13 Ehrengräber erhalten Informationstafeln
13 gibt es im Bezirk, verteilt auf mehrere Friedhöfe. Jetzt werden sie mit Informationstafeln ausgestattet. Die ersten vier sind eingeweiht. "Friedhofsbesucher erfahren so Wissenswertes aus der Biografie der Geehrten und können Verdienste und Lebensleistung besser einschätzen", sagte Bürgermeister Oliver Igel (SPD) zu feierlichen Übergabe, zu der Familienangehörige und frühere Kollegen gekommen waren.Die Idee stammt vom Heimatverein Köpenick. "Friedhofsbesucher stehen vor den Gräbern mit den Plaketten, die sie als Ehrengrab ausweisen. Sie kennen aber die Beigesetzten nicht und fragen sich, was sie für die Allgemeinheit getan haben. Die Kurzbiografien schließen diese Informationslücke", sagt Stefan Förster, Vorsitzender des Vereins.
Franz Künstler (1888-1942) war bereits mit 18 Jahren SPD-Mitglied. 1924 übernahm der Maschinenschlosser den Vorsitz des Bezirks Groß-Berlin. Von 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordneter, gehörte er schon früh zu den Gegnern der Nationalsozialisten. Nach dem SPD-Verbot 1933 wurde er verhaftet und schwer misshandelt. 1934 kam er frei. Trotz schwerer Krankheit musste er im Krieg für eine Heeresdienststelle als Lastenträger schuften. Infolge dessen starb er. Die Beisetzung Künstlers 1942 wurde trotz Überwachung durch die Gestapo zu einer eindrucksvollen Demonstration gegen das NS-Regime.
Alfred Grotjahn (1869-1931), der wenige Schritte von Künstler entfernt liegt, war Mediziner und einer der Begründer der sozialen Hygiene in Deutschland. In Veröffentlichungen befasste er sich unter anderem mit Alkoholismus, Ernährung, Sozialversicherung und Krankenhauswesen. Von 1921 bis 1924 saß er für die SPD im Reichstag. Zur Einweihung der Tafel waren seine Enkelinnen Eva Schmidt und Suse Huth und zwei Urenkel gekommen.
Georg Béla Pniower (1896-1960), Gärtner, Landschaftsarchitekt und Professor für Garten- und Landeskultur, arbeitete Anfang der 20er Jahre bei der Baumschule Späth als leitender Gartenarchitekt. Wegen seiner jüdischen Abstammung erhielt er 1935 Berufsverbot. 1944 wurde er verhaftet und musste Zwangsarbeit leisten. Nach Kriegsende wurde er Professor an der Humboldt-Universität. Der Sommerblumengarten im Treptower Park ist nach seinen Plänen angelegt.
Die Politikerin und Dichterin Clara Bohm-Schuch (1879-1936) engagierte sich seit 1904 in der Gewerkschafts- und Frauenbewegung. Nach der Novemberrevolution zog sie 1919 als eine der ersten Frauen in die Nationalversammlung und später in den Reichstag ein. Die Sozialdemokratin kümmerte sich besonders um die Lebensverhältnisse von Frauen und Kindern. Nach der NS-Machtübernahme wurde sie verhaftet, war nach der Freilassung psychisch zerstört. Zu ihrer Beisetzung am 12. Mai 1936 kamen mehrerer Tausend Trauergäste.
Alle vier Ehrengräber befinden sich auf dem neuen Friedhofsteil an der Kiefholzstraße 221-228, gleich neben dem Krematorium.
In den nächsten Monaten sind weitere Tafeln geplant, unter anderem für den Köpenicker Bürgermeister Georg Langerhans, Kunstschmied Fritz Kühn und Schriftstellerin Liselotte Welskopf-Henrich. Die Kosten - rund 250 Euro pro Informationstafel - trägt der Bezirk.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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