter Anblick. Umgeben von modernen Bürogebäuden grasen Ponys, Esel und Ziegen, picken Hühner nach Körnern. Auf einer Brache in der Merlitzstraße hat sich seit Anfang November der Zirkus „Rambazamba“ niedergelassen. Durch das erneute Auftrittsverbot, das es bereits nach dem ersten Lockdown im März gegeben hat, stehen Natascha Spindler (36) und ihre Familie kurz vor dem Aus.
Sollte die aktuelle, häufig als „Lockdown light“ bezeichnete Phase über den November hinaus noch einmal verlängert werden, „dann“, sagt die Zirkusdirektorin, „sind wir pleite“. Am 2. November fand in Britz die vorerst letzte Vorstellung statt.
Danach zog die Familie, die durch ganz Deutschland tourt und eher selten in Berlin auftritt, auf den Platz in Adlershof. Dort darf sie gegen eine kleine Miete erst einmal bleiben. „Wir wollten hier vom 5. bis 29. November Station machen. Die Gastspielflyer waren schon fertig“, erzählt Natascha Spindler.
Der Zirkus „Rambazamba“, vor sechs Jahren gegründet, ist ein Familienbetrieb durch und durch. Die Direktorin, die bei den Vorstellungen das Publikum begrüßt, präsentiert während der Vorführungen Jonglage mit den Füßen sowie eine Tauben- und eine Feuershow. Früher hat sie auch als Luftakrobatin mitgewirkt, was inzwischen jedoch ihre zwölfjährige Tochter übernimmt. Außerdem hat Natascha Spindler noch eine dreijährige Tochter sowie zwei Söhne im Alter von fünf und 16 Jahren. Der Fünfjährige ist als Clown in der Show zu sehen, der ältere Sohn als Rola-Rola-Artist. Ihr Mann ist Tierdompteur und kümmert sich darüber hinaus um den Auf- und Abbau.
Investition für Hygienestandards
Dass ihr Zirkus nicht öffnen darf, dafür aber beispielsweise Friseure, wo schon die Arbeit an sich die Einhaltung des Mindestabstands unmöglich macht, kann sie nicht verstehen. Sie habe sich an alle Vorgaben des Gesundheitsamts gehalten, extra Plexiglasscheiben für die Manege, sechs Desinfektionsmittelspender und Schilder mit den Hygienehinweisen besorgt. Die Platzzahl wurde von 350 auf 140 reduziert. Mindestens 1000 Euro habe der Zirkus für das Hygienekonzept ausgegeben. Der Dank sei nun ein erneutes Berufsverbot.
Das Jahr 2020 war für die Familie zu vergessen, nachdem sie bereits von März bis August keine Vorstellungen geben konnte. Die monatelang ausgefallenen Einnahmen lässt sie nun um ihre Existenz bangen, denn die laufenden Kosten sind weiter hoch. Allein die 30 Tiere müssen täglich mit Futter versorgt werden, was allein 800 bis 1200 Euro pro Woche verschlingt. Hinzukommen die Kosten für Miete, Strom und Wasser. Die beantragte Soforthilfe ist bis heute nicht auf dem Konto gelandet. „Wir sind als Kleingewerbe für den Staat einfach uninteressant“, glaubt Natascha Spindler. „Ich bin es auch leid, immer wieder hinterherzutelefonieren.“
Hilft die Bevölkerung?
Wenn sich die Situation nicht bald bessert, müsste die Familie ihren Zirkus und die Tiere verkaufen. Sie selbst würde wohl Hartz IV beantragen müssen. „Aufgeben ist keine Option“, sagt Spindler aber. „Wenn uns die Bevölkerung unterstützt, werden wir es auch wieder schaffen“, ist sie überzeugt. Anfang Dezember, so die Hoffnung, soll es wieder Vorstellungen geben.
Wer dem Zirkus Geld oder Futter spenden kann, zum Beispiel Möhren oder Heu, kann jederzeit vorbeikommen. Die Familie würde sich auch darüber freuen, wenn jemand eine Halle mit Strom- und Wasseranschluss zur Verfügung stellen könnte, in der sie ihre Fahrzeuge reparieren und gegen eine geringe Miete unterkommen könnte. Natascha Spindler ist unter 0162 937 23 26 zu erreichen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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