Ein grüner Lernort für Neuköllner Kinder: Der Förderverein der Gartenarbeitsschule feiert seinen 20. Geburtstag

Yasmin Molder-Kolbe (l.) ist Leiterin der Gartenarbeitssschule. Auguste Kuschnerow, eine der früheren Chefinnen der Einrichtung, ist Vorsitzende des Fördervereins. | Foto: Schilp
  • Yasmin Molder-Kolbe (l.) ist Leiterin der Gartenarbeitssschule. Auguste Kuschnerow, eine der früheren Chefinnen der Einrichtung, ist Vorsitzende des Fördervereins.
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Britz. Fast jedes Neuköllner Kind kennt die August-Heyn-Gartenarbeitschule an der Fritz-Reuter-Allee 121. In diesen Tagen gibt es einen Grund zum Feiern: Der Förderverein wird 20 Jahre alt.

Die Schule selbst gibt es bereits seit 1958, damals wurde sie auf Ackerflächen des Gutshofs Britz gegründet. Die Wurzeln reichen aber noch weiter zurück. Der Sozialdemokrat und Neuköllner Lehrer August Heyn baute 1920 am Teltowkanal eine der ersten Berliner Gartenarbeitsschulen auf. Die damaligen Ziele gleichen den heutigen: Den Kindern Wissen über die Natur, gesunde Ernährung, Obst- und Gemüseanbau vermitteln und ihnen Bewegung an der frischen Luft bieten.

Rund 30 000 Besucher zählt die Einrichtung pro Jahr, manche Schulklassen kommen mit ihren Lehrern mehrmals die Woche, andere nur alle drei Monate. Auf 3,3 Hektar können die Mädchen und Jungen viel über biologische Vorgänge lernen und natürlich auch selbst aktiv werden. Sie legen Beete an, ernten Gemüse, basteln, imkern, filzen, weben, pressen Apfelsaft, kochen Marmelade und, und, und. Es gibt Bienen, Kaninchen, Meerschweinchen, Schafe und Schmetterlinge, ein langes Rohrsystem mit Ameisen, zimtfarbene Tauben – eine große Seltenheit – und sogar ein Aquarium mit zwei Axolotln, Schwanzlurchen, namens Axel und Lotte.

Träger der Schule, die 1995 nach dem Schulreformer August Heyn benannt wurde, ist das Bezirksamt. Doch warum ist ein Förderverein nötig? Auguste Kuschnerow, die zu den Gründerinnen gehört und gleichzeitig lange Zeit Leiterin der Schule war, hat darauf mehrere Antworten. Eine der wichtigsten: Der Förderverein darf selbst Veranstaltungen organisieren: Tage der offenen Tür, Weihnachtsmärkte, Auftritte auf der Grünen Woche. Die Einnahmen wandern nicht in die Bezirkskasse, sondern dürfen direkt in die Schule gesteckt werden.

So können relativ unkompliziert und schnell Dinge angeschafft oder repariert werden. Yasmin Mosler-Kolbe, die heutige Leiterin der Gartenarbeitsschule, zählt auf: „Der Steinbackofen, die neue Pergola, die wetterfeste Infotafel, die neue Außenhaut für unsere Kaiserjurte.“

Auch sie ist Mitglied des Fördervereins und tut es Auguste Kuschnerow gleich, die immer großes Geschick bewiesen hat und heute noch beweist, um die richtigen Mitstreiter zu gewinnen. „Unsere zweiten Vorsitzenden waren Naturexperten, Banker, Politiker, die hatten viel Power und haben uns weit vorangebracht“, sagt Kunschnerow. Das sei auch nötig gewesen. „Vor der Gründung des Vereins kannte uns kaum jemand, das hat sich gründlich geändert.“

Eine große Öffentlichkeit für die Gartenarbeitsschule zu schaffen, sei gerade in der Nachwendezeit dringend geboten gewesen. Damals verkauften die Bezirke viele ihrer Immobilien. Auch in der Neuköllner Gartenarbeitsschule - sie ist immerhin die größte in Berlin - ging die Angst um. Das ist glücklicherweise Schnee von gestern: Inzwischen gibt es einen einstimmigen Beschluss der Bezirksverordneten, die Einrichtung zu erhalten.

Der Förderverein ist übrigens auch über die Grenzen der Fritz-Reuter-Allee hinaus aktiv. So ist ihm der Schulgarten samt Lehmhaus an der Rungiusstraße zu verdanken. Auch bei der Entwicklung des Neuköllner Gartenkulturpfades – er führt Freunde der Natur und der Stadtgeschichte auf mehreren Routen durch den Bezirk – hat der Förderverein eine sehr wichtige Rolle gespielt. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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