Von Prinzessin Oranke, Besatzern und dem Bitterling
Am Obersee und Orankesee gibt es jetzt einen historischen Audiorundgang

Auch Infos über die Skulptur "Die Hockende" und ihren Schöpfer Eberhard Bachmann vermittelt das neue Projekt "Hörenschönhausen".  | Foto: Berit Müller
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  • Auch Infos über die Skulptur "Die Hockende" und ihren Schöpfer Eberhard Bachmann vermittelt das neue Projekt "Hörenschönhausen".
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Hier eine Skulptur im Park, da Industrierelikte, dort ein seltsamer Straßenname: Wer aufmerksam durch den Kiez spaziert, entdeckt manches, das Fragen zur Herkunft aufwirft. Rund um Obersee und Orankesee gibt es jetzt Antworten. Neue Hörstationen vermitteln dort Wissenswertes über das idyllische Fleckchen – vorausgesetzt, ein Smartphone ist zur Hand.

Mit Prinzessin Oranke ist nicht zu spaßen. Wer der schönen Nixe in einer Vollmondnacht begegnet und ihr zu nahe kommt, versinkt in den Tiefen des Orankesees – auf Nimmerwiedersehen! Das behauptet jedenfalls die Sage um die norwegische Prinzessin, die einen Wikinger liebte, ihm nicht treu blieb und zur Strafe in ein ruheloses Wasserwesen verwandelt wurde. Ort ihrer Verbannung: Ein kleiner See nahe dem Dorf Hohenschönhausen.

Weniger sagenumwoben ist die Geschichte der Skulptur „Elegie“. Die Mädchenplastik thront seit einigen Jahren am Westufer des Obersees auf einem Sockel und blickt von dort aus melancholisch aufs Gewässer. Geschaffen hat sie die Künstlerin Evgenia Usimova – als Ersatz für die Bronzefigur „Sommer“ des Bildhauers Siegfried Krepp, die den Ort ursprünglich schmückte. Das Kunstwerk verschwand eines Nachts auf keineswegs mystische Weise. Es fiel schlichtweg dreisten Dieben anheim.

20 Hörstationen, ein lokales Gedächtnis

Diese und andere Geschichten versammelt das neue Projekt „Hörenschönhausen“ des Fördervereins Obersee und Orankesee (FOO). Der engagierte Zusammenschluss hat für den ersten öffentlich zugänglichen Audiorundgang in Lichtenberg gesorgt, mit 20 Hörstationen im Zwei-Seen-Kiez nahe der Konrad-Wolf-Straße. An den Bänken im Park kleben blau-weiße Schildchen, deren QR-Codes auf dem Smartphone direkt zu den Hintergrundgeschichten leiten. Wer mag, kann auch die Website aufrufen, dort den Hörstücken lauschen oder alternativ eine ausführlichere Version lesen. Außerdem enthält die Seite Links sowie historische und aktuelle Fotos. 

Zu verdanken ist das neue Angebot vor allem drei unermüdlichen Frauen aus dem Förderverein. Bärbel Ruben, Nikola John und Elke Weihusen haben zusammen rund 800 Stunden ehrenamtlicher Arbeit ins Projekt gesteckt. „Wir wollen diesem Ort ein lokales Gedächtnis schenken“, begründet Bärbel Ruben, die in den Neunzigerjahren das Heimatmuseum des Bezirks Hohenschönhausen leitete, die außergewöhnliche Initiative. Und Nikola John erzählt, wie die Idee entstand: „Bei einer Vereinsveranstaltung vor gut einem Jahr haben wir drei zusammengesessen und festgestellt, wie viel wir schon über unsere Gegend wissen. Also fragten wir uns, was wir mit unseren Erkenntnissen anfangen sollen, wie wir sie am besten teilen können.“

Kiezgeschichten von Profisprechern

Kurzentschlossen begannen die Frauen mit der Arbeit. Sie suchten Zeitzeugen und Experten, trugen Daten und Fakten aus Ortsgeschichte, Kunst und Architektur zusammen – das Projekt „Hörenschönhausen“ nahm Form an. 14 500 Euro Fördergeld spendierte die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Unter anderem konnte der Verein davon Profi-Sprecher bezahlen, die die Audiogeschichten einlasen.

Zeitlich spannt sich der Bogen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart: Die Hörstationen erzählen von der Gründung des Parks, berichten über den Bau des Wasserturms am Obersee und des Strandbads Orankesee und entführen in die Zeit der sowjetischen Besatzung – Einzelheiten über manch exzentrischen Anwohner inklusive. Eine Station informiert über das einstige Stasi-Wohngebiet, eine andere vermittelt Details zur Neugestaltung des Parks, die nächste ruft die aufwendige Sanierung der Seen in Erinnerung. Allein im Orankesee, der heute zu den saubersten Berliner Gewässern zählt, tummeln sich zahlreiche Wasserbewohner, darunter seltene Exemplare wie Bitterling-Fisch und Teichmuschel.

Neben historischen Daten, dokumentierter Zeitgeschichte und manch mündlich überlieferter Episode bietet „Hörenschönhausen“ Wissenswertes zu den Kunstwerken im Park und ihren Schöpfern. Ein Kapitel widmet sich dem berühmtesten Bauwerk im Viertel – dem Mies van der Rohe Haus.

Projekt wächst weiter

„Ursprünglich hatten wir sieben Hörstationen geplant, letztendlich sind es 20 geworden“, erzählt Bärbel Ruben. Wobei von einem Ende gar nicht die Rede sein soll. Es dürften gern noch neue Geschichten hinzukommen, sind sich die Frauen einig. Auch der FOO-Vorsitzende Björn Döhring wünscht sich, dass der Audio-Rundgang weiter wächst. Anlieger und Anwohner, Kleingartenvereine, Gewerbetreibende, andere Zeitzeugen – wer immer etwas zu erzählen habe, sei dazu eingeladen.

Kontakt gibt es über den Förderverein Obersee und Orankesee unter 29 44 94 41 und seine Website www.obersee-orankesee.de. Zu den Hörgeschichten geht es hier: www.hoerenschoenhausen.de

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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