Mittelalterliches Kleinod erhält Schönheitskur

Hans Winks im Inneren des kleinen Gotteshauses. | Foto: Schilp
6Bilder
  • Hans Winks im Inneren des kleinen Gotteshauses.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Alt-Hohenschönhausen. Das älteste Bauwerk Hohenschönhausens liegt an der Hauptstraße 42: die Taborkirche. Bereits um 1232 wurde ihr Chorraum aus meterdicken Feldsteinen errichtet. Restaurierungsarbeiten sollen nun dafür sorgen, dass die schlichte Schönheit des kleinen Gotteshaues bald wieder ins Auge sticht.

Den alten Eingang an der heutigen Wartenberger Straße gibt es nicht mehr, der Fachwerk-Glockenturm wurde 1953 abgerissen, und an der Südseite verwehren zwei Anbauten die volle Sicht auf die Dorfkirche. Und doch: „Zum Tag des offenen Denkmals kommen die Leute von sonstwoher“, sagt Hans Winks, der im Gemeindekirchenrat sitzt.

Das liegt sicher auch am Inneren des Gotteshauses. Es misst zwar nur 95 Quadratmeter und bietet gerade einmal Platz für 80 Menschen, aber die Renaissancekanzel, die Orgelempore, das Vierstrahlgewölbe im Chorraum, das Dreistrahlgewölbe im Langhaus, errichtet um 1400, können sich wahrhaftig sehen lassen.

Jetzt soll auch das mittelalterliche Äußere von Kirche und Sakristei wieder betont werden. Rund 250 000 Euro stehen dafür zur Verfügung; sie kommen aus kircheneigenen Töpfen und vom Landesdenkmalamt. Restauratoren legen zurzeit den historischen Mörtel zwischen den Feldsteinen frei, analysieren und ergänzen ihn; sie bessern Ziegelsteine aus, die aus späteren Bauphasen stammen, entfernen Putz von den Fensteröffnungen und bauen später denkmalgerechte Fenster ein.

Hans Winks erklärt eine weitere große Aufgabe. Ein dreieinhalb Meter tiefer Keller neben der Kirche müsse verfüllt werden. Im Jahr 1938 mehr oder weniger illegal angelegt, sei hier eine Kohlenheizung eingebaut worden. „Rohre führten in die Kirche, um sie irgendwie warm zu kriegen“, so Winks. Doch schon nach 15 Jahren versagte die Anlage ihren Dienst; seitdem rottet der Keller vor sich hin.

Doch der Bau hat bis heute Folgen. Rund 55 Kubikmeter Erde, die beim Aushub anfielen, wurden nämlich um die Kirche herum verteilt. Sie liegt nun tiefer als sie sollte, und so kann viel Wasser in die Mauern eindringen. „Wir wollen den Erdboden um 50 bis 60 Zentimeter absenken“, sagt Winks. Neben all diesen Arbeiten ist eine elektronisch gesteuerte Lüftung im Kircheninneren fest in Planung. Winks hofft, dass die Sanierung im Herbst abgeschlossen ist.

Aber die evangelische Gemeinde hat noch viele Wünsche. Vor allem braucht sie mehr Platz. „Wir haben keine Kaffeeküche, keinen Raum für einen Kindergottesdienst, keine Toiletten“, so Winks. Die Kirchenmitglieder träumen von einem L-förmigen modernen Erweiterungsbau mit einem Turm und von der Wiederbelebung des historischen Zugangs an der Wartenberger Straße, der behindertengerecht sein soll. Dafür würden aber zwischen 800 000 und 1,5 Millionen Euro gebraucht, schätzt Winks. Er hofft auf Geldgeber und Unterstützung aus der Politik. Und er ist sich sicher: „Für das Gesamtbild Hohenschönhausens wäre es eine echte Bereicherung, wenn die Kirche wieder sichtbarer würde.“ sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 93× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 106× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.455× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.