Neue Ausstellungsreihe und große Pläne im Mies van der Rohe Haus

Die Leiterin des Mies van der Rohe Hauses, Wita Noack, und ihr Team haben eine besondere Ausstellungsreihe auf die Beine gestellt. Auch Originalstücke des Bauhaus-Architekten sind zu sehen. | Foto: Berit Müller
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18 000 Besucher kamen im vergangenen Jahr; bis zu 300 Gäste drängen sich bei Ausstellungseröffnungen im Mies van der Rohe Haus am Obersee. Der Architekturschatz lockt Kunstinteressierte aus aller Welt nach Alt-Hohenschönhausen. Im Vorfeld des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums 2019 widmet sich das „offene Denkmal“ nun noch eingehender seinem Schöpfer.

Ein Wohnhaus samt Möblierung entwarf der Architekt und Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) in den Jahren 1932/33 für den Hohenschönhausener Druckereibesitzer Karl Lemke und seine Frau. Minimalistisch, funktional, schlicht, aber schön entstand am Ufer des Obersees ein Flachbau im Stil der Moderne, den van der Rohe maßgeblich prägte. Zwischenzeitlich zweckentfremdet und unter anderem von der DDR-Staatsicherheit als Lager genutzt, gehört das Haus heute dem Bezirk Lichtenberg, der es zu Beginn des Jahrtausends für zwei Millionen Euro sanieren ließ und 2003 der Öffentlichkeit zugänglich machte. Mit regelmäßigen Ausstellungen, Symposien, Sommerfesten und ähnlichen Events hat der Förderverein des Mies van der Rohe Hauses seitdem einen Ort für Kunst und Kultur im Baudenkmal etabliert.

Die Kombination scheint zu funktionieren, denn die Kapazitätsgrenzen sind erreicht. Aber „im Augenblick ist alles etwas zu spartanisch“, sagt Wita Noack, Leiterin des Hauses. „Garderobe, Toiletten und Wirtschaftsräume sind ja nicht für diese Besucherzahlen ausgelegt. Deshalb hätten wir diese Bereiche und die Verwaltung gern aus dem Haus, dann könnten wir mehr Platz für Ausstellungsräume schaffen.“

Ein separates Besucherzentrum auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück am See wünscht sich der Förderverein, das Bezirksamt befürwortet die Idee. Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke), der auch für Kultur im Bezirk zuständig ist, hat beim Senat zwei Millionen Euro für das Projekt beantragt. „Wir haben hier ein lebendiges Denkmal, das weit über Lichtenberger oder Berliner Grenzen Bedeutung hat“, betont er. Noch ist das Besucherzentrum allerdings Zukunftsmusik. Zunächst werde es eine offene Debatte über Gestalt, Ort und Umfang des Neubaus geben, so der Bürgermeister. Ein internationales Symposium fürs Fachpublikum sei ebenfalls geplant.

Das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum ist zwar erst im kommenden Jahr – die Freunde und Förderer des Mies van der Rohe Hauses haben es aber schon jetzt im Blick und für 2018 eine besondere Ausstellungsreihe auf die Beine gestellt. Unter dem Titel „Mies – Sitzen und Liegen“ stehen dabei Sitz- und Liegemöbel im Mittelpunkt, die aus seiner Feder stammen. Denn der berühmte Architekt hat nicht nur Häuser entworfen. Einige seiner Schöpfungen, beispielsweise der hinterbeinlose Freischwinger, haben heute Kultstatus.

Die neue Reihe im Mies van der Rohe Haus verbindet Möbeldesign und Architekturgeschichte mit zeitgenössischer Kunst. In vier Doppelausstellungen treten Künstler von heute mit Arbeiten des Bauhaus-Architekten quasi in einen Dialog. Die erste Doppelausstellung mit Sitzmöbeln Mies van der Rohes und einer Schau namens „Table Rowing“ (Rudern an der Tischkante) des Hamburger Künstlers Peter Piller ist bis zum 1. April zu sehen. Sie zeigt Fotos, die Piller nach Recherchen in Archiven und aus alten Zeitschriften und Werbeprospekten zusammengestellt hat. Der Fotokünstler geht dabei überwiegend von Porträts aus, die den Architekten liegend oder sitzend zeigen.

„Wer je auf einem Stuhl von Mies van der Rohe gesessen hat, weiß, dass es etwas ganz Besonderes ist“, sagt Wita Noack. „Er hat ja nicht einfach nur Sessel oder Sofas entworfen. Neben dem ästhetischen Anspruch spielte immer auch der Spaß eine Rolle. Schließlich war Mies van der Rohe ein Genussmensch.“

Im Laufe des Jahres, wenn die Temperaturen klettern, soll auch der weitläufige Garten des Hauses als Ausstellungsraum dienen. „Dann können die Besucher Möbel selbst ausprobieren und testen, was bei den historischen Originalstücken natürlich nicht möglich ist“, erklärt die Leiterin. Unter anderem sei geplant, in der großen Linde am Ufer eine Hängeliege zu installieren.

Die Themenreihe „Mies – Sitzen und Liegen“ hat der Förderverein in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum in Tiergarten gestaltet, in dessen Sammlungen sich die meisten Möbel befinden, die eigens fürs Haus Lemke gebaut wurden. Begleitend zur Reihe veranstaltet der Förderverein vier Symposien. Beim ersten am 9. März geht es unter anderem ums Thema „Sitzen Frauen anders?“ Ausführliche Infos dazu und zu den einzelnen Ausstellungen gibt es unter www.miesvanderrohehaus.de und 97 00 06 18.

Geöffnet ist das Mies van der Rohe Haus in der Oberseestraße 60 dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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