Bauchschmerzen bereitet die Größe
Auch Kita-Eltern sind gegen den Schulbau an der Hedwigstraße
Der Konflikt um den Schulneubau auf dem Grundstück an der Hedwigstraße 9 schwelt weiter.
Die SozDia Stiftung Berlin plant den Neubau einer Privatschule (wir berichteten). Auf der Fläche stand ein zu DDR-Zeiten errichteter Kindergarten. Den ließ die SozDia abreißen und baute im hinteren Teil eine neue Kita. Im vorderen Bereich soll eine neue Schule entstehen. Das ist seit Ende 2019 spruchreif. Und seit dem wehren sich Anwohner. Das Grundstück sei viel zu klein, erklärt Hans-Ulrich Tischer, Sprecher der Anwohnerinitiative. Außerdem sei die Anwohnerstraße nicht leistungsfähig genug, um zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. Es fehle ein schlüssiges Verkehrskonzept. Auch Medienzuführung und Abwasserproblematik seien nicht geklärt.
Auf Anfrage der Berliner Woche teilte die SozDia mit, dass es für all die Probleme Lösungsansätze gibt. Das sieht allerdings die Elterninitiative der Kita anders. „Die größten Bauschmerzen bereitet uns als Eltern die Flächenfrage“, sagt Manuela Thiel. Sie und andere Eltern befürchten, dass es viel zu wenig Platz zum Spielen und für die Bewegung im Freien gibt, wenn das neue Schulgebäude steht.
Die Eltern recherchierten auf Seiten des Senats zu den Planungsvorgaben für den Neubau von Schulen. Dort finden sich Angaben, wie viele Quadratmeter ein Standort haben muss. Demnach ist das Grundstück an der Hedwigstraße viel zu klein. „Das gilt natürlich nur für staatliche Schulen“, räumt Manuela Thiel ein. Aber darf ein privater Träger auf einem viel kleineren Grundstück bauen? Hinzu kommt, dass auf dem Campus Hedwig kein Platz für eine Sporthalle und Sportflächen ist. „Man verlässt sich darauf, Kapazitäten anderer Schulen nutzen zu können“, sagt Manuela Thiel. „Das sehen wir problematisch.“
Außerdem können sich die Eltern auch nicht vorstellen, wie die Freifläche von Kita- und Schulkindern gemeinsam genutzt werden soll. Wenn Unterricht ist, sollen die Kitakinder dann hinter der Kita spielen, damit sie nicht stören? „Uns geht es vor allem um das Wohl der künftigen Kitakinder“, sagt Manuela Thiel. Denn ehe die Schule steht, wären viele der heutigen Kinder selbst Schüler.
Manuela Thiel und einige andere Eltern wollten sich zu Beginn der Schulbauplanung aktiv einbringen und mitgestalten. „Je mehr die Planung aber voranschritt, umso weniger wurden wir eingebunden. Unsere Sorgen wurden nicht gehört.“ Die Elterninitiative startete deshalb eine Petition (https://bwurl.de/16n5). Die wurde von 126 Menschen unterschrieben: Eltern, aber auch mehrere Erzieher und einige Anwohner. Auch auf diese Petition gab es Antworten der SozDia, mit denen die Eltern allerdings nicht zufrieden sind.
So wie sich die Eltern nicht eingebunden fühlen, geht es auch den Anwohnern. Hans-Ulrich Tischer resümiert: „Es gibt bisher keine proaktive Einbeziehung der Nachbarschaft in das Vorhaben.“ Genau das fordert die BVV jetzt in einem Beschluss auf Antrag der Linksfraktion. Demzufolge soll „das Bezirksamt unter Moderation der zuständigen Stadträte, die Gesprächsrunde zwischen dem Vorhabenträger des geplanten Schulneubaus in der Hedwigstraße 9, den Anwohnern und weiteren Beteiligten fortführen“.
Ob eine sachliche Diskussion zustande kommt, bleibt abzuwarten. Denn die SozDia Stiftung hat einen positiven Vorbescheid für ihr Vorhaben. Und in einer Presseinformation teilte die Stiftung mit: „Die Grundschule am Campus Hedwig unter dem Dach der SozDia-Stiftung geht im August an den Start.“ Die neue Grundschule werde nach Angaben des SozDia-Chefs Michael Heinisch-Kirch zunächst in modernen Containern die Arbeit aufnehmen. Mit der Fertigstellung des Schulgebäudes werde in drei Jahren gerechnet.
Infos auf www.sozdia.de/Grundschule-am-Campus-Hedwig.2326.0.html
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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