Zwölf Monate im Rückblick:
Das war das Jahr 2022 in Mitte

"Hier sind die ersten Berliner gelaufen." Landesarchäologe Matthias Wemhoff auf Berlins ältester Straße.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • "Hier sind die ersten Berliner gelaufen." Landesarchäologe Matthias Wemhoff auf Berlins ältester Straße.
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Proteste gegen Bauprojekte, Streit um die Mohrenstraße, unendliche Friedrichstraße, Schimmel-Schule und ein geschasster Bürgermeister: In Mitte war das Jahr mal wieder turbulent. Die Berliner Woche erinnert wichtige Momente.

Januar

Das neue Jahr beginnt gleich mit mehreren Aufregern. Im Mettmann-Kiez will Bayer Wohnhäuser abreißen, um seine Gewerbeflächen zu vergrößern. Mieter und Bezirksverordnete protestieren, denn bezahlbare Wohnungen sind im Kiez Mangelware.

Keine zwei Monate nach der Neuwahl des Bezirksparlaments verlieren die Grünen ein Fraktionsmitglied. Ingrid Bertermann tritt enttäuscht aus der Partei aus und wechselt zu den Linken.

Archäologen machen auf dem Molkenmarkt einen Sensationsfund. Unter der Stralauer Straße entdecken sie Berlins älteste Straße. Der Bohlenweg ist über 700 Jahre alt.

"Hier sind die ersten Berliner gelaufen." Landesarchäologe Matthias Wemhoff auf Berlins ältester Straße.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Februar

Das Bezirksamt setzt bei den Ehrenamtlern den Rotstrich an. Weil das Haushaltsbudget klamm ist, sollen sie künftig keine Aufwandsentschädigung mehr bekommen. Stadtteilvertreter fordern die finanzielle Anerkennung zurück. Die Bezirksverordneten sehen das genauso.

In das leere Wohnhaus an der Habersaathstraße ziehen mit Duldung des Eigentümers Obdachlose ein. Die Initiative „Leerstand-hab ich-Saath“ feiert den Erfolg. Das Bezirksamt ringt derweil im Rechtsstreit über den Abriss weiter um einen Vergleich.

Anwohner protestieren gegen das Bauprojekt an der Holzmarktstraße 66. Auf dem Kaufhallengrundstück will ein privater Investor ein Geschäfts- und Wohnhaus bauen. 19 Bäume sollen fallen – genehmigt vom Bezirksamt.

März

Der Streit um die Mohrenstraße geht weiter. Das Bezirksamt schickt Widerspruchsbescheide an die Anwohner raus, die der Umbenennung widersprochen haben. Bezirksamt und BVV wollen den Straßennamen in Anton Wilhelm Amo ändern. Wegen mehrerer Klagen ist die Straße bis Jahresende immer nicht umbenannt.

April

Mittes größter Sportverein Blau Weiss Berolina klagt über kaputte Duschen, feuchte Wände und mangelnden Platz. Das Vereinshaus muss dringend überholt werden. Im September beginnt das Bezirksamt mit der Sanierung.

Der Kampf ums Monbijoutheater geht in die nächste Runde. Die BVV-Fraktionen fordern in einem Offenen Brief eine dauerhafte Lösung für das geschlossene Amphitheater. Für das Bezirksamt ist der Monbijoupark jedoch eine geschützte Grünfläche und der Theaterbetrieb somit nicht erlaubt.

Mai

Die Freitreppe zum Spreekanal am Humboldt Forum verzögert sich. Dem Senat fehlt das Geld und genehmigt ist die Treppe auch noch nicht. Ursprünglich sollte das Prestigeobjekt in diesem Jahr fertig werden.

Juni

Grünes Licht für das Bernhard-Lichtenberg-Haus. Das Erzbistum Berlin kann mit der Sanierung und dem geplanten Teilneubau beginnen. Das neue Haus soll wieder Wohnsitz des Erzbischofs werden und ein öffentliches Forum für die Berliner.

Nach der Havarie im Hochhaus an der Leipziger Straße 40 dürfen die ersten Mieter zurück in ihre Wohnungen. Ursache des Wasserschadens war ein defektes Druckventil.

Juli

Im James-Simon-Park verhängt der Bürgermeister nach wiederholten Partyexzessen ein nächtliches Alkoholverbot. Das gilt bis Mitte September auch für den Monbijoupark.

Auf der Fischerinsel feiert die städtische WBM Richtfest für 210 neue Wohnungen und Studenten-WGs. Bis Ende 2023 soll das Bauprojekt am Mühlendamm fertig sein. Bei Ausgrabungen fanden Archäologen dort eine Latrine aus dem 14. Jahrhundert.

August

Schock vor den Sommerferien: Die Anna-Lindh-Grundschule muss wegen Schimmelbefalls komplett schließen. Das Bezirksamt mietet für teures Geld Büroräume in Charlottenburg-Nord an. Ende des Monats ziehen die ersten Schüler um.

Das Gesundheitsamt lässt die Anna-Lindh-Grundschule kurz vor den Sommerferien wegen Schimmelbefalls komplett schließen. | Foto: Ulrike Kiefert
  • Das Gesundheitsamt lässt die Anna-Lindh-Grundschule kurz vor den Sommerferien wegen Schimmelbefalls komplett schließen.
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September

Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) muss den Chefsessel räumen. Die Bezirksverordneten wählen ihn ab – auch die eigene Fraktion. Von Dassel soll einem abgelehnten Bewerber für einen Rathausposten Geld aus eigener Tasche angeboten haben, damit dieser sich nicht eingeklagt. Freiwillig zurücktreten wollte von Dassel nicht.

Oktober

Stefanie Remlinger wird Mittes neue grüne Bürgermeisterin. Die Ex-Bildungsstadträtin folgt Stephan von Dassel nach. Neue Schulstadträtin wird Maja Lasić von der SPD.

Die Kiezblockinitiative Nördliche Luisenstadt übergibt Verkehrsstadträtin Almut Neumann 1200 Unterschriften. Die Anwohner engagieren sich seit zwei Jahren für weniger Verkehr und Tempo 30 in ihrem Kiez. Der Unterschriftensammlung soll ein Bürgerantrag in der BVV folgen.

November

Auf der Friedrichstraße haben Autos vorerst wieder freie Fahrt. Das Verwaltungsgericht hebt das Autoverbot zwischen Französischer und Leipziger Straße in einer Eilentscheidung auf. Das Bezirksamt verzichtet auf eine Beschwerde. Bis Jahresende soll die Straße in eine Fußgängerzone umgewidmet sein.

Die legendären Märchenhütten im Monbijoupark feiern Wiedereröffnung. Nach langer Zwangspause hat der Theaterverein „ZweiDrittel“ vom Bezirksamt die Spielgenehmigung bekommen – vorerst für drei Jahre.

Dezember

Der Bezirk entscheidet sich für den Abriss der schimmelnden Anna-Lindh-Grundschule. Dem muss aber noch das Landesdenkmalamt zustimmen. Erst dann ist der Weg für einen Neubau frei.

Mit der „Badstraße“ und der „Müllerstraße Nord“ hat Mitte zwei neue Milieuschutzgebiete. Beschlossen im November, treten die sozialen Erhaltungsverordnungen jetzt in Kraft.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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