„Zenner“ muss schließen
Insolvenzverfahren für beliebtes Ausflugslokal ist bereits eröffnet
Eine Berliner Institution ist – vorerst – am Ende. Zum Jahresende schließt das Ausflugslokal „Zenner“.
Das wurde erst jetzt durch eine Ausschreibung des Bezirksamts Treptow-Köpenick bekannt. Das sucht nämlich für das 8000 Quadratmeter große Grundstück nebst Gebäuden einen neuen Betreiber. Am 17. und 19. September hat das Amtsgericht Charlottenburg für die zwei Unternehmen Zenner Restaurations GmbH & Co. Betriebs KG und Zenner Restaurations GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Verfahren betreffen das eigentliche Gasthaus „Zenner“ mit Biergarten und das Burgerrestaurant im Erdgeschoss. Als Insolvenzgründe werden Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung angegeben. Der Charlottenburger Rechtsanwalt Robert Schiebe wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.
Er sieht unter anderem in der steigenden Konkurrenz einen Grund für das Aus des Unternehmens. „Es gibt inzwischen im Umfeld mehrere gastronomische Angebote, darunter auch im nahen Treptower Hafen“, erklärt der Anwalt.
Pächter Frank Kühl (67) hatte zu DDR-Zeiten im damaligen HO-Ausflugslokal gearbeitet und 1989 die Restaurantleitung übernommen. „Ich musste in den vergangenen 30 Jahren alle Arbeiten an den gepachteten Gebäuden selbst finanzieren, mehrere Jahre sogar für den öffentlichen Parkplatz neben dem Haus zahlen. Der Vertrag wäre jetzt ohnehin ausgelaufen“, erklärt er. Ob und bei wem tatsächlich Schulden bestehen, bleibt offen, weder Pächter noch Bezirk äußern sich dazu. Seinen Pachtvertrag will Kühl aber auf jeden Fall bis zum Ende mit Unterstützung des Insolvenzverwalters, der jetzt das Sagen im Haus hat, erfüllen. „Alle geplanten Veranstaltungen, auch das Martinsgansessen Mitte November, finden statt. Auch zu den Feiertagen ist unser Haus geöffnet“, sagt der Wirt.
Wie es mit „Zenner“ weitergeht, steht in den Sternen. Im Rahmen der Ausschreibung können sich Gastronomen bis 22. November beim Bezirk bewerben. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Pächter können das komplette Areal mit Haupthaus sowie Turmhaus und historischer Körnervilla mieten, oder auch nur das Haupthaus. Für das gesamte Areal werden Kaltmieten von monatlich 12 900 Euro (Nebensaison) bis 16 000 Euro (Hauptsaison) fällig. Außerdem muss ein Betreiber die Instandhaltung und bei Übernahme der Körnervilla auch deren Sanierung finanzieren. Ein Imbissstand im Biergarten wird vom Bezirk nicht gewünscht. Als Ausgleich für die zahlreichen Forderungen wird der Abschluss eines langfristigen Erbbaupachtvertrags in Aussicht gestellt.
„Zenner“ hat eine fast 200-jährige Geschichte. Bereits 1822 wurde hier das nach Plänen von Friedrich Wilhelm Langerhans errichtete Magistrats-Kaffeehaus errichtet. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zerstört, wurde das heutige Restaurant nach Entwürfen des bekannten Architekten Hermann Henselmann erbaut und am 1. Mai 1955 feierlich eröffnet.
Infos zur Ausschreibung unter https://bwurl.de/14m9
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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