Behindertensportverein für Hallenboccia lädt ein

Hans Werner Fuhlroth kann seine Arme und Beine nicht bewegen. Er ist auf die Sportassistentin Carola Fenske angewiesen. | Foto: Wrobel
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Alt-Hohenschönhausen. Hallenboccia ist eine weltweit bei Menschen mit und ohne Einschränkungen beliebte Sportart. Der einzige Berliner Verein lädt im Rahmen der Lichtenberger Inklusionswoche am 11. und am 18. März zu einem Schnuppertraining.

"Es ist ein langsames Spiel. Man muss sich schon eine Taktik überlegen", sagt Hans Werner Fuhlroth und nimmt das Spielfeld genau ins Auge. Dann leitet er seine Sportassistentin Carola Fenske an. Sie zieht eine höhenverstellbare Rampe an ihn heran, dreht sie nach Fuhlroths Anweisung mal nach links, dann wieder nach rechts – und setzt schließlich den Ball auf die obere Halterung. Mit einem Holzlöffel, der mit dem Mund geführt wird, gibt Fuhlroth seinem Ball einen kleinen Stups. Der Ball rollt, der erste Spielzug sitzt. Seine Mitspielerin Heidi wird es nicht mehr schaffen, ihre Bälle näher an den weißen Ball zu setzen.

"An einem Wettbewerb teilzunehmen, das ist unser Traum", sagt Fuhlroth. Bald soll dieser Traum wahr werden. Denn Vereine in der Slowakei haben bereits die Berliner Kontrahenten zu einem Turnier geladen. "In diesem Jahr wird es wohl noch nichts. Aber wir arbeiten daran", sagt er. Er möchte seine Lieblingssportart zunächst vor allem in Berlin bekannter machen. Während das Hallenboccia in anderen Ländern zu den weit verbreiteten Behindertensportarten gehört, wurde der Inklusivo Verein für Hallenboccia Berlin-Lichtenberg erst vor gut einem Jahr gegründet. Er ist bisher der einzige in Berlin und zählt sechs Mitglieder.

"Es macht Spaß – und ist für alle Menschen geeignet", sagt Fuhlroth. Er gehört auch zu den Gründungsmitgliedern. Dabei weiß der Vorstandsvorsitzende des Vereins nur zu gut, welche Schwierigkeiten Menschen mit Einschränkungen bei sportlicher Betätigung haben. "Es sind vor allem Menschen mit schweren Behinderungen, die sich an Sport gar nicht mehr herantrauen. Sie wissen einfach nicht, was möglich ist. Und Menschen ohne Einschränkungen scheuen zwar nicht den Sport, aber sind wiederum unsicher beim Umgang mit Menschen mit Einschränkungen." Fuhlroth kennt das Dilemma. Heute kann er weder Arme noch Beine bewegen. Der 59-Jährige sitzt im Rollstuhl. Als er die Diagnose Multiple Sklerose bekam, war er gerade mal 30 Jahre alt. "Früher bin ich gerne geschwommen, habe Basketball gespielt." Mit der Zeit wurde er immer unbeweglicher. "Lange Zeit habe ich nach einer Sportmöglichkeit für mich gesucht", sagt er. Die Paralympischen Spiele 2012 haben ihn mit Hallenboccia bekannt gemacht. Sofort entstand die Idee, einen Verein zu gründen. In der Wohneinrichtung der Spastikerhilfe Berlin fand er Gleichgesinnte und Mitspieler. "Ohne die Unterstützung der Spastikerhilfe, des Bezirkes und des Kinderhauses Berlin-Mark Brandenburg hätten wir unsere Idee gar nicht wahrmachen können." Zunächst galt es nämlich, einen Spielort zu finden. Dank Kinderhaus kann die Sporthalle in der Neustrelitzer Straße 57 für das wöchentliche Training genutzt werden. Am schwierigsten war es, das Spielzubehör zu besorgen. Rampen mussten für Spieler angeschafft werden, die ihre Arme nicht bewegen können. "Es gibt nichts im normalen Handel. Das sind Spezialanfertigungen aus Tschechien. Selbst die Bälle mussten wir in Dänemark besorgen." Mit Hilfe des bezirklichen Kiezfonds konnten die finanziellen Belastungen abgefedert werden.

"Jetzt brauchen wir nur noch mehr Mitspieler und auch ehrenamtliche Assistenten", die dann die Rampen ausrichten. Wer seine Arme bewegen kann, der wirft selbst. "Jeder kann mitspielen. Wir freuen uns, wenn wir das Spiel anderen vorstellen können." Gleich zwei Gelegenheiten ergeben sich während der 2. Lichtenberger Inklusionswoche. Am 11. und am 18. März findet zwischen 17 und 19 Uhr in der Turnhalle in der Neustrelitzer Straße 57 ein öffentliches Training statt. Auch Zuschauer sind willkommen. KW

Weitere Informationen gibt es unter www.inklusivo.de.
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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