Dauerausstellung über Opfer und Täter eröffnet
"Am 4. Oktober 1990 wurden die letzten Häftlinge aus dem Gefängnis entlassen", weiß Hubertus Knabe, der Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit zur Eröffnung durch die Ausstellung führt. 40 Jahre lang wurde in der Untersuchungshaftanstalt Gewalt ausgeübt. "Wer hier gefangen war, war verloren. Er wusste nicht, was mit ihm passieren wird", erklärt der Direktor der heutigen Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der Geschichte halten viele ehemalige Häftlinge lebendig. Sie führen die Besucher durch die Zellen- und Verhörtrakte und erzählen ihre Geschichten. "Es sind diese ehemaligen Häftlinge, die die Gedenkstätte international bekannt gemacht haben", erklärt Knabe. Heute zählt die Anlage rund 360 000 Besucher jährlich, 2012 mussten 17 000 aus Kapazitätsgründen abgewiesen werden.
Für rund 16 Millionen Euro wurde nun eine neue Dauerausstellung durch Bund und Land finanziert. Sie informiert nicht nur über die geschichtlichen Zusammenhänge. Sie dient auch dem Erhalt der Grundsubstanz des ehemaligen Gefängnisses. Unter dem Titel "Gefangen in Hohenschönhausen. Zeugnisse politischer Verfolgung 1945-1990" steht das Haftgeschehen im Mittelpunkt, wie es die ehemaligen Häftlinge erlebten. Anhand der fünf Schlüsselbegriffe "Gefangenschaft", "Gewalt", "Verhör", "Überwachung" und "Selbstbehauptung" werden einzelne Kapitel des Haftalltags aufgeschlagen. Rund 500 Exponate machen die systematischen Repressalien im Alltag und die ideologischen Hintergründe anschaulich, während an etwa 100 Medienstationen ehemalige Gefangene die Formen der physischen und psychischen Gewalt schildern.
Dabei bietet die Ausstellung auch den Einblick in das Selbstbild der Täter. Erstmals ist das Zimmer des Leiterbereichs zugänglich, das anhand von authentischem Mobiliar wiederhergestellt wurde. Hier gibt die Ausstellung einen spannenden Überblick über die Abfolge der bürokratischen Machtausübung in diesem Stasi-Haftapparat. Biografien, wie etwa die des Gefängnisleiters Siegfried Rataizick, zeigen die Aufstiegskarrieren in einem System, dem sich viele ehemalige Angehörige des MfS noch immer zugehörig fühlen. Das dokumentiert eindrucksvoll ein gefilmtes Interview von Rataizick, das er Anfang der 90er Jahre gab.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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