Spandau im Pressespiegel April 1920
100 Jahre Groß-Berlin: Von Wohnungsnot und billigem Gemüse

„Volksblatt für Spandau und das Havelland“ vom 28. April: „Groß-Berlin beschlossen. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft Groß-Berlins ist gestern in der Preußischen Landesversammlung gefallen: in namentlicher Abstimmung wurde das Gesetz, betreffend die ‚Bildung einer Stadtgemeinde Berlin‘ angenommen. Das Haus war dicht besetzt. Im ganzen stimmten 317 Abgeordnete. 165 Stimmen lauteten auf ja, 148 auf nein, 5 waren ungültig. Alle Fraktionen hatten für eine starke Besetzung des Hauses gesorgt, da bei diesem Abstimmungsverhältnis eine auch nur geringe Mehrheit den Ausschlag geben musste.“

„Volksblatt“ vom 24. April: „Maßnahmen gegen die Wohnungsnot beschlossen. Die Stadt Spandau hat bereits im verflossenen Jahre weitgehende Maßnahmen zur Behebung der Wohnungsnot getroffen. Durch die Herstellung von Wohnungen in Neubauten und Holzbauten, durch Ausbau von Kasernen, Baracken und öffentlichen Gebäuden sowie von Privathäusern und durch Einmieten in vorhandene Wohnungen ist für 786 Familien Unterkommen geschaffen worden. Um die im weitern Anwachsen begriffene Wohnungsnot zu steuern, haben die städtischen Körperschaften am Donnerstag 6.346.436 Mark zur Errichtung weiterer städtischer Wohnungsbauten und Eigenheime bewilligt. Es sollen insgesamt 153 Wohnungen errichtet werden und zwar in den zurzeit billigsten Typen, dem Einfamilienreihenhaus und dem Sechsfamilienhaus.“

„Spandauer Tageblatt“ vom 24. April: „Das Wohnungsamt veröffentlicht heute eine Bekanntmachung, wonach in Zukunft nur die dringenden Fälle von Nachfragen erledigt werden. Trotz der wiederholten Bekannungmachungen wird das Wohnungsamt noch immer zum Zwecke der nachfrage, ob Wohnungszuteilung bald erfolgen wird, aufgesucht. Die wiederholten Hinweise, dass persönliche Nachfragen in Zukunft nicht mehr erledigt werden, sind bisher unbeachtet geblieben.“

„Volksblatt“ vom 24. April: „Die Verlegung der zweigleisigen Straßenbahn in der Seegefelder Straße macht eine Verbreiterung des Fahrdamms nötig; infolgedessen muss der größte Teil des Baumbestands bis zur Nauener Straße, der in den Sommermonaten eine Zierde dieser Stadtgegend bildete, dem Ausbau der Straßenbahn zum Opfer fallen. Leider konnte kein Weg gefunden werden, die Verkehrsbedürfnisse mit den Schönheitsinteressen zu vereinigen. Die Mehrzahl der Anwohner scheint das Hauptgewicht auf eine gute Verkehrsverbindung zu legen. Das Gartenbauamt muss also einen großen Teil der schönen alten Bäume fällen. Die Neubepflanzung der Straße wird im Herbst erfolgen.“

„Volksblatt“ vom 24. April: „Auf dem heutigen Wochenmarkt war für frisches Gemüse, das angesichts der Jahreszeit in ziemlich reichlichen Mengen zum Verkauf gestellt wurde, eine Preissenkung eingetreten. Spinat konnte man für 1 Mark das Pfund kaufen, Spargel für 2,50 Mark. Neu hinzugekommen ist Kopfsalat.“

„Volksblatt“ vom 28. April: „Das Standesamt Spandau trägt ein: Verehelicht: der Steinsetzer Rerker mit Marie Hans; der Destillateur Fischer mit Gertrud Franz; der Vizewerkmeister Sommer mit Elisabeth Sonnenburg; der Eisenbahngehilfe Schüler mit Martha Tischer.“

„Volksblatt“ vom 28. April: „Einen völlig unverhofften Verlauf nahm für viele Händler der gestrige Pferdemarkt. Sie waren in großer Zahl erschienen, und es wurden über 1300 Pferde auf dem Platz festgestellt. Von Beginn an wurden die alten Phantasiepreise gefordert, bis zu welcher Höhe diese gestiegen waren, zeigt allein ein Beispiel: Ein Berliner Händler kam mit zwei allerdings tadellosen Pferden und verlangte dafür 48.000 Mark. Bald griff aber unter den Marktbesuchern, soweit sie verkaufen wollten, große Enttäuschung um sich. Die Schaulustigen verhielten sich den hohen Preisen gegenüber völlig ablehnend, und nur in den Fällen kamen Geschäfte zustande, wo erheblich billiger verkauft wurde. So nahm das Geschäft einen schleppenden Verlauf.“

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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