Der Frühling ist pink
Urban Sketcher sind fasziniert von Kirschblüten auf dem Mauerstreifen

Christian Badel und andere Berliner Urban Sketcher zeichneten im Rahmen des diesjährigen artspring-Festivals Kirschblüten auf dem einstigen Mauerstreifen. | Foto:  Christian Badel
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  • Christian Badel und andere Berliner Urban Sketcher zeichneten im Rahmen des diesjährigen artspring-Festivals Kirschblüten auf dem einstigen Mauerstreifen.
  • Foto: Christian Badel
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Unter dem Motto „Pink Spring in Pankow“ hat der Grafiker Christian Badel eine besondere Aktion im Rahmen des diesjährigen artspring-Festivals in Pankow gestartet.

Das Festival findet seit Anfang Mai bis zum 12. Juni unter dem Motto „Der Mythos ist hin“ statt. Die Leitfarbe des diesjährigen Festivals ist Pink. Und weil zurzeit auch die Blüten japanischer Kirschbäume im schönsten Pink blühen, entschloss sich Badel, auf dem früheren Mauerstreifen in der Nähe der Bornholmer Brücke eine Kunstaktion zu initiieren. Gemeinsam mit einigen anderen Künstler der Berliner Urban Sketcher begab er sich an diesen Ort, um gemeinsam zu zeichnen. Die entstandenen Bilder werden schon bald, unter anderem am Wochenende der offenen Ateliers am 11./12. Juni, in Christian Badels Atelier im Atelierhaus Prenzlauer Promenade 149-152 zu sehen sein.

„Eine üppige Kirschblütenpracht auf dem ehemaligen Todesstreifen nahe der Bornholmer Brücke Richtung Pankow: Das ist ein Kontrast, der stärker nicht sein kann und der mich deswegen immer wieder von neuem beeindruckt“, sagt Christian Badel. Und wenn dann noch ein zartrosa Licht durch die blütenbeladenen Baumkronen auf den ehemaligen Patrouillenweg der Grenzposten fällt, sei das aus heutiger Sicht fast paradox. Denn unmittelbar in der Nähe befindet sich die Bornholmer Brücke, auf der sich der Grenzübergang befand, an dem sich am 9. November 1989 vermutlich als erstes die Schranken Richtung Westen öffneten. Heute sieht man Anwohner und Touristen gleichsam unter dem zartrosa Blütendach auf dem Mauerstreifen wandeln. „Junge Leute fotografieren sich hier gegenseitig, und einige haben sich mit Kostümen und Schminke in japanische Geishas mit Schirmen und Fächer verwandelt. Liebespaare schlendern ineinander verschlungen durchs rosafarbene Licht, und Radfahrer auf dem Weg von der Arbeit nach Hause drosseln ihr Tempo und blinzeln nach oben“, berichtet Christian Badel von seinen Beobachtungen.

Auch überdurchschnittlich viele asiatische Touristen kommen anscheinend extra zum Fotoshooting gezielt hierher. Kein Wunder: Denn viele Asiaten wissen von der großen Kirchbaum-Spende, die es vor 30 Jahren gab. Die Begeisterung über das Ende der deutschen Teilung war für den japanischen Fernsehsender TV-Asahi 1990 Anlass, in Japan zu einer großen Spendenaktion aufzurufen. Als Ausdruck der großen Anteilnahme der japanischen Bevölkerung an den Ereignissen der deutschen Wiedervereinigung und der freundschaftlichen Verbundenheit zwischen Japan und Deutschland wurde Geld für die Pflanzung Japanischer Kirschbäume (Sakura) in Deutschland gesammelt. Diese Zierkirschen sind in Japan sehr beliebt. Sie sollen Frieden und Ruhe in die Herzen der Menschen bringen. Für diese Kirschbaumaktion wurde ein Spendenfond eingerichtet. Mehr als 140 Millionen Yen (auf heutige Währung umgerechnet etwa eine Million Euro) kamen zusammen. Damit konnten bis heute zirka 10 000 Bäume entlang des ehemaligen Todesstreifens gepflanzt werden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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