Mehr Zeit für's Gärtnern auf der eigenen Parzelle
Generationswechsel sorgt für frischen Wind in Kleingartenanlagen

Die Vorstandsmitglieder Viola Kleinau, Peter Mannigel, Heike Stern, Gerd Hardt und Nico Baehr (von links) vor dem Gebäude des Bezirksverbandes. Die Blätter am Baum auf dem Schild, das Heiko Stern hält, symbolisieren die Mitgliedsvereine des Bezirksverbandes. | Foto: Bernd Wähner
  • Die Vorstandsmitglieder Viola Kleinau, Peter Mannigel, Heike Stern, Gerd Hardt und Nico Baehr (von links) vor dem Gebäude des Bezirksverbandes. Die Blätter am Baum auf dem Schild, das Heiko Stern hält, symbolisieren die Mitgliedsvereine des Bezirksverbandes.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Beete umgraben, säen, pflanzen, Obstbäume beschneiden: In den Pankower Kleingärten hat die Saison begonnen.

Es wird die zweite sein, die unter Corona-Bedingungen beginnt. Viele Pächter, die einen Kleingarten bewirtschaften, sind froh dass sie auf ihrer Parzelle an frischer Luft gärtnern und entspannen können. Denn dort entfliehen sie dem Alltag der Großstadt, müssen nicht auf Abstand achten und Maske tragen. Und etliche Berufstätige verlegten in der vergangenen Saison sogar ihr Homeoffice in den Garten.

Dass in der Pandemie Kleingärten noch beliebter wurden, als sie es so schon für viele Familien sind, merkte der Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow auch an konkreten Zahlen. Lag die Fluktuation in den Pankower Kleingartenanlagen in den Vorjahren bei etwa fünf Prozent, so gab es seit Beginn der Pandemie nur für 2,6 Prozent der Parzellen Kündigungen. Umfasste die Bewerberliste üblicherweise etwa 1000 Bewerber im Jahr, so waren es im vergangenen Jahr 1700 Bewerber, berichtet die Vorsitzende des Bezirksverbandes, Viola Kleinau. „Um beim Abbau der Bewerberliste voranzukommen, versuchen wir jetzt auch, verhältnismäßig große Parzellen bei Pächterwechseln zu teilen“, erklärt sie „Wir sind der Auffassung, dass zum Gärtnern Parzellen in einer Größe von 300 bis 400 Quadratmetern völlig ausreichen.“

Immer mehr junge Familien
pachten Parzellen

Der Pankower Bezirksverband der Gartenfreunde ist einer der mitgliederstärksten im Landesverband der Gartenfreunde Berlin. In insgesamt 54 Anlagen werden seit Beginn dieser Saison 5208 Kleingärten bewirtschaftet. Seit einigen Jahren findet in den Anlagen ein Generationenwechsel statt, berichtet Viola Kleinau. Immer mehr junge Familien pachten eine Parzelle. Das hat nach Beobachtung des Bezirksverbandsvorstandes mehrere Gründe. Eine große Rolle spielt bei den jüngeren Kleingärtnern, dass sie sich mit Selbstangebautem gesund versorgen möchten. Sie wollen sich mit Obst und Gemüse ernähren, das ohne Pestizide und Herbizide reifte und so schmeckt, wie es schmecken soll. Die Ente im eigenen Garten führt außerdem dazu, dass die Wertschöpfungskette so kurz wie möglich gehalten wird, so Viola Kleinau. Das heißt, dass die Kleingärtner nicht auf Kartoffeln aus Spanien oder auf Erdbeeren aus Afrika angewiesen sein wollen, die erst nach Deutschland transportiert werden müssen.

Ein weiterer Grund ist, dass für jüngere Kleingärtner ihre Anlage inzwischen ein Soziotop ist. Das heißt, sie sehen in ihrer Scholle nicht nur ein Biotop, sondern mögen es, Teil einer sozialen Gemeinschaft zu sein und Gemeinschaft zu leben, statt sich einzuigeln. Viele gestandene Kleingärtner beobachteten und beobachten diese Entwicklung mit Skepsis. Doch immer mehr ältere gehen diese Entwicklung mit. „Wir stellen fest, dass die Hilfe untereinander immer besser geworden wir“, sagt Viola Kleinau. Erfahrene Kleingärtner geben den jüngeren immer wieder Tipps, und die jüngeren helfen ihren Nachbarn auch schon mal beim Umgraben der Beete.

Der frische Wind, der durch viele, aber bei weitem noch nicht durch alle Pankower Anlagen weht, führt auch dazu, dass knapp 70 Prozent aller Kleingartenvereine sich weiter geöffnet und Projekte initiiert haben. Die Bandbreite reicht von Klima- und Schaugärten, über Gemeinschaftsgärten, die der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt werden, bis zu Schulgarten- und Kita-Projekten sowie Therapiegärten.

Schulungen fanden online statt

Die Pandemie führte allerdings dazu, dass etliche Projekte im zurückliegenden Jahr nicht in gewohnter Weise stattfinden konnten. „Aber wir konnten feststellen, dass die Gärten im vergangenen Mai so vorbildlich bewirtschaftet waren, wie noch nie“, berichtet Heiko Stern, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes. „Dass die Pächter mehr Zeit in den Gärten verbrachten als in den Jahren zuvor, tat ihnen offenbar gut. Wir hoffen, dass diese vorbildliche Bewirtschaftung in den kommenden Jahren weiter anhält.“

Wegen Corona konnten im zurückliegenden Jahr allerdings die üblichen, über die Monate verteilten Veranstaltungen des Bezirksverbandes nicht stattfinden. Das betraf vor allem auch die Schulungsveranstaltungen der Gartenfachberater. „Wir behalfen und mit Videos, die wir zu einzelnen Themen anboten. In diesem Jahr gehen wir davon aus, dass wir wieder einiges hybrid durchführen können“, sagt Viola Kleinau. „Im März haben wir zum Beispiel gerade ein Video zum Thema Obstbaumschnitt gedreht.“

Im September dieses Jahres steht das Jubiläum 100 Jahre Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow an. Wie das begangen werden kann, wird vor allem von der pandemischen Entwicklung abhängen.

Weitere Informationen zum Bezirksverband der Gartenfreunde Pankow gibt es auf www.gartenfreunde-pankow.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 179× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 135× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 187× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.522× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.